DSHnora-02 Märchen in DAS SCHREIBHAUS


[size=14]„Nora im Wunderland“

Auf einer wunderschönen Wiese in der Nähe von Noras Zuhause stehen vier Bäume. Sie stehen so in sich verschlungen da, dass man denkt, sie tanzen einen Reigen. In der Mitte dieses Baumkreises befindet sich ein geheimer Zugang zum Wunderland der Wichtel. Wer dort eintritt, kann vielen Wunderwesen begegnen und Dinge miterleben, die durch Zauberei geschehen.

Es gibt einen Oberwichtel, der auf Ordnung achtet. Dann leben dort noch viele kleine, nicht immer artige Wichtel, die Zauber bewirken können. Zutritt haben nur Sonntagskinder, die am 29. Februar Geburtstag haben. Darum betreten nur ganz wenige Menschen dieses kleine Wunder. Und das ist gut so.

Nora ist so ein Kind. „Mutti, darf ich hinüber zu den vier Bäumen im Park spielen gehen? Ich habe letzte Nacht von einem Wichtel geträumt. Vielleicht hat er mir zu meinem Geburtstag einen Mondstrahl gepflückt? Bitte Mutti!“

Die Mutter denkt: Meine Tochter hat zu viel Phantasie.

Nora kennt sich aus. Denn, sie hat schon einmal an ihrem Geburtstag und aus Zufall das Wunderland betreten. Sie geht wieder ganz schnell durch die Bäume hindurch und betritt jetzt das Wunderland. „Hallo Knöpfchen, wo steckst Du?“ Nora schaut sich um. Links und rechts neben ihr wachsen duftende Erdbeeren. Süß, rot, und saftig.

Knöpfchen wartet bereits auf Nora. Jetzt sieht er sie und niest ganz laut, weil er ab jetzt sichtbar bleiben möchte. Wer niest, wird nicht unsichtbar. „Alles Gute zum Geburtstag, meine liebe Nora. Wollen wir den Mond um einen seiner Strahlen bitten? Heute schenkt er Dir einen, weil Du ein besonderes Geburtstagskind bist.“ Eigentlich darf Knöpfchen keine Strahlen pflücken. Der Mond muss ihnen einen schenken, wenn sie Appetit auf Süßigkeiten haben.

Der Mond nimmt es aber dabei nicht so genau.

Heute will der Oberwichtel hier nach dem Linken und dem Rechten sehen. Auch nach Knöpfchen und auch Nora beglückwünschen. Er kennt Nora und weiß, dass sie immer an ihrem Geburtstag Knöpfchen im Wunderland besucht.

Knöpfchen wollte eben mit Nora zum Mond hinaufklettern.

„Na Ihr beiden?“ Plumpst, vor Schreck fällt er wieder von der Himmelsleiter. Direkt vor des Oberwichtels blank geputzte Schuhe. Nora steht noch auf der Himmelsleiter und springt schnell auf die Wiese zurück.
„Guten Abend Nora! Guten Abend Knöpfchen!“ Im Wunderland herrscht immer die Tageszeit, die man dringend braucht. Inzwischen geht langsam die Sonne schlafen.
Der Oberwichtel schaut zum Himmel. „Wo wolltet ihr den hin?“ Dabei schmunzelt er. Er weiß ganz genau, was die beide vorhaben.

Ein sich köstlich amüsierender Vollmond steht am Himmel. Seine Strahlenleiter reicht bis zur Erde herab und möchte die Kindern zum Mond hinaufbegleiten.

„Guten Tag Herr Oberwichtel“, sagen beide ganz artig.
„Guten Abend Ihr beiden. Nora? Du besuchst heute Knöpfchen im Wunderland? Meinen aller herzlichsten Glückwunsch zu Deinem Geburtstag.“
„Ich darf heute mit ihm Mondstrahlen fangen. Bitte, bitte, ich möchte ihn begleiten.“
Der Oberwichtel guckt die beiden vorsichtshalber streng an.
„Nora, Du darfst mitgehen“, sagte er.

Der Oberwichtel muss lachen: „Seine Himmelsleiter hat Euch der alte Mond schon zur Erde geschickt. Du bist ein Sonntagskind, das am 29. Februar geboren wurde. Darum kann Dich das Knöpfchen auch mitnehmen. Heute schenkt der Mond Dir ganz bestimmt einen besonders schönen Strahl.“

„Lieber Oberwichtel, halte bitte die Leiter“, sagte der Mond. „Passe bitte auf, dass das Menschenkind und Knöpfchen sicher zu mir gelangen und auch ihren Weg zurück ins Wunderland finden. Ich sehe da ein paar Wolken, die sehr gefährlich werden könnten. Wenn sie mich verdecken, wird der Lichtstrahl der Leiter unterbrochen und beide stürzen ins Dunkel der Nacht.“

Die Sonne rutscht jetzt ganz über den Horizont. Gerne hätte sie noch eine Weile zugesehen. Der Tag muss weichen. Am Himmel erstrahlen alle Sterne auf einmal das Dunkel der Nacht.

