Ein Kescher für die Milz



Ein Kescher für die Milz

Eine Ankündigung in der Werra-Rundschau hatte es uns angetan. Umbau des Krankenhauses, d.h. eigentlich eine Erweiterung des Operationstraktes. Öffentliche Besichtigung für Interessierte heute am Freitag von 15 – 18 Uhr. Führungen werden angeboten – anschliessend in der Cafeteria kleiner Imbiss zu ermässigten Preisen.

Der Tag war bisher so grau – regnerisch – unfreundlich. Man hat eigentlich gar keine Lust irgend etwas zu unternehmen, aber das geht nicht.
„Auf auf Du schwacher Geist und stell Dich auf die Hinterbeine“, das hab ich schon als Kind und Jugendliche gehört, wenn ich so gar keine Lust zu irgend etwas hatte.
Es war gut, dass wir uns um 15 Uhr verabredet hatten. Uwe kam pünktlich – wir fuhren zum Krankenhaus – draussen keine Menschenseele – aber im Eingangsbereich.

Wir meldeten uns an und dann holten wir uns erst einen Becher Kaffee. Als wieder eine Führung aufgerufen wurde, stürzten die Besucher alle nach vorne – wir blieben sitzen. Es hat schliesslich keinen Zweck, bei so vielen Besuchern da kommen ja noch mehrere Führungen. Wir hörten wie eine Frau zu ihrem Mann sagte: „Lass uns gleich ganz vorne Platz nehmen, sonst kommen wir so spät dran…..so ein Unfug. Wenn man sich schon für so etwas interessiert, dann stürmt man nicht im Düsenantrieb durch das Gebäude, sondern nimmt sich Zeit. Wir liessen noch eine weitere Gruppe starten und dann waren wir ca. 15 Personen die einer Operationsassistentin und einem Operationsassistenten folgten.

Wir bekamen Schutzhüllen für die Schuhe und wurden aufgefordert die Hände zu desinfizieren. Dann begann die Führung. Ziel des Anbaus war es kurze Wege, moderne Ausstattung zu schaffen – es ging hier schliesslich um eines der technischen Herzstücke der Klinik. Am 29. November 2016 erfolgte der erste Spatenstich – der Innenausbau begann im Oktober 2017. Ein solches Unterfangen so umzusetzen, dass der gesamte Bau im Plan bleibt ist keine Selbstverständlichkeit. Man sieht das nicht nur an BER. Aber hier wurde es erreicht

Alles sehr hell, großzügig und dem neusten technischen Standard entsprechend. 3 Operationsräume und die dazugehörigen Nebenräume. Schleusen, Waschraum um Hände Arme zu waschen und zu desinfizieren. Umkleideräume, Materialräume – Anlieferungen und Weiterverteilungen. Zwei gesonderte Zugänge zu den Operationsräumen. Vorbereitungsräume, Aufwachräume, Isolierstationen und auch Operationssaal für die septischen Fälle. Diese dürfen auf keinen Fall mit den aseptischen Operierten in Berührung kommen, deswegen ist hier alles getrennt.

Desinfektion, Hygiene ist das oberste Gebot in diesen Räumen.
Die Zuluft und Abluft in den Operationsräumen wurde erklärt. Frisch-Zuluft kommt von der Decke – Abluft wird vom Boden abgesaugt, damit kein Staubpartikel wieder in die Höhe gewirbelt wird und Unheil anrichtet. Die Wände abwaschbar – im Isolationsbereich mit spezieller Technik ausgerüstet – da die Reinigung hier mit stärkeren Mitteln erfolgen muss.

Bei der Intensivstation ein grosser Vorraum mit den Möglichkeiten der heutigen Technik – also grosser Bildschirm auf dem sämtliche Patienten erfasst sind – sämtliche Medikationen, „Schläuche“ usw. zu sehen sind. Auch sind alle technischen Einrichtungen dieses Traktes bereits so ausgelegt, dass eine Umstellung bei zukünftiger neuerer Technik ohne Probleme möglich ist.

Das erinnert mich an eine meiner Stieftöchter die im Brüsseler Uniklinikum nach einer schweren Operation auf der Intensivstation lag. Niemand wusste ob sie überleben wird – sie lag allein in einem winzigen Raum – ca 11 Schläuche schauten aus ihrem Körper, sämtliche Monitore und Geräte ganz nah bei ihrem Bett - es war ein Bild welches mir starke Nerven abverlangte.

