Ein Leben wie in der Steinzeit


Weder Fernsehen, Radio, noch fliessendes Leitungswasser und Elektrizitaet, die Errungenschaften der “ WEISSEN “ konnten ihnen ihre Tradition und ihren gewohnten Lebensraum ersetzen.

Alles fing damit an, als man 1957 erstmals den Volksstamm der Pintubi, der in der Naehe des Lake Mackay, an der Grenze zwischen Western Australia und Nothern Territory in der grossen Gibson Wueste, ueber 1.600 km von der Westkueste entfernt lebte, entdeckte.

Ein Stammesmitglied, das von den Weissen aufgenommen worden war, fuehrte einen Forscher auf einer Expedition in ihr Gebiet.

Bis zu ihrer Entdeckung zogen die Pintubi durch die unendliche und unwirtliche Gibson Wueste. Sie jagden Kangurus, assen sehr gerne Ameisenlarven und verehrten die Goetter an zeremoniellen Plaetzen, die sie auch in ihren ueberlieferten Legenden verehrten. Sie hatten, wie alle anderen Staemme, ihre eigene Sprache.

Nach diesem, fuer die Medien ‘sensationellen Fund’ wurden die “armen Wilden” mit Geschenken ueberhaeuft, eingekleidet und in eine Aboriginal Community in der Naehe von Alice Springs gebracht. Dieses Dorf wurde 1950 von der australischen Regierung fuer die nomadisierenden Ureinwohner des Luritja Stammes errichtet. Dort sollten sie sich an die Lebenssitten der ‘Weissen’ gewoehnen.

Doch gefragt hatte man die Pintubi nicht. Sie mussten sich in einem voellig neuen Lebensraum an ein vollkommen anderes, fremdes und ungewohntes Dasein von einem auf den anderen Tag gewoehnen. Der Stamm der hier lebte sprach eine andere Sprache und war von anderen historischen Erfahrungen und Traditionen gepraegt. Ein wirkliches Zusammenleben war nicht moeglich.
Aborigines(koala)



Die Pintubi erkannten, dass so ihr Leben zerstoert wuerde. Jeder Aborigines – Stamm kann nur in seinem eigenen Gebiet existieren, in dem er als Nomade seit Generationen lebt. Hier kennt man alles. Jeder Baum, Strauch, Berg und Wasserlauf gehoert zu ihrer Orientierung, zur Nahrungsbeschaffung, auch mitten in der Wueste und damit zu ihrem Ueberleben.

Nach langen zaehen Verhandlungen mit dem Staat durften sie 1981 wieder in ihr Gebiet ziehen. Sie sollten jedoch sesshaft werden. Sie gruendeten eine kleine Gemeinde, die sie Walungurru nannten. Der Ort schmiegt sich zwischen zwei kulturell bedeutenden Bergen, den Mount Leister und den Mount Strickland, in ihrer Sprache Pulikatjara, das heisst “ zwischen zwei Bergen”.
Aborigines(koala)



Heute leben in dem Ort 450 Menschen, davon sind 90% Ureinwohner. Sie haben eine Schule, ein Geschaeft, ein Frauen – und Kunstzentrum und aerztliche Versorgung. Regelmaessig kann man sogar von einem Flugfeld nach Alice Springs fliegen. Aber nur, wenn man will. Denn die Pintubi legen weiterhin grossen Wert auf ihre Freiheit und persoenliche Entscheidungsgewalt.
Aborigines(koala)



Sie fuehlen sich in ihrem jetzigen Leben, fernab von Konventionen und Zwaengen wohl. Auch wenn dieses Leben aus der Sicht eines Weissen hauptsaechlich von Entbehrungen gepraegt ist.

koala/2010





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Kommentare (16)

koala Diese hier sind bessere Ueberlebenskuenstler.
Es gruesst Dich am Niederrhein
Anita aus Australien


koala Hoffentlich kann der Stamm im brasilianischen Urwald noch lange so abgeschieden leben und der 'weisse Mann' findet nichts in ihrem Gebiet, was fuer ihn von Interesse sein koennte.
Ein lieber Gruss
Anita/Australien
elise52 danke dir für die Erzählung und für die schönen Fotos.
Wie du schon schreibst "Das Glück hatten andere Stämme nicht"

