"Du, ich hab' Tränen gelacht!" Anatomie Psychologie vom Lachen + Weinen.

Autor: ehemaliges Mitglied


"Du, ich hab' Tränen gelacht!"
Anatomie + Psychologie vom Lachen + Weinen.


Nichts ist so wenig steuerbar wie ein Lachen. Keine Regung des Menschen legt so unverhüllt offen, was im gleichen Moment in seinem verborgenen Inneren vor sich geht. In meinen Trainings beobachte ich stets das Lachen anderer. Tun Sie es doch selbst einmal. Sie werden staunen und etwas ganz entscheidendes erfahren. Vokale prägen das Lachen!

Das 'A' nimmt in der Bewertungsskala den ersten Platz ein: Wer auf 'A' lacht, gilt als unbekümmert, selbstbewusst, zufrieden mit sich und der Umwelt. Vitale Menschen, die andere mitreißen können, ihre Ziele gradlinig verfolgen und es nicht nötig haben, Hintertüren zu benutzen, lachen mit dem Vokal 'A'.

Ist beim Lachen ein 'Ä' oder gar 'E' zu hören, schwinden sofort die Sympathien. Dieses Lachen hat etwas Meckerndes, Hämisches und Schadenfrohes an sich. Es ist auch das Lachen der Arroganten.

Ein Lachen auf 'I', typisch für viele junge Mädchen und Frauen, ist eher als Kichern zu definieren. Es hat nichts mit einem herzhaften, offenen, befreienden Lachen zu tun. Hieraus lassen sich gewisse Unsicherheiten schließen.

Ein Lachen, bei dem der Vokal 'O' vorherrscht, klingt nicht nur dröhnend und prahlerisch. Hohn, Trotz, Überheblichkeit und Protest klingen mit. Ehrliche Absichten stecken selten dahinter. Wichtigtuerei und Egozentrik, gepaart mit kalter Berechnung und Hinterhältigkeit, fordern auf, uns vor den O-Lachern zu hüten.

Übrig bleiben noch die U-Lacher. Diese Lacher sind kaum vom Weinen zu unterscheiden. U-Lacher gelten als sensibel und sind leicht zu beeindrucken. Sie leiden meist selbst unter ihrer Furchtsamkeit. U-Lacher sind zum großen Teil mimosenhafte Menschen, die wir nicht mit besonderer Verantwortung belasten sollten. Menschen die auf 'U' lachen, führen keine bösen Absichten im Schilde. Sie sind lediglich labil und leicht einzuschüchtern.

Wesentliche Forschungen zum Lachen und Weinen haben Dr. John Diamond und Dr. Henri Rubinstein durchgeführt. Deshalb müssen wir uns auch der Anatomie des Lachens widmen:

Erfreuliche, erheiternde, überraschende Wahrnehmungen (etwa beim Hören eines Witzes), lösen einen Reflex beim Lachmuskel ‚Zygomaticus’ aus. Dieser Muskel zieht die Mundwinkel nach oben. Gleichzeitig gestaute Atemluft wird rhythmisch ausgestoßen. Ein herzhaft auf den Vokal 'A' lachender Mensch lässt nicht nur psychologische, sondern auch körperliche Gesundheit erkennen. Beim Lachen bekommen die Lungen mehr Sauerstoff. Das regt gleichzeitig die Herztätigkeit an. Unser Gehirn sondert vermehrt Endorphine ab, die z.B. auf Schmerzen dämpfend wirken, wie ein körpereigenes Opiat. Hinzu kommt, dass sich das Zwerchfell beim Lachen mit großer Heftigkeit bewegt. Es massiert wohltuend die benachbarten Organe: Herz, Lunge, Leber und Bauchspeicheldrüse. In jahrelanger Arbeit hat der französische Arzt, Dr. Henri Rubinstein, die Auswirkungen des Lachens auf den Organismus erforscht. Durch regelmäßige 'LachSitzungen' therapiert Rubinstein in seiner Pariser Praxis so unterschiedliche Leiden wie Herzkranzgefässverengung, Arthrose, Depressionen und chronische Muskelverspannungen. Lachen fördert die Entspannung und die Produktion von Endorphinen. Eine einzige Lachminute bewirkt eine Entspannung des gesamten Organismus, die bis zu 45 Minuten anhält. Mehr noch: einige Lachminuten, auf den ganzen Tag verteilt, sind mindestens einer Stunde Gymnastik gleichzusetzen. Dass Lachen gesund ist, haben amerikanische Wissenschaftler experimentell bewiesen.