Hier sind die Räume um einiges größer, Kontrollgeräte und anderes Nötige kann hier großzügiger verteilt werden. Auch der Raum für die Vorbehandlung – d.h. die Narkosevorbereitungen ist grösser. Das Narkosekontrollgerät wurde im groben erklärt. Das Bett vor dem Narkosegerät hat eine besondere spezielle Unterlage, die sich jedem Körper anpasst. Wir erfuhren dass ein Operationsbett ca. 100.000,-- € kostet, dass jetzt auch Betten vorhanden sind, die eine lebendige Last von ca. 300 kg tragen können. Bisher waren nur Lasten bis 250 kg möglich und auch da stiess man an die Grenze des machbaren. Hier konnte ich es mir nicht verkneifen und fuhr mit meinen Armen einmal um mich herum, so weit wie ich eben kam.

Der gesamte Anbau kostete um die 13 Millionen €, dabei gab es dann allerdings einen Zuschuss von ca 8,8 Millionen – denn so eine Summe kann ein Krankenhaus wirklich nicht alleine erwirtschaften. Ich erkundigte mich nach den zusätzlich geschaffenen Quadratmetern und hörte die Zahl 3.391– daran kann man ermessen wie umfangreich hier alles gestaltet wurde. Auch die Wäscherei musste aus dem alten Gebäude ausziehen. Nur die Technikräume sowie die Küche blieben im Keller erhalten.

Nach der Besichtigung und der Beantwortung unserer Fragen gingen Uwe und ich in die Cafeteria – dort waren in einer Ecke Tische aufgebaut auf denen Instrumente lagen.
Instrumente für die Minimalinvasive Operationstechnik. Instrumente und künstliche Hüftgelenke in allen möglichen Ausführungen und Grössen – dazu eine Patienten-Informations-Broschüre.
In diesem Heft ist alles Wissenswerte über das Hüftgelenk, Arthrose, Abnutzungen am Gelenkknorpel usw. erläutert. Es wird ausführlich darauf eingegangen was Arthrose eigentlich ist und die Behandlungsmethoden erläutert. Denn bevor es zu einer Implantation eines künstlichen Gelenks kommt werden andere Behandlungsmethoden eingesetzt wie z.B. schmerzlindernde Medikamente, Einsatz von orthopädischen Hilfsmitteln oder aber auch Krankengymnastik. Ausserdem wird hier noch ausführlich auf die Möglichkeiten der Vorbereitungen zu Hause eingegangen – was im Krankenhaus auf den Patienten zukommen kann. Auch Risiken und Komplikationen werden angesprochen – denn nichts ist risikolos. Ganz wichtig ist auch die Nachbehandlung mit Tipps und Übungen für zu Hause.


Einige Instrumente sahen aus wie ein Kescher an einer langen Stange – hier erklärte der Chefarzt Dr. Karenkov die Handhabung bei der minimalinvasiven OP, wenn z.B. Organe wie die Milz durch die kleine Öffnung im Körper geholt werden müssen. Denn die kleine Operationsöffnung ist nicht mehr auf gleicher Höhe wie das Organ sondern liegt wesentlich tiefer. Narben sind heutzutage möglichst klein und an versteckten Stellen. Andere Op-Hilfsmittel versetzen den Chirurgen in die Lage trotzdem mit beiden Händen zu arbeiten – und dann war da ein Gerät welches wir uns nicht erklären konnten. Uwe meinte nur wir wären wohl in der falschen Veranstaltung – da dieses Stück einem ausgebildeten Penis ähnlich sah.

Anschliessend hatten wir noch etwas Zeit und wollten uns Krippen anschauen. In der Neustädter Kirche war Licht, aber leider waren die Damen erst dabei die Krippen, die von Privatpersonen zur Verfügung gestellt wurden, aufzubauen. Man konnte zwar schon die diversen Arbeiten vergleichen, aber das Gesamtbild war noch nicht vollständig. Eine der anwesenden Damen gab uns ein Informationsblatt mit den Zeiten der Krippenausstellung. Es gibt dann auch zusätzlich wieder Waffeln und Kaffee, einen mobilen Eine-Welt-Laden und auch ein musikalisches Programm. Diese Krippenausstellung ist nur für 5 Tage der Bevölkerung zugänglich.

Auch die anschliessende Fahrt zum Hülfesberg war leider erfolglos. Wir konnten zwar die Kirche betreten, aber eine Krippe war in der Kirche nicht aufgebaut.
 


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