„Ihr Wolken, ich möchte heute nicht verdeckt werden. Nora und Knöpfchen sollen mich dringend erreichen“, ruft der Mond den Wolken zu.
„Püh! Das interessiert uns wirklich nicht. Wir wollen es gleich regnen lassen.“
“Bitte nicht jetzt.“
Der Oberwichtel erzählt den Wolken: “Nora hat am 29. Februar Geburtstag. Sie ist ein Sonntagskind. Darum besucht sie heute ihren Freund Knöpfchen und will mit ihm Mondstrahlen pflücken.“

„Na und?“ antworten die Wolken: „Das Bewässern der Pflanzen auf der Erde ist wirklich wichtiger.“

Auf einmal beginnt der Zauberbaum auf der Wiese leise an zu summen. Er hebt sich raschelnd den Wolken entgegen und reckt seine Zweige weit in den Himmel hinauf. Mit seinen Blättern wischt er den sternenübersäten Himmel, nun von Wolken bedeckt, wieder blank. Das macht die Wolken wütend. Sie können aber nichts dagegen tun. Sie zerfallen. Ein leichter Nieselregen fällt auf die Erde hinab.

„Danke Zauberbaum.“ Auf einmal niest jemand ganz kleines, niedliches in der Nähe von ihm. Hand in Hand gehen Knöpfchen und Nora auf ihn zu und bitten: „Bitte lieber Zauberbaum. Meine Menschenfreundin hat heute Geburtstag und wir möchten über die Himmelsleiter hinauf zum Mond steigen. Sieh, dort steht die Himmelsleiter. Der Mond erwartet uns schon.“

Nora streichelt die Rinde des Baumes, was ihm auch immer sehr gut gefällt.
„Sieh nur, der Mond fängt für uns schon wunderschöne, süße Strahlen ein.“
„Aha!“, sagt der Baum zu beiden: „Wenn ihr mich so lieb bittet, helfe ich Euch hinauf.“

Knöpfchen, ein kleiner Wichtel mit lustigen, spitzbübischem Gesichtchen und einer runden, roten Nase über dem lachenden Mund, schaut den Baum dankend an. Lustig sieht er aus. Seine roten Beinkleider stecken in hohen, blauen Stulpenstiefeln. Darüber trägt er eine recht altertümliche Jacke.
„Hatschi.“ Schon wieder muss der Wichtel niesen.

Nora verneigt sich vor dem Riesen von Baum. „Bist du wirklich ein Zauberbaum?“
„Das bin ich. Hier, steigt auf einen meiner Zauberbaumäste. Über den könnt ihr die Himmelsleiter schneller erreichen. Ihr müsst Euch beeilen. Die Wolken ballen sich schon wieder zusammen. Wenn sie den Mond ganz verdecken, könnt ihr Eueren Weg nicht mehr erkennen“, mahnt der Baum.

„Nun aber schnell“, mahnt nun auch der Oberwichtel. Die Wolken kommen erneut und aufgebracht zurück.“

Der Mond ist beunruhigt. „Der Pfad wird unterbrochen und ihr fallt von meiner Leiter auf die Erde hinab.“

Knöpfchen fasst Nora an der Hand. Sie gehen beide in die Hocke und springen auf den nächsten, sehr starken Ast des wunderlichen Baumes. Schnell sind sie über den Wolken angelangt und stehen sicher auf der Himmelsleiter. Die Wolken ballen sich weiter ganz übelgelaunt zusammen. Sie wollen immer weiter nach oben anschwellen. Den beiden Freunden nacheilen. Die Äste des Zauberbaumes recken sich unaufhörlich in die Wolken hinein. So fegen die Blätter an den Zweigen den Himmel wieder blank. Der Mond ruft eilig nach dem Wind. Er rüttelt kräftig am Geäst. Dadurch verlieren die Blätter bei ihrer Arbeit nicht an Kraft. Die Wolken fallen vor Wut auseinander. Doch nicht lange. Die Äste des Baumes können sich nicht endlos in die Höhe strecken. Die Wolken wissen das und erreichen in diesem Augenblick das Knöpfchen.