Bei den fröhlich lachenden Versuchspersonen fielen die Substanzen, die in Stresssituationen vom Körper verstärkt produziert werden, weit unter den Normalwert zurück. Bei allen 'Lachern' stieg der Spiegel der Wachstumshormone deutlich an. Die Schlussfolgerungen aus diesen Experimenten waren eindeutig für das Forscherteam: Ein erhöhter Stresshormonspiegel wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus. Lachen und Fröhlichkeit indessen, die Stresshormone mindern, begünstigen somit die Abwehrkräfte des Organismus. Killerzellen im Blut, die Viren und Bakterien bekämpfen, werden gleichzeitig aktiviert. Das gesamte Abwehrsystem gerät in einen positiveren Zustand. Halten wir es also künftig mit einem chinesischen Sprichwort: "Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag!"

Nicht nur Lachen, auch Weinen ist gesund.
Der Stoff aus dem die Tränen sind, birgt noch Geheimnisse. Er enthält Eiweißsubstanzen, ein Hormon, das bei Stress ausgeschüttet wird, und nicht restlos definierte Stoffe schädlicher Art, die mit den Tränen aus dem Körper gespült werden. Hierfür spricht, dass sich nahezu jeder Mensch besser fühlt, wenn er sich einmal richtig ausgeheult hat. Der amerikanische Wissenschaftler, Dr. William Frey vom Ramsey-Hospital in Minnesota stellte fest: "Wer nie oder nur ganz selten weint, leidet öfter an Magengeschwüren, Darmentzündungen und Herzerkrankungen."

Frauen weinen etwa fünfmal häufiger als Männer, die Tränen immer noch als ein Zeichen von Schwäche und Gefühlsduselei empfinden. Das war nicht immer so. Germanen, von Historikern gern als robuste Gesellen dargestellt, weinten oft und ausgiebig. Ihren gefallenen Kriegern gaben sie gar gefüllte Tränenkrüge mit ins Grab. Die Helden der Antike (Hektor oder Achilles), waren die reinsten Heulsusen.

Fortschrittliche Mediziner und Psychologen empfehlen speziell ihren männlichen Patienten, die im Beruf den harten, unerschütterlichen Entscheidungsträger darstellen müssen, auf keinen Fall das Schluchzen und Weinen zu unterdrücken.

Dass den Frauen soviel öfter als Männern die Augen übergehen, liegt nach jüngsten Erkenntnissen nicht nur an den Rollenklischees. Weibliche Rührseligkeit hat klar erkennbare organische Quellen. Für den Tränenfluss ist das Hormon 'Prolaktin' verantwortlich, das auch die Milchproduktion in den Brustdrüsen steuert. Dr. Frey konstatierte, dass der Prolaktinspiegel bei Frauen um 60 Prozent höher liegt als bei Männern. Vor der Pubertät ist er bei Mädchen und Jungen gleich hoch. Beide Geschlechter weinen in diesen Jahren auch ebenso häufig.

Der Biochemiker Frey entdeckte in den Tränen das Stresshormon ACTH, welches bei seelischen und körperlichen Belastungen freigesetzt wird. Was später an weiblichen Wangen hinunterkullert, zeigt jedoch durchaus nicht immer Schmerz und Trauer an, sondern signalisiert genauso häufig Hilflosigkeit und Anlehnungsbedürfnis. Es aktiviert seit jeher alle möglichen männlichen Beschützerinstinkte. Wichtig: Wer weint, entgiftet den ganzen Organismus. Nun könnten Gesundheitsfanatiker auf die Idee kommen, sich eine tränenreiche Entschlackung zu verordnen, indem sie, mangels Kummer, Zwiebeln schneiden. Dabei weint man zwar, doch es werden keine Stresshormone ausgeschieden. Die Natur hat es so weise eingerichtet, dass nur bei echten Gemütsbewegungen Körper und Seele durch den Tränenfluss profitieren. Tränen sind Perlen der Entspannung und Entlastung. Ich sage: "Wer sich seiner Tränen schämt, schämt sich seiner Seele!"


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Kommentare (3)

Hanns2

Hallo Klaus!
Dank für diese einfühlsam umfassende Beschreibung des Witzes und vor allem seiner Wirkung und Wirkweise. Lesbar kurz, besoders im Vgl zu Sigmund Freud: Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten.
Von meiner Seite noch Folgendes:
Jemand erzählt einen Witz - ein anderer hört zu.
Der Sinn des Witzes ist seine Pointe.
Der Sinn der Pointe ist ihr Überraschungsmoment.
Die Qualität des Witzes und seines Erzählers ist die merkliche Hinführung auf diese Pointe. Aber OHNE etwas zu verraten!
Die Spannung im Zuhörer wächst, sein Blutdruck steigt (nachweislich!), sein Atem kann stockend werden - alles atavistische Vorbereitungen auf eine Gefahr.
Dann die Pointe  -  und die Spannung löst sich: der Atem löst sich in Form eines sich wiederholenden lauten "Ha!", die Zähne werden gebleckt - hier ist es dann Lachen - und die oben schon genannte empfundene Gefahr wird abgewehrt mit Schlägen auf's Knie oder gar auf die Schulter des Erzählers.
Der (gute!) Witzerzähler ist wertgeschätzt in seiner Gruppe, das durch ihn zustande kommende spielerische Sich-Aussetzen gegenüber einer ungewissen Situation hat einen wichtigen Einfluss auf den Zusammenhalt dieser Gruppe.
Mit freundlichem Gruß
hanns2

