Ein Besuch bei Schiller in Jena - mit dabei Henryk, Traumvergessen, Ela48 und natürlich Traute

Autor: ehemaliges Mitglied

Wir befinden uns im Jahr 1797. Kants Werke waren im Wesentlichen schon veröffentlicht. Er hatte in Friedrich (von) Schiller einen Schüler, der auch Professor der Philosophie war. Er hatte einen Lehrstuhl in Jena, allerdings ohne Gehalt. Kant nahm offenbar Alters bedingt wenig Notiz von Schiller. Kant hatte auch wenig übrig für die Dichtkunst, hatte er doch schon vor Jahren eine Ernennung zum Professor der Dichtkunst abgelehnt, eine Chance Professor zu werden, bevor er dann später seinen Wunschlehrstuhl in Königsberg bekam.

Wir befinden uns also in Jena. Schiller hat gerade sein Gartenhäuschen frisch bezogen. Zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern wohnt er in etwas ärmlichen Verhältnissen. Zudem ist er noch schwer krank, was ihn aber nicht an seiner Regsamkeit hindert. Er arbeitet schwer. Neben seiner Lehrtätigkeit findet er immer neue Formen, seine Prinzipien - vor allem die der Freiheit - dichterisch zu formulieren. Die Gedichte und Dramen sind bis heute bekannt. Schiller und Goethe überbieten sich in diesem Jahr in der Abfassung von Balladen. Dennoch findet Schiller Zeit sich mit uns über ein Gedicht zu unterhalten, welches nicht den Ruhm erlangt hat, welches aber in den Schulen bis heute Einzug gefunden hat.

Wir sitzen an einem runden Tisch mit Blick auf den wunderschönen Garten. Schillers Frau Lotte serviert uns ein schönes Mahl aus Schillers würtembergischen Heimat. Spätzle mit in heißer Butter gebackenem Salbei. Dazu einen trockenen Wein, ebenfalls auch aus dem Würtembergischen, einen Trollinger. Da uns die finanziell eingeschränkten Möglichkeiten von Schiller bekannt sind, sind wir beschämt über die Gastfreundschaft dieses weltoffenen Poeten und Philosophen, der äußerst bescheiden ist und wie wir hörten gerade die Ehrenbürgerschaft der französischen Republik überreicht bekommen hat. Da Henryk an Glaubenssachen und auch an Dingen der Moral sehr interessiert ist spricht Schiller mit uns trotz der sehr eingeschränkten Zeit über sein Gedicht:

Schiller liest uns diesen Text mit seinem schwäbischen Akzent vor. Er spricht leise.

Die Worte des Glaubens
Drei Worte nenn' ich euch, inhaltsschwer,
Sie gehen von Munde zu Munde,
Doch stammen sie nicht von außen her,
Das Herz nur giebt davon Kunde,
Dem Menschen ist aller Werth geraubt,
Wenn er nicht an die drei Worte glaubt.

Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei,
Und würd' er in Ketten geboren;
Laßt euch nicht irren des Pöbels Geschrei,
Nicht den Missbrauch rasender Thoren.
Vor dem Sclaven, wenn er die Kette bricht,
Vor dem freien Menschen erzittert nicht.

Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall,
Der Mensch kann sie üben im Leben;
Und sollt' er auch straucheln überall,
Er kann nach der göttlichen streben,
Und was kein Verstand der Beständigen sieht,
Das übet in Einfalt ein kindlich Gemüth.

Und ein Gott ist, ein heiliger Wille lebt,
Wie auch der menschliche wanke;
Hoch über der Zeit und dem Raume webt
Lebendig der höchste Gedanke;
Und ob Alles im ewigen Wechsel kreist,
Es beharret im Wechsel ein ruhiger Geist.

Die drei Worte behaltet euch, inhaltsschwer,
Sie pflanzet von Munde zu Munde;
Und stammen sie gleich nicht von außen her,
Euer Inneres giebt davon Kunde.
Dem Menschen ist nimmer sein Werth geraubt,
So lang' er noch an die drei Worte glaubt.


Ehrfürchtig haben wir zugehört. Wir verinnerlichen uns dieses melodische Gedicht und lassen es auf uns wirken. Wir können die Worte in ihrer Bedeutung kaum erfassen. Ergriffen denken wir an unsere Schulzeit und an die Wirkung und Gültigkeit des Gedichts auch heute noch, mehr als 2oo Jahre später.