„Nora! Ich werde von einer Wolke eingehüllt! Ich kann die Sprossen der Leiter schon nicht mehr sehen!“
Der Wind faucht.
Die Blätter können aber nichts mehr ausrichten.
Die Wolke ist nun zufrieden und verhüllt den Wichtel ganz. Seine Hände lösen sich von den Sprossen. Er sieht nichts mehr und fällt von der Leiter. Nora kann ihren kleinen Freund nicht auffangen. Sie schreit und schreit! Nichts kann den Absturz mehr verhindern.
Der Mond ruft: „Sei still! Der Wind trägt Dich doch!“

Dabei huscht eilig etwas Glänzendes über den Himmel und dem Wichtel entgegen. Geschafft! Der Kleine bekommt mit seinen beiden Händen eine Sternschnuppe, die ihm entgegengeeilt war, zu fassen. Er kann sich mit ihrer Hilfe wieder auf die Himmelsleiter ziehen.
Nora streckt Knöpfchen ihre Hand entgegen. Mit der anderen hält sie sich selbst gut fest.
Der kleine Wichtel ist so erschrocken, dass er erst einmal auf eine Sprosse der Leiter plumpst. Bloß „Oh“, sagt. Mehr fällt ihm im Moment nicht ein.

Der Oberwichtel ermahnt: „Wenn Ihr den Mond in den nächsten Augenblicken nicht erreicht, kann er Euch keinen Strahl mehr schenken. Alle sehen, dass sich die Morgendämmerung am Horizont zeigen will.
„Ihr müsst Euch nun wirklich beeilen. Im Osten sehe ich schon das erste zaghafte Morgenrot am Himmel!“
Der Wind hält die Wolke mit Macht zurück.
Der kleine Wichtel weint und schreit: „Nein, bleibe stehen! Morgenrot warte bitte noch einen Augenblick. Die Wolke hat uns zu lange aufgehalten.“
„Na gut!“, sagt das Morgenrot. „Ihr bekommt einen Wimpernschlag Zeit geschenkt. Nora schließe Deine Augen, damit sich Deine Wimpern nicht mehr bewegen. Nur so kann ich Euch beistehen. Betrete aber unverzüglich den Mond.“

Knöpfchen kann den Mond jetzt auch erreichen und stellt sich eben Nora.
Sie sagt: „Bitte lieber Mond, bitte! Bitte schenke uns einen Deiner Strahlen. Sie sind meine absolute Lieblingsspeise Ich kann sie nur an meinem Geburtstag erhalten.“

Der Mond weiß, dass die Zeit eines Wimpernschlags auch noch für den Rückweg ausreichend sein muss. Ewig kann das Morgenrot nicht hinter dem Horizont ausharren.
„Sucht Euch einen aus. Nora, öffne ruhig Deine Augen und schaue zu meinen Strahlen hinauf. Das Rad der Zeit bleibt für einen Augenblick stehen.“
Schon neigen sich zwei besonders schöne und süße Strahlen Nora und Knöpfchen entgegen. Sie dürfen sich dieses Naschwerk pflücken, weil der Mond sich von diesen beiden Strahlen trennt. Er schenkt sie den beiden gern. „Nun aber schnell zurück auf die Erde! Das Rad der Zeit muss sich nun auch weiterdrehen. Der Augenblick eines Wimpernschlages muss eingehalten werden.“
Nora ist glücklich: „Lieber Mond, ich danke Dir für dieses himmlische Geschenk.“

Die beiden Freunde treten zurück auf die Himmelsleiter. Sprosse für Sprosse klettern sie im Schutz des Windes zurück auf die Wiese. „Angekommen!“ Der Oberwichtel fasst die beiden an der Hand. Zusammen laufen sie eilig über die Wiese. Nora steht nun vor dem wunderlichen Tor zur Menschenwelt. Es öffnet sich und Nora geht hindurch. Ihrem Freund Knöpfchen und dem Oberwichtel kann sie zum Abschied noch einmal zuwinken.
„Macht es gut! Und bis nächstes Jahr.“
Eilig läuft sie über die Wiese. Sie dreht sich noch einmal. Wenn sie den Baumkreis sieht, denkt sie immer, die Bäume erzählen sich Geheimnisse, die sie sonst gut vor den Menschen verbergen.

Ihre Mutter wartet schon am Gartentor.
„Nora, ich habe schon nach Dir gesucht. Deine Gäste warten bereits. Wo hast Du nur so lange gesteckt? Was hast Du da in der Hand?“
Nora strahlt: „Das ist ein Mondstrahl.
„Es sieht eher wie eine Zuckerstange aus", antwortet die Mutter.
„Wenn Du denkst?“ Nora ist glücklich. Vom Himmel blinzelt ihr ein gutgelaunter Vollmond entgegen.

DSHnora-02:Märchen in DAS SCHREIBHAUS

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