Ein kleiner Junge auf dem Spielplatz

Autor: ehemaliges Mitglied

Der große Spielplatz an dem ich täglich vorbei gehe, ist wieder voll, die Sonne scheint und alle wollen ins Freie, Kinder und Eltern.

Ein kleiner Junge, so ungefähr 2 Jahre dachte ich, wackelte auf  seinen kurzen Beinchen am Rand des Sandkastens entlang, dann setze er sich auf die Umrandung, die gerade so die Höhe hatte, dass er sich setzen konnte. Da fiel es mir auf, es wirkte als würde sich ein Erwachsener kurz ausruhen wollen und als er wieder aufstand, sah ich es, dieser Junge war ein kleinwüchsiges Kind, die Größe eines 2 Jährigen, aber am Kopf sah man, dass er ca. 9 Jahre alt sein musste, dann setzte er sich mit seiner Muttter auf die Schaukel, ich ging weiter und hatte Tränen in den Augen und einen Kloß im Hals. Wir haben in unmittelbarer Nähe ein großes Förderzentrum und deshalb sehe ich viele Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen, allen gehört mein Mitgefühl, aber dieser Kleine rührte mich zu Tränen, warum ist die Natur so ungerecht?

Ich bin froh, dass unsere Gesellschaft offener und toleranter gegenübe Menschen mit Behinderungen geworden ist und dass die Kinder allen ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten entsprechend gefördert werden und ein Teil dieser Kinder es schafft, irgendwann ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Aber das Bild dieses kleinen Jungens hat sich bei mir eingebrannt.


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Kommentare (5)

nnamttor44

Ich erlebe  gerade, wie immer noch, wie seit über 50 Jahren und mehr, Kinder beispielsweise hier mit den anderen Wahrnehmungen der Legasthenie (keine LRS, keine Krankheit oder Behinderung, sondern genetisch bedingt, wie Linkshänder!) in der Grundschule fertig gemacht werden - obwohl das Gesetz verlangt, dass ALLE Kinder in der Grundschule jedes Schuljahr mitgenommen werden müssen! Viele Lehrer ignorieren das immer noch!! Hauptsache, sie sind wieder ein Kind, das eben anders lernt, in ihrer Klasse los.

Inzwischen gibt es fast in jeder ersten Klasse von ca. 20 Kindern fünf oder sechs, die mit ihrer legasthenen anderen Wahrnehmung im Unterricht das Wissen um die vielen Möglichkeiten der nichtverbalen Denkensart bei Lehrern einfordern. Würde allgemein ein wenig mehr die Serialität, Ordnung, Reihenfolge und noch weitere Dinge in den ersten Grundschuljahren von den Lehrern beachtet, würde das Bilddenken statt des verbalen Denkens das Lernen von Lesen, Schreiben und auch der Dyskalkulie vielen Kindern ersparen, dass sie stattdessen von den Lehrern bereits als Zweitklässler als dumm vor der Klasse hingestellt werden. Nicht wenige betroffene Kids sind hochintelligent (tut aber nichts zur Legasthenie). Aber sie werden durch diese Ignoranz zu Analphabeten degradiert, als Dumme gemobbt, dazu gebracht, dass sie psychisch gesehen ihren Glauben an sich selbst verlieren, mit weitreichenden Folgen für ihr ganzes Leben!

Das sollte nicht so sein! europaweit, aber auch in den USA oder eben ziemlich weltweit werden dyslexische Kinder entsprechend mitgenommen, ihre "andere Wahrnehmung" beachtet. Warum bei uns immer noch nicht bundesweit??

Man sieht es niemandem an, was in ihm steckt, eine Krankheit oder eine Störung oder eben sehr viele Begabungen, der aber in unserer "modernen, oft überfordernder Lehrmethode" keinen Wert gegeben wird. Dabei müssen "Bilddenker" weitaus mehr und schneller bei Aufgaben nachdenken als verbal denkende Kids! Finnland ist führend mit Schulerfolgen in Europa - Deutschland? Das war einmal ...

empört sich Uschi

ehemaliges Mitglied

@nnamttor44  Ich stimme dir zu, ich meine auch nicht, dass alles gut ist, sondern nur, dass es im Vergleich zu früheren Jahren vieles besser geworden ist. Leghastenie ist vermutlich in der Gesellschaft inkl. Lehrkräfte immer noch nicht als Lernbehinderung angekommen.

Was ich sehr bedauere, zumal ich so etwas in der eigenen Familie kennengelernt habe.

Aber trotz allem, Kinder mit Behinderungen, wie der kleine Junge von dem ich schrieb, haben inzwischen mehr Möglichkeiten,  Bildung, Beruf und dann ein selbstbestimmtes Leben zu führen und damit auch an Teilnahme des  gesellschaftlichen Lebens.

Rosenbusch
.

werderanerin

Obwohl unsere Gesellschaft vielleicht etwas toleranter gegenüber beeinträchtigten Menschen geworden ist, würde ich meinen, dass es immer zu wenig sein wird. 

Das Leben für solche Menschen muss ja eh schon nicht einfach sein aber wenn man immer auch noch "schräg" angeschaut wird, Kommentare abgesondert werden..., muss das doch schlimm sein. 

Wie schnell kann jedem von uns ein Unglück passieren und schon steht man ggf. nicht mehr auf der Sonnenseite des Lebens - daran denkt nur ein "normaler" Mensch kaum.


Kristine

Manfred36


Es ist normal verschieden zu sein, in Kaiserslautern
Neben Beratungsstellen, Betreuungsangeboten, Wohnheimen, Kindertagesstätten, Offenen Hilfen und Tagesförderstätten trägt die Lebenshilfe Westpfalz e.V. auch die Gartenschau und das Brauhaus an der Gartenschau, und zwar als Integrationsgesellschaft: iKL. Fast 50 Prozent der Beschäftigten der iKL haben eine Beeinträchtigung und sind ganz „normal“ im Arbeitsalltag integriert. Sie sind offen und gegenwärtig.

 

ehemaliges Mitglied

@Manfred36  
Danke für Deinen Kommentar und auch dafür, dass Du in einzelnem erzählst, was alles für die Menschen mit Behinderungen getan wird, damit sie gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.

Ich kenne übrigens persönlich eine inzwischen junge Frau, die es mit rechtzeitiger Föderung im Zentrum zur Ausbildung und eigener Wohnung gebracht hat, im Gegensatz zu ihrem Bruder, bei dem die Förderung so nicht stattfand und der nicht selbstständig leben kann.

Mir ging es in meinem Beitrag auch um die Gefühle, die ich hatte, als ich diesen kleinen Jungen sah, was hat das Leben ihm doch alles aufgebürdet.

Grüße von Rosenbusch
 


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