Als Erste fasst sich Traute. Sie hatte sich noch gerade eine Träne aus den Augen gewischt. "Lieber Herr Professor. Ich bin erstaunt, wie sich auch in unserer Zeit die Dinge nicht gewandelt haben. Ihre Worte des Glaubens, die aus dem Herzen stammen: Freiheit, Tugend und Gott - ich habe sie so richtig miterlebt. Freiheit war in einem getrennten Deutschland, vor allem in meinem Osten, in der DDR nicht an oberster Stelle stehend. Die Stasispitzelei hat mich da schon sehr tangiert. Man musste sehr darauf achten, was man sagte. Tugend war etwas, was man in einem Regime weniger ausüben konnte. Allerdings im persönlichen Bereich blieben einem da noch genügend Freiheiten. Und Gott: er spielte auch nicht die oberste Rolle. Allerdings hat es sich gezeigt, dass gerade durch die evangelische Kirche und den Willen der Menschen, die sich hier zu gemeinsamem Gebet fanden, der Gottesgedanke sehr hoch gehalten wurde und schließlich in gemeinsamen Aktionen an Montagen - den sogenannten Montagsdemonstrationen - die Freiheit postulierten und schließlich auch die Freiheit erlangten in der Wiedervereinigung. Es ist schon erstaunlich, wie zeitlos Ihr Gedicht ist."

Schiller räuspert sich und berichtet von den Unfreiheiten, denen er sich schon in frühester Kindheit ausgesetzt sah. Er berichtete von der Militärakademie, auf die er als Kind von wenig begüterten Eltern geschickt wurde, deren Drill und militaristisches Gebahren ihm als friedliebenden Menschen schon stark zusetzte. Schließlich setzte er sich von der Schule ab, studierte Medizin. Diesen Beruf übte er aber kaum aus, da er seine Liebe zur Poesie entdeckte, die aber zum Broterhalt nicht geeignet war.

Dann spricht Henryk. Er berichtet davon, dass er aufgrund der Kriegswirren in einem ursprünglich deutschen Land aufgewachsen ist, dass dann aber zu Polen gehörte. Weiter sagt er, dass in Polen leider auch lange Zeit keine Freiheit herrschte. Er erzählt von den Werftaufständen, von der Solidarnosc, wie sich das Volk der Unfreiheit entledigte und schließlich in einem freien Staat in einem geeinten Europa Platz gefunden hat.

Ela erzählt, dass ihre Vorfahren aus dem Sudetenland stammen. Sie sei auf der Suche nach den Wurzeln und habe deshalb im ST im Internet einen Blog eingerichtet: Sudetendeutsche Wurzelkinder. Sie habe einige Jahre in den USA gelebt und habe in dieser Zeit die Unfreiheiten in diesem als frei gepriesenen Lande miterleben können. Die sozialen Errungenschaften z. B. der Krankenversicherung hätten sich dort allerdings auch heute noch nicht überall etabliert und so müssten viele Kranke ohne ausreichende ärztliche Versorgung auskommen. Viele Vermögende müssten um ihr Vermögen bangen, wenn sie einmal schwer erkranken würden. Ela erzählt aber auch von den wunderbaren Eindrücken, die sie trotzdem in diesem Land der " unbegrenzten Möglichkeiten" habe sammeln können. Dennoch sei sie froh gewesen, als sie wieder nach Deutschland gekommen sei. Sie werde sich noch viel mit den philosophischen und gsschichtlichen Dingen auseinandersetzen. Auch ihr Hang zur Kunst werde ihr dabei weiterhelfen. Sie erfreue sich deshalb besonders an den wunderbaren klassischen Gedichten.


Traumvergessen hat interessiert zugehört und er berichtet, dass er dankbar sei, in einem freien Land nichts von diesen Beschwernissen mitbekommen zu haben und er froh darüber sei, dass die Segnungen der Wiedervereinigung Deutschlands so friedlich verlaufen sei. Aber er sei erstaunt darüber, wie sich die Menschen in der Welt immer wieder in unfriedliche Probleme verstrickten. Wie sie nach wie vor viel Geld für die Rüstung ausgäben, während an anderer Stelle Hunger herrscht. Er sagt, auch wenn er nicht streng religiös sei. so bedeuteten ihm diese drei Worte des Glaubens außerordentlich viel. Er könne es genau nachvollziehen wenn in dem letzten Vers gesagt werde: "Dem Menschen ist nimmer sein Werth geraubt, so lang' er noch an die drei Worte glaubt." Hierin stimmen alle überein. Sie bedanken sich für die großzügige Gastfreundschaft und danken ihm sehr für die unsterblichen Werke, die er hinterlassen habe. Dieses Werk ist zwar nicht so bekannt, wie viele andere, es hat aber einen besonderen Platz in unserem Herzen. Danke, Herr Professor Friedrich von Schiller."

traumvergessen 09.01.2012

Anzeige

Kommentare (22)

ehemaliges Mitglied deine Beiträge. Man merkt, dass du eine Freundin der Kunst bist. Ballett mag ich auch gerne. Es ist schön, wie Mann oder Frau sich im Einklang mit der Musik bewegen.

