"Durch die schweren Zeiten" (Udo Lindenberg)

Er war mein Halbbruder. Altersmäßig waren wir 12 Jahre auseinander, ich war die große Schwester, er der kleine Bruder. Durch diese Konstellation fühlte ich mich immer irgendwie ein bisschen verantwortlich für ihn.
In meiner Herkunftsfamilie war mein Part der der Vernünftigen, die alles "gewuppt" kriegt, mein Bruder hatte die Rolle des "schwarzen Schafes". Die hat er leider nie ablegen können.
Er war ein lieber, intelligenter Mensch, den ich sehr liebte. Als er später in den Drogensumpf geriet, bin ich an meine physischen und psychischen Grenzen gestoßen, als ich versuchte, ihn da herauszuholen. Es war ein sehr schmerzhafter und leidvoller Prozess, bis ich verstanden habe, dass ich gegen die Sucht machtlos bin.
Er durchlebte mehrere Therapien, Abbrüche, Neuanfänge, verschiedene Wohnorte. Das Band zwischen uns aber bestand, es wurde nie zerschnitten. Unzählige Besuche in verschiedenen Einrichtungen, Krankenhäusern reihten sich aneinander......
Die letzten 20 Jahre seines Lebens wurden etwas ruhiger, er lebte zurück gezogen mit seinem Hund etwas dörflich im Münsterland, professionell unterstützt. Mindestens zweimal im Jahr besuchte ich Ihn, zu seinem Geburtstag und zu Weihnachten. Weil es irgendwie ein trauriges Leben war, brauchte ich danach einige Tage, um wieder in mein seelisches Gleichgewicht zu gelangen.
Vor sechs Jahren stürzte unsere demenziell veränderte Mutter schwer und lag verwirrt im Krankenhaus. Da sie ständig aufstehen wollte, sie es aber aufgrund eines Beckenbruches nicht sollte, sie nicht fixiert war, die Krankenschwestern und Pfleger sehr beschäftigt, verbrachte ich viel Zeit im Krankenhaus, um sie zu unterstützen.
Zur gleichen Zeit wurde mein Bruder ins Krankenhaus eingewiesen. Am Telefon sagte er mir, es wären einige Untersuchungen fällig. Ich versprach ihm, ihn so schnell wie möglich zu besuchen, nur momentan ginge es wegen unserer Mutter nicht. Das war für ihn in Ordnung. Er bat mich noch, wenn ich komme, ihm eine bestimmte CD von Udo Lindenberg mitzubringen. Da war ein Song drauf, der gut zu seinem Leben passte und den er besonders mochte....."Durch die schweren Zeiten".
Nach ein, zwei Tagen, ich weiß es nicht mehr so genau, rief mich der Betreuer meines Bruders an, bat mich so schnell wie möglich zu kommen, wenn ich ihn noch lebend sehen wollte.
Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg, zweieinhalb Stunden Fahrzeit, dann war ich da. Als ich in der Klinik nach der Zimmer Nummer fragte, wurde ich in einen Raum gebeten, in dem sich auch schon der Betreuer und ein Freund meines Bruders befanden....er war fünf Minuten zuvor für immer gegangen....Ich hätte ihm so gerne die Hand gehalten.....
Nachtrag:
Auf seiner Beisetzung sang der Arzt, der meinen Bruder lange Jahre behandelt hatte, das Lied von Udo Lindenberg "Durch die schweren Zeiten" und spielte auf seiner Gitarre dazu....
Das hätte ihm gut gefallen......
In meiner Herkunftsfamilie war mein Part der der Vernünftigen, die alles "gewuppt" kriegt, mein Bruder hatte die Rolle des "schwarzen Schafes". Die hat er leider nie ablegen können.
Er war ein lieber, intelligenter Mensch, den ich sehr liebte. Als er später in den Drogensumpf geriet, bin ich an meine physischen und psychischen Grenzen gestoßen, als ich versuchte, ihn da herauszuholen. Es war ein sehr schmerzhafter und leidvoller Prozess, bis ich verstanden habe, dass ich gegen die Sucht machtlos bin.
Er durchlebte mehrere Therapien, Abbrüche, Neuanfänge, verschiedene Wohnorte. Das Band zwischen uns aber bestand, es wurde nie zerschnitten. Unzählige Besuche in verschiedenen Einrichtungen, Krankenhäusern reihten sich aneinander......
Die letzten 20 Jahre seines Lebens wurden etwas ruhiger, er lebte zurück gezogen mit seinem Hund etwas dörflich im Münsterland, professionell unterstützt. Mindestens zweimal im Jahr besuchte ich Ihn, zu seinem Geburtstag und zu Weihnachten. Weil es irgendwie ein trauriges Leben war, brauchte ich danach einige Tage, um wieder in mein seelisches Gleichgewicht zu gelangen.
Vor sechs Jahren stürzte unsere demenziell veränderte Mutter schwer und lag verwirrt im Krankenhaus. Da sie ständig aufstehen wollte, sie es aber aufgrund eines Beckenbruches nicht sollte, sie nicht fixiert war, die Krankenschwestern und Pfleger sehr beschäftigt, verbrachte ich viel Zeit im Krankenhaus, um sie zu unterstützen.
Zur gleichen Zeit wurde mein Bruder ins Krankenhaus eingewiesen. Am Telefon sagte er mir, es wären einige Untersuchungen fällig. Ich versprach ihm, ihn so schnell wie möglich zu besuchen, nur momentan ginge es wegen unserer Mutter nicht. Das war für ihn in Ordnung. Er bat mich noch, wenn ich komme, ihm eine bestimmte CD von Udo Lindenberg mitzubringen. Da war ein Song drauf, der gut zu seinem Leben passte und den er besonders mochte....."Durch die schweren Zeiten".
Nach ein, zwei Tagen, ich weiß es nicht mehr so genau, rief mich der Betreuer meines Bruders an, bat mich so schnell wie möglich zu kommen, wenn ich ihn noch lebend sehen wollte.
Am nächsten Morgen machte ich mich auf den Weg, zweieinhalb Stunden Fahrzeit, dann war ich da. Als ich in der Klinik nach der Zimmer Nummer fragte, wurde ich in einen Raum gebeten, in dem sich auch schon der Betreuer und ein Freund meines Bruders befanden....er war fünf Minuten zuvor für immer gegangen....Ich hätte ihm so gerne die Hand gehalten.....
Nachtrag:
Auf seiner Beisetzung sang der Arzt, der meinen Bruder lange Jahre behandelt hatte, das Lied von Udo Lindenberg "Durch die schweren Zeiten" und spielte auf seiner Gitarre dazu....
Das hätte ihm gut gefallen......
Vielen Dank......ich höre es mir noch einmal an...
Lieber Gruß
Katharina