ein Meer von roten Rosen.............


... genau diese wollte ich haben...in der DDR. Eine frische Lieferung in einem Blumenladen, an dem ich zufällig vorbeiging. Doch in der Nähe des Friedhofes, zu dem ich gehen wollte und auch ging.
Das war das Jahr, als meine Großtante und ihr Mann "Goldene Hochzeit" hatten.
Genau dort, gegenüber vom Krematorium, in dem ich meine Mutter das letztemal die eiskalte und steife Hand, ganz fest drückte. Im offenen Sarg lag sie da, ein Anblick, den man nie vergessen kann.
Mit Blumen umkränzt und geschminkt, ein Bild, wie ich sie seit zwei Jahre vorher nicht gesehen hatte.
Ich brauche Rosen für ihr Grab- ich will sie schmücken auch über der Erde, denn ich sehe sie dort im Dunkeln liegen - sie soll sich freuen, daß ich dagewesen bin und an sie denke.
Die Floristin schnappte nach Luft....was wollen sie? Ja, sagte ich, alle Rosen, die in ihrem Laden käuflich zu erwerben sind.
Sie grummelte vor sich hin: glauben sie, daß andere Leute auch Rosen haben wollen? Und außerdem ist das ein Glücksfall, denn ansonsten gibt es nur Nelken und im Herbst nur Dahlien.
Ja, ja...das weiß ich doch alles und deshalb möchte ich die gesamte Lieferung der Rosen haben - ich habe einen ganz wichtigen Grund.
Wollen sie etwa heiraten? war ihre Frage.
Nee, so nicht, aber für ein Ehepaar, das morgen die "Goldene Hochzeit"
feiert. Und der andere Teil ist für Mutti und Opa auf dem Friedhof bestimmt.
"Na, sie trauen sich was"....meinen sie, daß die morgen noch da stehen?"
Es war mir egal- Hauptsache, ich habe sie dort abgestellt und habe an sie gedacht.
In Gedanken versunken saß ich vor dem Grab, hielt Zwiesprache mit der Asche des Lebens, nahm jede Rose einzeln und jede Rose verbunden mit einem Wunsch, legte ich 50 rote Rosen auf dem Grab ab.
Bis mich von hinten eine Hand berührte.
Ich schoß hoch und fluchte - doch ich erkannte ihn und war schnell beruhigt. Es war der Friedhofswächter, ein sehr symphatischer Mensch.
Zusammen gingen wir dem Ausgang zu und verabredeten meinen nächsten Besuch.
Inzwischen kannte er von mir meine Anverwandten, die dort begraben lagen und mein nächster Besuch wurde eine Führung über einen "Historischen Friedhof" und deren Bedeutung etc.
Auch Eichendorff hatte dort einen Platz mit einem Sockel gefunden.
Ich freute mich richtig darauf.
Wieder bei Tante und Onkel angekommen, schnell die Rosen in der Waschküche verstaut, erzählte ich natürlich meiner Cousine von dieser bewegenden "Rosengeschichte".
Und schon prasselte ein Donnerwetter auf mich nieder........
"meinste denn, die sind morgen noch da?"
Am nächsten Tag fuhr ich wie von Teufeln gehetzt zum Friedhof hin....
stand vor dem Grab und ohne hizuschauen wußte ich, die Rosen sind noch da. Endlich konnte ich die Augen öffnen...und dort lagen sie bzw. steckten in einer Vase drin.
"Hallo Mutti, hallo Opa", waren meine stillen Worte,"habt Ihr das gehört? Das war der Stein, der mir vom Herzen gefallen ist."
Freudig kam ich wieder bei meiner Tante an, die es fast nicht glauben konnte......
Und am Abend zur Goldenen Hochzeit, kam dann der zweite Teil der Rosen und sie staunte und zeifelte, ob es die Rosen vom Fiedhof waren.
Das hat mir nicht gefallen, ich fühlte mich regelrecht beleidigt.
Ich schleppte sie und ihren Mann zu dem Grab auf den "historischen Friedhof" und sie sah, daß alles stimmte und meinte nur: Mensch Moni. Du bist ein Teufelsbraten.
Und mein Friedhofswächter paßte weiterhin auf die Rosen auf....
Mehr als ein halbes Jahrhundert ist vergangen, für mich noch Zeit nochmal Danke zu sagen
mit Grabesgrüßen
Euer Moni-Finchen

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Kommentare (2)

finchen ...immer wenn ich zum Urlaub kam....er war noch da.
Ein schönes Gefühl, daß jemand auf dieses Grab aufpaßte.
Mit lieben Gedanken an einen lieben Menschen
und mit lieben Grüßen an Dich
Dein Moni-Finchen
omasigi hat genau gefuehlt warum Du die Rosen gebracht hast.
Deshalb wurde er Dein Rosenbeschuetzer.
Wieder ein Erlebnis von Dir.

Danke fuers lesen und Miterleben.

gruessle nach Bayern
Sigrid

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