Deine Einlassungen zu Kant sind interessant. Warum er nicht geheiratet hat, mag ein offenes Geheimnis bleiben. Da befindet er sich in Gesellschaft mit vielen Philosophen und Poeten, wie z. B. Schopenhauer, Nietzsche usw.

Du hast tolle Spekulationen unternommen. Sie klingen plausibel. Wie es schließlich war, wer weiß. In der Tat war das Frauenbild damals völlig anders. Was schließlich die Menschen, wenn sie nicht Soldaten waren, die zur Ehelosigkeit gezwungen wurden - wie du schreibst - freiwillig dazu bewogen hat, ehelos zu leben, mag dahin gestellt bleiben.

Du schreibst, dass damals 1/3 der Bevölkerung damals unverheiratet war. Ich glaube das kommt dem Single-Dasein unserer Gesellschaft, allerdings aus zum Großteil anderen Gründen, nahe.

Deine Kant-Zitate finde ich toll: Ich übernehme zum Schluss meiner Ausführungen das Zitat von dir, welches mir am meisten gefällt und welches ich schon in die Kant-Geschichte habe einfließen lassen:

Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.”
E. Kant

Und jetzt möchte ich mit dir kräftig lachen, bevor ich gleich nach Hause fahre und bald mich zum schlafen lege. Dann bleibt mir die Hoffnung, dass wir noch viele Diskurse miteinander austragen.

Liebe Grüße
Gerd
Ela48 Ich konnte nicht widerstehen ein kleines Foto hier noch einzufügen:
Ballett, ein Bühnenwerk, bei dem der Tanz im Mittelpunkt steht...
Fantastisch, diesen graziösen Tanzstil mitzuerleben. Die Einheit von Körper, Geist und Seele.
Diese Aufnahme ist für uns etweas Besonderes. Unsere Enkelin hat in dieser Ballettaufführung mitgewirkt.

Kinder(Ela48)


Ela48 ja, was wäre unsere Welt ohne Gegensätze..
Ein guter Satz, manchmal sollte Mensch sich erinnern, wenn er allzusehr am am verzweifeln über die "Taten" in unserer Welt..

Es ist schon richtig, Gerd, du hast etwas erwähnt von der Nicht-Anwesenheit Kants.
Hm …, meine Phantasie sehe ich fast als grenzenlos an.
Wo ist Wirklichkeit oder wo agiert die Phantasie?
Bei so einem außergewöhnlichen Thema stellt sich hier die Frage für mich nicht.
Ich lächle verschmitzt …
Was schrieb Kant? „Phantasie ist unser guter Genius oder unser Dämon.”
Im Augenblick bin ich am Recherchieren. Es soll, ich habe darüber gelesen, 2 Frauen , die es ihm und er ihnen äußerst angetan haben.
Warum hat Kant nicht geheiratet? Sogar über eine eine Homosexualität wurde hinter vorgehaltener Hand geredet.
Ist wissenschaftlich aber nicht bewiesen.
Die Frage nach dem „Warum“ stellen wir heutzutage. Dabei lässt sich aber die Frage ganz schlecht in das 18. Jahrhundert transportieren. Weil man situationsabhängig es ganz anders betrachten sollte.
Warum?
Man schätzt, dass 1/3 der damaligen Bevölkerung unverheiratet geblieben ist.

Jemand, der sich in einer abhängigen Stellung befand und dazu noch die Armut lebte, sollte man nicht außer acht lassen.
Ämter oder Behörden schoben einen Riegel vor und schränkten vielerorts durch rigorose Bedingungen die Verehelichungen ein.
„Man“ hatte etwas gegen die s. g. Bettelhochzeiten.
Auch beim Adel schätzt man, dass 25% nicht verheiratet waren.
Friedrich der Große verbot seinen Soldaten, zu heiraten. Er selbst lebte in seinen Schlössern wie in einem Kloster.
Eine Königsbergerin entflammte sein Herz. Er war kein Jüngling mehr...


„Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.”
E. Kant

„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.”
E. Kant

Auch das schrieb unser Meister:
„Alles, was die Natur selbst anordnet, ist zu irgendeiner Absicht gut. Die ganze Natur überhaupt ist eigentlich nichts anderes, als ein Zusammenhang von Erscheinungen nach Regeln; und es gibt überall keine Regellosigkeit.”

Ela







ehemaliges Mitglied ja, liebe Traute, die Bacarole ist schon etwas Besonderes. Das Geburtshaus des Komponisten Offenbach befindet sich sogar in meiner Stadt. Ich teile deine Auffassung zu den schönen Künsten und den einzelnen Episoden. Jede hatte etwas für sich. Du hast Recht: so gibt und gab es einige Gegensätze, wie sie größer nicht sein konnten: Eichendorff, der romantische Jurist und der melancholische Heine. Aber was wäre die Welt ohne Gegensätze.

Liebe Grüße
Gerd
Traute Danke!
Welch ein Genuss die Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen.Ich dachte an die hohe Zeit unserer Klassiker, der Denker und der Dichter, man sollte sich auch auf die humorige Seite umsehen. Es war eine unglaublich kunstfreundliche Zeit.Gefolgt, die Zeit der Romantiker, auch sie war so fruchtbar und für mich besonders schön, was die Ergebnisse betrifft. Der Eichendorff und der Heine als Gegensatz zu einander.
Was sind wir nur für ein gesegnetes Land der Dichter und Denker.
Mit freundlichen Grüßen,
Traute
ehemaliges Mitglied Bacarole aus Hoffmanns Erzählungen
ehemaliges Mitglied ich danke dir für deine Erklärungen zu E.T.A. Hoffmann. Du überschlägst dich geradezu, ja es ist fast schon eine Liebeserklärung an "Klein Zack". Das hast du sehr schön gemacht. Es ist fast schon etwas, was wir zu einer Geschichte machen könnten. Hier dein Wunsch zu der Musik. Ich habe einmal das Nussknacker Ballet ausgewählt. Viel Spaß beim Sehen und Hören.
Traute geb. 1776 in Königsberg.Jacques Offenbach setzte dem vielseitigen Künstler E. T. A. Hoffmann in seiner Oper "Hoffmanns Erzählungen" ein Denkmal ("Les contes d'Hoffmann", Libretto: Jules Barbier, Uraufführung: Paris 1881). Das so genannte Nachtstück "Der Sandmann" von E. T. A. Hoffmann inspirierte Léo Delibes zum Ballett "Coppélia" (1870). Peter Tschaikowskij verwendete das Märchen "Nussknacker und Mausekönig" als literarische Vorlage für das Ballett "Der Nussknacker" (1892). 1921 bildete sich in Petrograd (St. Petersburg) eine Gruppe sowjetischer Schriftsteller, die sich nach dem Erzählzyklus "Die Serapionsbrüder"
Die Musik zu Hoffmanns Erzählungen sind so bezaubernd, das sie mir nicht wieder aus dem Kopf wollen, wenn ich einmal an sie denke.
Ich bin gewiss Du stimmst mir zu und Schiller und Goethe fühlten sich angeregt durch den etwas anderen kapriziös lebenden Hoffmann."Klein Zack", er war etwas Verwachsen, aber ein Bündel voll Wissen und Können, wie auch Voltaire.
Vielleicht bringst Du einen Link mit der passenden Musik ein?
Mit ganz freundlichen Grüßen,
Traute
ehemaliges Mitglied ich meinte natürlich nicht, dass Goethe bei Kants Mutter verkehrte, die war ja schon in Kants früher Kindheit gestorben, sondern im Hause Schopenhauer. Bei all den Philosophen kann da schon etwas durcheinander geraten

ehemaliges Mitglied zu deinen tollen Ausführung mit dem hohen Tabakgebrauch und den Äpfeln (faulen Äpfeln) fällt mir noch eine Geschichte ein, die Goethe verbreitet haben soll: Er soll gesagt haben, Schiller könne nur beim Geruch fauler Äpfel dichten. Goethe missfiel es offenbar die excessive Art, wie Schiller lebte. Vor allem konnte er es nicht haben, wenn man stark roch, was bei starkem Tabakgenuss nicht ausblieb. Wir kennen solche Beispiele heute auch noch.

Noch etwas vielleicht Interessantes fällt mir ein: Bei den ersten Begegnungen vermied es Goethe, seine Frau vorzustellen. Er versteckte sie und ihren Sohn sogar. Nun muss man wissen, dass Goethe offenbar aus Standesgründen - weiß mann's? - in wilder Ehe lebte. Goethe freute sich z. B. dass er seine Frau damals in den Tischgesellschaften bei Kant's Mutter dabei haben konnte, während bei Hofe das nicht gestattet war.

