Ein ungewöhnliches Abenteuer



Die ganze Sache liegt schon einige Jahre zurück und doch erinnere ich
mich gern daran. Kurz nach der Wende ist bei mir das Reisefieber ausgebrochen. Ich wollte alles sehen, am liebsten Palmen und dann unter
diesen baden und Sekt trinken. Es ist einfach ein schönes Gefühl gewesen,
das jetzt vieles möglich ist. Außerdem heißt es ja, wenn einer eine Reise macht,dann kann er was erzählen. Genau das wollte ich, etwas erzählen.
Eine dieser wunderbaren Reisen führte uns auf die Insel Gozo, das ist die
Nachbarinsel von Malta. Aufregung stand an erster Stelle, denn Fliegen ist ja schon was besonderes, ich bin selten irgendwo hin geflogen.
Meine Reisen waren häufiger mit dem Zug und später mit dem Trabi.
Der Koffer mußte ganz anders gepackt werden, immer wieder habe ich ihn angehoben und das Gewicht geprüft. Da mußte ich mehrfach Dinge auspacken und andere leichtere dafür einpacken oder ganz weglassen.
Doch Männer brauchen ohnehin nicht soviel und so hat das Gewicht des Koffers bald gestimmt. Endlich war die Nacht dann vorbei, die Taxe stand vor der Tür und unser Abenteuer konnte beginnen.
Der Flug ist gut verlaufen und wir sind gut auf der Insel Malta gelandet.
Wir wollten aber auf die Insel Gozo. Außer uns hatten noch einige wenige Reisende die gleiche Absicht. Wir marschierten alle zu einem Hubschrauber,
er hat alt ausgesehen, aber wir auch, denn es war ein alter ausrangierter
aus Rußland. Mutig sind wir eingestiegen, alle waren still und manche sogar ein wenig ängstlich, doch bei dieser Lautstärke hat ohnehin niemand ein
Wort verstanden. Nach etwa 10 Minuten sind wir aber dann sicher gelandet.
Völlig entspannt haben wir dann unser Quartier in einem sehr netten Familienhotel eingenommen.
Wir sind im August auf dieser Insel gewesen, uns es war mächtig heiß, nach ganz kurzer Zeit hatte ich einen schrecklichen Sonnenbrand.
Aber das Meer haben wir trotzdem besucht, jeden Tag, natürlich habe ich mir als erstes eine Hut gekauft und dann mit luftiger Kleidung meinen Körper
bedeckt. Mein Mann ist fast nur im Wasser gewesen, ich glaube in seinem zweiten Leben wird er als Fisch wiederkehren. Ist natürlich Quatsch, aber man könnte es denken. Ich habe dann oft allein am Strand unter einem selbstgebauten Sonnenschutz gesessen und gelesen.
An einem solchen Tag ist es dann passiert, eigentlich war alles wie immer,
entweder habe ich vom Strand aus seine Taucherbrille oder die Füße, die gerade wieder ins Wasser eingetaucht sind, gesehen. Ist er zu mir an den Strand zurück geschwommen war ich immer gespannt, was er in der Tiefe des Meeres gesehen hat. Von vielen bunten Fischen hat er mir erzählt und ich habe interessiert zugehört. Heute aber ist alles ganz anders gewesen, aufgeregt hat er mir von seinem Erlebnis mit einem Oktopus erzählt.
Es hat auch sehr lange gedauert, bis er seinen Tauchgang beendet hatte, aber nun will ich der Reihe nach alles erzählen.
„Stell dir vor, ich habe einen Oktopus gesehen und sogar mit ihm gespielt.“
Ungläubig habe ich ihn angeschaut, aber er hat unbeirrt gleich weiter erzählt.
„Ich bin heute ziemlich tief getaucht und da hat er gesessen, der kleine Kerl, er war kaum zu sehen im Sand, in seinem Loch. Sein Körper hatte die gleiche Farbe als Tarnung. Plötzlich aber hat sich der Meeresboden bewegt. Erschrocken bin ich erst einmal wieder an der Wasseroberfläche aufgetaucht, dann tief Luft geholt und meinen Freund gesucht. Er ist noch da gewesen, als hätte er auf mich gewartet.
Mühsam versuchte er seine Höhle mit Steinen abzusichern. Dabei streckte er immer seine Arme in die Höhe, dabei hat er mich berührt. Das war komisch, denn er hat sich gleich an meinem Arm festgesaugt. Ich mußte wieder an die Wasseroberfläche auftauchen um Luft zu holen und nach zudenken, wie ich dem Oktopus helfen kann. Er braucht vielleicht einen besonderen Stein für seine
Höhlentür. Mit diesem Gedanken bin ich dann wieder zu ihm abgetaucht und
mein Freund ist wirklich noch immer an der gleichen Stelle gewesen.
Sofort hat er seine Arme wieder nach mir ausgestreckt, aber ich bin ihm ausgewichen und habe doch tatsächlich einen geeigneten Stein für ihn gefunden. Dankbar hat er ihn sofort angenommen und seine kleine Höhle
damit verschlossen.“
Sehen wir heute einen Oktopus, dann können wir nur bestätigen, daß er wirklich sehr klug ist und bedauern sehr, daß er keine lange
Lebensdauer hat. Kraken werden leider nur 2-3 Jahre alt.

Liebe Grüße
und viel Spaß beim Lesen
Eure velo79






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Kommentare (4)

velo79 Hallo, Ihr Lieben,

ich freue mich, daß auch ihr Freude an meinem
Freund dem Oktopus gefunden habt. Ja, ja, er ist auch schlau und hat bei der Fußball-WM alles richtig gemacht.
Schön daß ich euch mit diesem Erlebnis den Tag ein
wenig verschönern konnte.

Liebe Grüße
und einen guten Start
in die neue Woche wünscht
euch Hanni/velo79
Maxi41 ich glaube, dass Du bzw. Dein Mann lange an diesem Erlebnis zehren werdet. Dem Oktopus werden ja intelligente Züge nachgesagt. Er kann seine Farbe wechseln und sich so vor Feinden tarnen. Ich erinnere mich, dass zur WM 2010 in Südafrika die Krake "Paul" als Orakel fungierte und alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft richtig getippt ha., Obwohl ich persönlich wieder nur an Zufall glaube.
Ein schönes Erlebnis, was ich gerne gelesen habe.

Liebe Grüße, Bärbel
Komet na, da soll doch mal einer sagen, im Urlaub erlebt man nichts. Erst einmal eine aufregende Reise und dann noch eine Begegnung mit einem Oktobus.
Was für ein Glück, dass er Deinen Mann nicht behalten wollte.
Aber als Spielkamerad eignet er sich bestimmt nicht. