Ein Schneewittchenhaus zum Aufstellen


Meine diesjärige erste Weihnachtsgeschichte

Ein Schneewittchenhaus zum Aufstellen
Freiwillige Weihnachtsgaben als Teil der Vorfreude
Mit der Industrialisierung unserer Gesellschaft ab Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt der Festkreis ab dem 1. Advent bis hin zum Weihnachtsfest zunehmend die Form eines modernen, kommerzialisierten Festes. Die Menschen erwarben zunehmend Waren, um diese zum Weihnachtsfest als Geschenke zu vergeben. Der aus der Landwirtschaft unserer Gegend stammende Brauch, dem Gesinde zum 21. Dezember ein kleines Geschenk zu überreichen und damit den Arbeitskontrakt zu beenden oder zu verlängern, vermischte sich zunehmend mit dem etwa seit 500 Jahren im evangelischen Sachsen existierenden Brauch, den Kindern zum Weihnachtsfest ein Geschenk zu überreichen. Unbestritten dürfte sein, dass das kostenlose Übergeben eines Gegenstandes, also die Form des Schenkens, bei dem Beschenkten in der Regel freudig registriert wird und zugleich ein Dankbarkeitsgefühl auslöst.
Da mit der Industrialisierung auch zunehmend die Kommerzialisierung aller Lebensläufe einsetzte, weil von den meisten Dingen genügend produziert wurde, begann der Handel und das Gewerbe zunehmend auf eine freiwillige Weihnachtsgabe zu setzen, um neben der Vorfreude auch das wichtige „Saisongeschäft“ vom Umsatz her zu steigern. Entstanden im Bereich des Nahrungsmittelgewerbes, so gaben schon im 17. und 18. Jahrhundert Fleischer und Bäcker bei einem guten Geschäft mit dem Kunden „eine Zuwaage“ kostenlos dazu, war es nur eine Frage der einsetzenden Massenproduktion, dass diese Zugabe auf alle Bereiche übergriff.
Aus dem Jahre 1911 habe ich für Radeberg folgende Belege gesammelt:
Wer ein Pfund Melange-Kaffee kaufte, bekam ein Schneewittchenhaus kostenlos dazu. Dieses aus Pappe und Papier gefertigte Erinnerungsstück aus dem Volksmärchen „Schneewittchen“ knüpfte geschickt an das soziale Milieu der Eltern – Kind – Beziehung an. Kinder an etwas zu interessieren, ist dann durchaus ein Kaufmotiv für die Eltern. Da der Rohkaffee in jenem Jahr 1911 teurer wurde und der Kaffeepreis vor Weihnachten um 10 Pfennig je Pfund angehoben wurde, gab es in Radebergs Läden Wertkupons dazu. Mit diesen konnte man beim Erreichen eines bestimmten Preises eine Puppe aus den vielen Spielzeugausstellungen erwerben.
Der Radeberger Honigkuchenproduzent Max Wels gab bei zwei Pfund erworbenen Honigkuchen für den Mann entweder zehn Zigaretten oder für die Frau einen Schal oder einen einfachen Schmuckring. In der „Puppenwelt“ von Gustav Wernicke wiederum kam man ab einem Mindesteinkaufswert von 3 Mark zu einem Pfund gute Holstenische Butter. Wer bei Guido Wünsche zehn Meter Stoff kaufte, konnte bis zum März 1912 bei weiteren Einkäufen mit bis zu 20% Rabatt rechnen. Dazu erhielten Frauen beim Einkauf eine Bonbonniere. In Eysoldts Drechslerwaren und Schirmgeschäft auf der Pirnaer Straße erhielt man bei einem Einkauf ab 2 Mark einen Liter Apfelwein als „Weihnachts-Gratis-Zugabe“ wie die Reklame ausweist. Selbst Versammlungen von Vereinen wurden von den Händlern zu Werbeaktionen genutzt, natürlich unter dem „Mantel des bevorstehenden Weihnachtsfestes“, So brachten die Männer des Königlich-Sächsischen Militärvereins neben ihrem kostenlosen Militärkalender eine Vase oder Sammeltasse für die Ehefrau oder Freundin mit. Im Landwirtschaftlichen Verein brachte sich Fleischer Purschwitz mit einer kostenlosen Schlachtschüssel in Erinnerung und in manchem Gesangsverein wurde den Männern eine „Modejournal“ für die Frau mitgegeben, was damals durchaus noch als Geschenk zu verstehen war, kostete doch ein solches Journal im Handel ab 80 Pfennig aufwärts. Die freiwilligen Weihnachtsgaben spielen bis heute eine Rolle, wenngleich sie jetzt eher in Wertbons oder diversen Gutscheinen ihr Dasein haben.

Eine sxchöne Adventszeit haweger

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Kommentare (2)

tessy Hallo Haweger,
dieses Teil gibt es im Original zu kaufen, aber für viel Geld.
Ich setze mal den Link dazu ein.

Gruß
Tessy
finchen ... diese Tradition scheint jedoch nicht ausgestorben zu sein.
Denn solch ein Papp-Pfeffer-Kuchenhaus befindet sich noch in meinem Besitz.
Und in meinem ehemaligen Zuhause (in einer Bäcker-und Konditorei) war es jährlich eine Tradition, auch Lebkuchen oder Pfefferkuchen anzubieten.
Und natürlich auch die Hexenhäuschen aus Lebkuchenteig mit viel Zuckerguß anzubieten.
Das Zusammenkleben der Einzelteile mit Zuckerguß wurde in meine kleinen Hände gelegt. Ich war über jedes Häuschen stolz, das dann im Laden stand.
Mein Stiefvater war des Lobes voll und somit durfte ich mit dem Spritzbeutel an manche Torte dran.
"Du kannst so gut verzieren", sagte er immer................
Doch dann zur Faschingszeit, wenn die Krapfen- oder Pfannkuchen kamen, ohweh, mit Marmelade zu füllen waren? daß tat richtig an den Fingern weh. Diese heißen Dinger, frisch aus dem Öl gefischt und dann auf die Tülle des Marmeladenbehälters aufgespiest.....manche Brandblase blieb zurück.
Doch zum Schluß kamen, keine Frage, die mit Senf gefüllten Pfannekuchen...
Auch die kamen in die Ladentheke und keiner wußte mehr, welche, welche waren.
Auch mit Blasen an den Fingern hatte ich einen Riesenspaß dabei.
Nun wünsche ich Dir einen schönen Beginn der Weihnachtszeit.
Auch wenn es draußen noch nicht nach Advent und Weihnachten ausschaut, der Adventskranz steht schon auf dem Tisch.
Na dann los.....
der Nikolaus hat sich schon die Stiefel geputzt und ist auf dem Weg zum Pfefferkuchen-Haus.
Mit lieben Grüßen
das Moni-Finchen

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