Das nur als kleine Anmerkung.

Sei lieb gegrüßt
Gerd
ehemaliges Mitglied zum Beitrag von Kant - Tischrunde - wurde kommentiert, dass Kant Frauen feindlich gewesen sei. Es wurde gesagt, dass Frauen an seinem Tisch keinen Platz gefunden hätten. Ich habe dazu gesagt, dass ich aus anderer Quelle etwas anders entnommen hatte. Ich hatte auch mitgeteilt, dass das Bild von Kant auf die Schönheit der Frauen abzielte - auf die Anmut. Nun möchte ich hieran anknüpfend ein Gedicht von Schiller bekannt geben, wo dieser etwas zum Frauenbild geschrieben hat. Hieraus ist zu entnehmen, dass damals vorherrschte, dass die Frau durch ihre Anmut "herrschte" während der Mann durch seinen kraftvollen Einsatz für die Einhaltung der Gesetze sorgen sollte. Er wurde damals dann mehr als der Ernährer angesehen, was heute noch von rückständigen Politikern gerne gesehen würde

Hier das Gedicht von Schiller:

Macht des Weibes.

Mächtig seyd ihr,
ihr seyds durch der Gegenwart
ruhigen Zauber.
Was die stille nicht wirkt,
wirket die rauschende nie.
Kraft erwart’ ich vom Mann,
des Gesetzes Würde behaupt’ er,
Aber durch Anmuth allein
herrschet und herrsche das Weib.
Manche zwar haben geherrscht
durch des Geistes Macht und der Thaten.
Aber dann haben sie dich, höchste der Kronen, entbehrt.
Wahre Küniginn ist nur des Weibes weibliche Schönheit,
Wo sie sich zeige, sie herrscht,
herrschet bloß weil sie sich zeigt.

Wenn man das aus heutiger Zeit interpretiert, könnte man denken, Frauen brauchten nur schön zu sein und Frauen, die sich in die Gefilde der Macht begäben, wären hässlich Es gibt Menschen, die das auch heute noch sehen. Es gibt sicher Frauen, die sich männlicher zeigen wollen als Männer es sind, um ihre Position zu festigen. Aber die Regel ist das heute nicht mehr - muss es heute nicht mehr sein.

Das nur ein kurzer Ausflug zur Weiblichkeit - zum Bild der Frauen.

Anmerkung: Schiller war verheiratet und gern gesehen im Kreis der Frauen.

traumvergessen
ehemaliges Mitglied eingangs meines Berichts hatte ich erwähnt, dass Kant nicht anwesend war, weil er das Wirken seines Schülers nicht würdigen konnte. Er war schon zu alt und anderswie beschäftigt. Zudem war Kant am liebsten zu Hause. Aber Schiller hatte Kants Lehre aufgenommen und in seinen Werken ist viel von dessen Gedankengut vorhanden.

Toll wie du das Wirken des Professors würdigst. Eine wunderbar künstlerische Form. Er dankt dir sehr. Auch davon, wie du sein Leben beschrieben hast und in dem Vers aus "Dem Lied von der Glocke" den richtigen Ton gefunden hast, ist er sehr begeistert.

Wie er mir ausgerichtet hat, wünscht er sich noch viele Gespräche in dieser oder vielleicht auch in etwas abgewandelter Runde. Er freut sich, dass dir sein Wein gemundet hat und bedankt sich sehr, dass du seinen Freiheitsdrang so toll gewürdigt hast.

Er erhebt noch einmal sein Glas auf die Runde und prostet uns zu.

Ganz liebe Grüße an dich
traumvergessen - natürlich von Gerd
ehemaliges Mitglied da habt ihr einen tollen Brief - ein richtiges Kleinod - im Familienbesitz. Ja - Schiller war ein herzlicher, emotionaler und Gott gläubiger Mensch. Er war sehr von Gefühlen geprägt, wozu man in seinen vielen Beiträgen, die er in seinem kurzen, von Geldnot und Krankheit geprägtem Leben geschaffen hat, lesen kann.

Ich danke dir für diesen Brief, den man sicherlich nicht überall lesen kann. Dieser Brief zeigt auch, wie Schiller mit seiner Familie und auch mit seiner Heimat verbunden war.

Ganz liebe Grüße
Gerd
ehemaliges Mitglied danke dir für deinen Kommentar. Du bist herzlich willkommen in unserer Runde. Großer Geschichtskenntnisse oder Literaturkenntnisse bedarf es dabei ist. Du bist eine tolle Geschichtenschreiberin und Phantasie ist hier herzlich willkommen. Historientreue ist dabei nicht erforderlich.