Beste Grüße vom Niederrhein
Gerda
Komet Liebe Anita, ich glaube, in Brasilien hat man noch einen Stamm entdeckt, der vollkommen von der Außenwelt abgeschnitten ist. Ich würde mir wünschen, dass es so bleibt. Ich kenne zwar nur den "zivilisierten" Urwald,aber ich frage mich immer wieder, wieso muß man diese Menschen in Kleidung hinein pressen, die nach einer Zeit in Fetzen herab hängen.Außerdem wir ihr Lebensraum immer kleiner. (Das ist mal wieder ein Bericht für sich) Diese Ureinwohner haben überhaupt keine Abwehrkräfte gegen die Krankheiten, die die Europäer einschleppen.
Auch hatte ich ein Hausmädchen aus den Bergen, die zwar katholisch geprägt war, aber immer noch heimlich ihre alte Tradition pflegte. Die Kirche hat ihr Werk getan.
Herzliche Grüße Deine Ruth.
koala Du hast die Geschichte der Ureinwohner von Suedamerika gleich vor der Tuere und so treffend geschrieben, dass die westliche Welt Jahrtausende brauchte um dahin zu kommen, wie sie heute ist.
Was haette der Neandertaler wohl mit seiner Keule gemacht, wenn man ihn zu so einem Kulturschock gezwungen haette?!?
Es gruesst Dich herzlich
Anita/Australien
koala Ja Tilli, sie sind Gaeste in ihrem eigenen Land und dabei auch noch 'nicht gern gesehene Gaeste' so scheint es.
Es gruesst Dich
Anita/Australien
koala Wenn ich hoere, welche Einstellung noch heute viele Menschen gegenueber den Ureinwohnern und ihrem Lebenstil haben, werde ich traurig und halte meine Gedanken fuer mich. Da kommt man naemlich nicht gegen an.
Es gruesst Dich herzlich
Anita/auf den Pfaden der Ureinwohner
koala Dass die 'zivilisierten' Voelker doch einmal intelligenter werden, wie Du in Deinem Kommentar schreibst, wird diese Welt nicht mehr erleben.
Aber man kann ja hoffen.
Und mit Dir hofft
Anita/Australien
koala Die Gedanken machen sich nur Menschen wie die hier Kommentierenden.
Aber die "Schuldigen" waschen sich ihre Haende in Unschuld.
Es gruesst Dich
Anita/Australien
koala Ihnen war wohl vorbestimmt, 'so' ueberleben zu duerfen.
Das Glueck hatten andere Staemme hier im Land nicht.
Es gruesst zurueck
Anita/Australien
omasigi wie wenig die Menschen aus der Geschichte lernen.
Wieviel wurde geschrieben, was vor 500 Jahren in Suedamerika die
Eroberer falsch gemacht haben, indem sie Kulturen zerstoerten und
ihre Lebensweise den Ureinwohner aufgezwungen hatten.

Dann schreibt man schon 1957 und moechte diesen in Freiheit lebenden
Menschen nach der europ. Art zu leben bei zu bringen.
Und das nach Moeglichkeit in kuerzester Zeit. Nicht bedenkend, wie lange
der Europaerer sich Zeit lies um so zu sein wie er jetzt ist.

Liebe Anita,
sehr schoen, dass Du Dich so mit offen Augen und Ohren in Deiner neuen Heimat umsiehst.
Danke, dass Du uns ueber Deine Beobachtungen und Erlebnisse immer wieder teilhaben laesst.
Neben bei lernt man sogar noch etwas.
gruessle
Sigrid
tilli Immer wenn ich an die Ureinwohner denke,egal ob Indianer oder Aborigenes, ist in mir ein Gefühl der Taurigkeit.Warum sind Weißen Menschen in das Leben der Menschen eingedrungen. Ja,warum?
Sie wolten so leben, wie sie es gewönt waren.Sie wolten ihre Kultur und Freiheit bewahren.
Das sie jetzt ihre Läden,Schulen usw haben, das sie ein besseres Leben haben.
Wissen wir überhaubt ob sie mit dieser Erungenschaft glücklich sind ?
Sie sind Gäste im ihren eigenen Land.
Danke dir für die Erzählung, für die schönen Fotos.
Grüße Tilli
indeed du lebst nicht nur dein Leben auf dem "Roten Kontinent", du setzt dich auch mit seiner Geschichte auseinander.
Das finde ich wunderbar und ich geniesse deinen Bericht, den ich jetzt schon mehrmals durchgelesen habe.
Danke, dass du uns daran teilhaben lässt.
Ganz liebe Grüße fliegen zu dir übers weite Meer.
Ingrid
outofspain gut gegangen.Vielleicht werden die "zivilisierten" Völker doch einmal intelligenter.

Als vor ein paar Jahren der Tsunami über die Philippinen und die benachbarten Inseln rollte, hat man die Völker der umliegenden Inseln nur per Hubschrauber "begutachtet", um festzustellen, wie viele Verletzte es gab, sie ansonsten in Ruhe gelassen. Diese Stämme, die nur aus ein paar hundert bzw. noch weniger Menschen bestand, wussten aus Erfahrung mit der Natur und der Beobachtung der Fauna, wie sie sich verhalten mussten.

Eine Hoffnung machende Geschichte.

LG Mo



Traute So ist das, wenn man sich als kulturell voraus dünkt. Das mag zwar gegenseitig anfeuern,etwa zwischen Südländern und uns.
Aber ein für alleman Hände weg wo noch Menschen abgeschieden in ihrer Kultur leben.
Es war ein ähnliches in Grönland und Neuguinea. Viele wurden aus ihrem Kulturkreis herausgerissen. Auch die Inkas und andere Indianerstämme sind dadurch ins Abseits geraten.
Wichtige Gedanken, auch für die, die des Landes und der Geschäfte wegen, weniger behutsam sind.
Guter und nötiger Beitrag,
Dank, Traute
groschbmich überaus froh, daß es für diesen Stamm noch so glimpflich ausging. In Indien mußte ich leider schlimmere Erfahrungen machen. Vierzig Jahre nach ihrer 'Wiederentdeckung' ist die ursprüngliche Kultur der 'Gond' in Chhattisgarh restlos verschwunden. Naxalites und Polizei sorgen nun auch noch für den Rest.
Vielen Dank für diesen Bericht.
Liebe Grüße,
Bernd

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