ehemaliges Mitglied

Hallo lieber Klaus,
Wieder einmal ein sehr gutes Thema auf dem Weg zu neuen Erkenntnissen. Ich werde nie wieder unbefangen Lacher hören. Versprochen!
Habe die Kategorien ausprobiert, mich selbst und mein Umfeld  sofort typisiert, dabei viel Spaß gehabt und beim Lachen Lunge, Herz und Hirn trainiert. 
"Dass den Frauen soviel öfter als Männern die Augen übergehen,..." bekommen wir von Dir gut erklärt. Mein Gift habe ich gestern mit dem Reiben frischen Meerrettichs aus dem Körper getrieben. Grenzte schon fast an Exorzismus! Dabei für ein Weilchen R...und Wasser geheult. Nein, für gefüllte Wasserkrüge hat es aber trotzdem nicht gereicht.
Powerfrauen, im Berufsleben stehend,  heulen heute nicht mehr so leicht. Sie schicken ihren Frust eine Etage tiefer. Krampfen statt über dem Tisch, wo sie sich cool geben, lieber mit den Zehen in den Schuhen. (Ganz nebenbei,- Habe in meiner Dienstzeit festgestellt, dass Männer in angespannten Situationen meist mit den Füßen unter dem Tisch scharren. So groß ist der Unterschied also nicht zwischen den Geschlechtern.) 
Aber man spricht ja von Gift und Galle. Das eine bin ich, wie ich oben anmerkte,  vorerst für ein Weilchen los. Wie sieht es mit dem anderen Problem aus. Finde doch mal für unser "schwaches" Geschlecht heraus, warum uns Frauen zu oft auch die Galle überläuft?
Komm uns aber nicht mit dem Argument, wir wären von Natur aus grantig!
Ja, hin und wieder sind Frauen ein klein wenig stutenbissig und wadenbeißerisch.
Gallig werden sie zumeist, wenn der Klodeckel hochgeklappt bleibt, die Zahnpastatube offen herumliegt, der Badspiegel bespuckt ist, das Essen kalt wird, weil ER noch was zu erledigen hat und, und, und.  Ich denke mal, das reicht als Hinweis, was wir Frauen nun von Dir hören möchten.  

Nochmals zu den Tränen! Eine sehr hochbetagte gute Freundin verlor ihre Tochter. Der Tod kam so unverhofft ins Haus, dass sie sehr viel Zeit brauchte um das überhaupt zu realisieren und mit ihrer stillen Trauer zu verarbeiten. Mir gegenüber beklagte sie sich, dass sie keine Tränen hat um zeigen zu können, wie sehr sie der Verlust ihres Kindes schmerzt.
Sie wollte der äußeren Erwartung verzweifelt gerecht werden und konnte es nicht. 
Trauer und Schmerz lassen sich nicht anhand einer Literzahl an Tränen messen, haben wir gemeinsam zu Trost festgestellt. Tränen werden zu oft nur von denen erwartet, die mit solch abgedroschenen Sätzen daher kommen, wie: -Kopf hoch, das Leben geht doch weiter!  oder- Du wirst sehen, die Zeit heilt alle Wunden und morgen ist die Welt schon wieder eine andere! Solche Sätze sind nicht selten in unserem Kulturkreis, wo es anscheinend immer öfter an Empathie mangelt, zu hören. Wogegen in anderen Regionen dieser Erde bestellte Klageweiber die Öffentlichkeit zur Anteilnahme auffordern und zur Trauerkultur dazu gehören.  

Aber nun im Ernst. Dein Thema ist als Einblick in die Psychologie, der Erklärung des Zusammenspiels von Hirn und Hormonen gut gewählt. Auch den Fingerzeig in Richtung Kulturen finde ich sehr interessant. Deinen Schlusssatz darf man sich als Lebensweisheit getrost einrahmen. Herzlichen Dank dafür!
Veronika

 

ehemaliges Mitglied

@Veko
DANKE für  dein konstruktives Feedback, Veko!!
LG Klaus  


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