Liebe Grüße zu dir
traumvergessen
ehemaliges Mitglied ja, richtig, deine Preußen. Mir fällt dazu ein: Preußens Gloria, ob es richtig ist oder nicht? Ist jedenfalls ein Militärmarsch den ich seinerzeit im Spielmannszug oft und gerne gespielt habe - Ja, deine - unsere Preußen haben schon eine Menge geschafft. Ohne sie hätten wir noch die Kleinstaaterei - ein Überbleibsel von der Kleinstaaterei ist der Föderalismus, der auch seine guten Seiten hat. Na ja, der "Freistaat" Bayern übertreibt es da manchmal schon. Nun gut, in der Tat wurden etwa 100 Jahre später durch Bismarck die Sozialgesetze geschaffen, wozu die von dir genannten Errungenschaften gehören. Bismarck wollte damit das Rumoren im Proletariat beseitigen. Aber ganz geschafft hat er es nicht. Damals waren die Absicherungen noch zu gering. Na ja, was die Rente anbetrifft, so sind wir mit dem Rentenalter bald wieder dort, wo man damals angefangen hat. Damals konnte man mit 70 Jahren in Rente gehen - 67 Jahre ist nicht mehr viel davon entfernt. Allerdings ist die Rentenhöhe in den meisten Fällen heute so, dass man davon leben kann - obwohl es aufgrund mangelnder Planung auch schon wieder Rückschritte gibt. Schön, dass du daran erinnert hast. Natürlich gehört auch die Krankenversicherung zu den Sozialgesetzen. Wenn man daran denkt, dass es in Amerika trotz Obama noch immer nicht zur Regel geworden ist, Sozialgesetze zu schaffen. Dort setzt man immer noch auf die völlige private Absicherung, was in vielen Fällen durch die Bankenkrise dazu geführt hat, dass viele Rentner ihre Alterssicherung verloren haben.
Traute, erzähl mir doch bitte einmal was das Sprichwort mit Hoffmann auf sich hat. Ich kenne es nicht.

Dann fällt mir noch etwas zu den Preussen ein:
Sprichwort: "So schnell schießen die Preussen nicht" kam daher, dass ein Preußenkönig, der Soldatenkönig, ein Riesenheer aufgestellt hatte und anders als seine Vorgänger keinen Krieg geführt hatte. Heute würde man das mit Rückblick auf die jüngere Vergangenheit, die heute nicht mehr gilt, Abschreckungsstrategie nennen.

Ein weiteres Sprichwort: "Ich wollte es werde Nacht oder die Preussen kommen". Die entscheidende Schlacht gegen Napoleon bei Waterloo, wo durch Wellington im Verbund mit den Preussen Napoleon und damit das Großmachtstreben Frankreichs besiegt wurde.

Also, liebe Traute, dein Stolz auf die Preussen ist berechtigt

Schön, dass du mitmachst. Schiller ist begeistert

Liebe Grüße zu dir
traumvergessen
Traute Mit großer Freude habe ich deinen Beitrag gelesen.Du hast ihn so gewürdigt, wie er es verdient, super Diskussionsbeitrag!
Mit
Glückwunsch, grüßt Traute
Ela48 Dank an Herrn von Schiller. Bei ihm am Tisch sitzen zu können und sich reger Diskussionen erfreuen zu können, ist schon etwas Besonderes
Was mich wundert: Herr Kant fehlt in der Runde, ein sicher treuer Freund von Schiller.
Kant lehrte Schiller, dass der Mensch ein „moralisch ethisches Wesen ist und er im Grunde genommen die Aufgabe hat, wenn auch mit viel mit Disziplin, schlechte, niedrige Regungen in sich zu bekämpfen.
Keine leichte Aufgabe, wenn es darum geht, dass Mensch sich besser kennenlernen sollte, und Offenheit sorgt dafür, dass Veränderungen erfolgen könnten.
Die richtige Zeit sorgt für Spannung, Erleuchtung und Veränderung.
Das Gute sollte siegen, dadurch wird Mensch ein besseres Wesen für sich und andere.
Erfahrungen einer positiven Haltung spiegeln sich im Gegenüber wieder.
Ihr Gedicht, lieber Herr Professor Schiller, ist ein Zeitgedicht, was in keiner Weise an Präsenz verloren hat.
All die Worte zeigen, dass durch „Menschsein“, egal in welchem Jahrhundert, die Problematik noch nie gelöst werden konnte.
Ansätze zum Denken, um Veränderungen herbeizuführen, sind sicherlich da.
Aber es gibt nicht nur den Geistesmenschen, sondern Menschen, denen Worte und Gedanken zu formulieren, sehr schwer fällt, wie sollen sie sich verhalten?
Sie werden zum Außenseiter, zum Schweigen verdammt. Ängstlich verharren sie in einer ganz eigenen Position. Es gibt kein Hin- und Hergehen über Brücken der Vernunft …

Lieber Herr Professor Schiller. Das Wort Freiheit hat einen großen Stellenwert in Ihrem Leben eingenommen.
Freiheit über alles. Ich habe die unholde sichtbare Unfreiheit kennengelernt in einem Land, das immer wieder als reich und schön geschildert worden ist.
Es ist nicht so. Es gibt die Reichen und die unendlich armen Menschen.
Die Armen gefesselt in ihrer Unkenntnis, aus dieser Armutsschleife ausbrechen zu können.


Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei,
Und würd' er in Ketten geboren;
Laßt euch nicht irren des Pöbels Geschrei,
Nicht den Missbrauch rasender Thoren.
Vor dem Sclaven, wenn er die Kette bricht,
Vor dem freien Menschen erzittert nicht.
Schiller


Auf der Suche nach der Freiheit, lieber Professor Schiller, ja, Sie meinte ich.
Sie schauen erstaunt, was ich so alles über sie weiß.
Mit 13 Jahren mussten Sie ihr Elternhaus verlassen, auf Befehl vom Herzog von Württemberg. Die Militärakademie war das Ziel. Acht Jahre verweilten sie dort und kamen sich vor wie in einem Gefängnis. Sie wurden dort zum Gehorsam gezwungen, sie Armer, kaum vorstellbar . Die preußische Ordnung, wie Traute schon angemerkt hat.
Die Frage brennt wie Feuer in mir: Was bedeutet es für den Menschen überhaupt, „frei“ zu sein?
Können wir überhaupt frei sein? Freiheit ist doch ein Begriff, den jeder unterschiedlich interpretieren kann!
Für mich ist Freiheit eher, frei Denken und Handeln und man selbst sein zu können …
Woher weiß ich, wo meine eigene persönliche Freiheit anfängt und wo sie endet?
Freiheit muss aber etwas Wunderbares sein, denn keiner kennt sie. Ich sehe es so und lasse mich gern berichtigen.
In dieser Zeit entstand das Schauspiel “Die Räuber“ (der Kampf gegen alle Tyrannen) und die Liebe zur Freiheit.


Ein vorzüglicher Wein, Herr Professor! Ich genieße die Zeit mit Ihnen und meinen Freunden.
Die Zeit für diese intimen Stunden, eine Kostbarkeit der besonderen Art.

Noch ein paar Worte, was es heißt, einen Freund wie Goethe zu haben:

„Den Lebensrhythmus einander anzunähern, war ohnehin eine der schwierigsten Aufgaben der zwei.
Goethe, der Morgenarbeiter, und Schiller, der vor dem Mittagsschlaf das Bett eigentlich gar nicht verlässt. Dann Schillers Sucht nach Aufmunterungen aller Art: Kaffee, Wein, Arrak, Tabak, faulige Äpfel. Rauchen durfte er nicht, wenn die beiden gemeinsam dachten, das verbat Goethe sich, die Äpfel in der Schublade fand er widerlich. Aber Freundschaft heißt manchmal eben auch, gewähren lassen. Die Äpfel blieben drin.“

Ela
EHEMALIGESMITGLIED63 November 1786

Theuerste Schwester,
Gestern Abend erhalte ich deinen lieben Brief und eile,
Dich aus Deinen und unserer besten Eltern Besorgnißen über
mein Schicksal zu reißen.
Daß meine völlige Trennung von Vaterland und Familie nun mehr entschieden ist, würde mir sehr schmerzhaft seyn, wenn
ich sie nicht erwartet hätte.........

Wenn mein Segen Kraft hat so wird Gott mit euch seyn.
Ein inneres starkes Gefühl spricht laut in meinem Herzen
ich sehe euch wieder- Vertraut Gott.





Soweit Schillers Worte an seine Schwester in einem Brief
der sich im Besitz unserer Familie befindet.




Er fühlte sich trotz aller Unbillen
trotz finanzieller Nöte weiterhin in Gottes Hand


LG Begine

finchen ...Euch durch die "Geschichte" räubern zu sehen.
Und vor allem interessant, welche versteckten Dinge sich noch offenbaren...........mit persönlicher Interpretation ausgemalt. "Geschichte" liegt zu Grunde, doch stimmt es auch?
Es wurde viel gedichtet, schön und sinnvoll, doch hätte es zu meiner Schulzeit einen Diskurs darüber gegeben, dann wäre ich heute vermutlich schlauer- ähm - dieses umzusetzen.

Schillernde Grüße
das Moni-Finchen
Ps: macht weiter so!
Traute da hast du schon Recht mit der preußischen Ordnung und dem preußischen Drill. Aber es war ja das ganze Europa in Waffen und Kampfgier.Das verlangte viel Arbeit und Zucht.Aber die Preußen hatten ja ihren König der sich selbst krönte und der und seine Nachkommen haben aus dem Flickenteppich ein Deutschland gemacht.Da bei wurde der Geist und die Kunst und der Humor nicht vergessen. Der Hoffmann"lass dir nichts von Hoffmann erzählen"...hat ja mit seinen schnurrigen Geschichten auch die Welt bezaubert.Meinen Schiller lob ich mir. Und der Geheime Rat, hat ihm zur Seite gestanden.Das war eine gute Tat und er musste ja immer zum Hofe hin die Dinge auf dem Weg bringen.
Einen guten Einfluss hatten die damaligen Universalgelehrten, auf die Entwicklung von Kunst und Kultur. Aber meine Preußen haben die Rente erfunden, die Krankenversicherung und die Schulpflicht für jedermann und wenn ich mich recht entsinne auch den Beamten als Staatsdiener.Einiges ist reformiert, anderes reformationsbedürftig geworden? Viele Seiten wirken und Schiller Räuber waren genau so animierend wie Goethes Werther. Ich würde Schiller erzählen wie mich die Beatles außer Rand und Band kommen ließen. So greifen die Klassiker auch heute noch nach unseren Herzen. Wollen sehen wie die heutigen Stars das machen?
Grübelt Traute
ehemaliges Mitglied es war schön mit dir an Schillers Tisch zu sitzen. Man merkt aus deinem Kommentar deine Liebe zu Preußen.
Ich danke dir für deine Einlassungen auch am Essenstisch. Du warst eine tolle Eisbrecherin. Ich glaube, Schiller war nicht so begeistert von den Preußen. Ihm lagen mehr die Dänen und vor allem in seiner späten Zeit der Kreis um den Herzog Karl August von Weimar, der den von dir weniger geliebten Geheimrat Goethe zu seinem Minister berufen hatte, wo dieser etwas für seinen späten Freund tun konnte. Durch die mehrmalige Aufstockung seiner Zuwendung erleichterte der Herzog Schiller ein bescheidenes Leben. Und Freunde ermöglichten dann auch die Umsiedlung von Jena nach Weimar.

Liebe Grüße
Gerd
Traute Schiller war mir wegen seiner Moralvorstellungen in Wort und Tat, schon immer etwas Näher als der Geheimrat.
So kann ich , wenn ich schreibe, nur befangen schreiben.Als ich beim Poeten, Dramaturgen und Regimentsarzt zu Tische saß,
wusste ich was geschieht und was später geschehen würde.
Auch in Schillers Zeiten wurde mehr Geld in Militär gesteckt als in die Bezahlung der Professoren. Wer da keine Beziehungen und Freunde, Fürsprecher hatte, war arm dran.Mein Preußen war von der Pest entvölkert und in den Staaten, wo sich der Protestantismus durchgesetzt hatte war kein Frieden und Dulden.Die Reformierten wurden vertrieben und die Preußen nahmen die Leute auf und ließen sie sich nach ihrer Fasson eine neue Heimat bauen.Ja der Herr Schiller, so ein Universalgenie, musste sich auf drastische Weise dem Drill und der Unfreiheit entziehen und eine neue Heimat suchen. Er fand sie und sein Freund Goethe stillte die größte Not.Aber die Sehnsucht nach der Freiheit blieb und das Gedicht, zeigt es war nicht nur die Poesie der Worte die ihn das Gedicht schreiben ließ.
Die Drei Worte könnten auch heute noch auf manchem Spruchband stehen, vielleicht so: Freiheit, Moral und Glaube daran.
Auch jetzt lieber Schiller haben viele zum Klagen Grund und wenn es eine Errungenschaft gibt, knabbert die andere Seite wieder und kürzt.
Aber Schiller und Goethe sind nicht nur in Deutschland unsterblich, nein die ganze Welt hat von ihnen gehört und gelesen.
Es war mir ein Vergnügen,
sagt die Laienpoetin
Traute

Anzeige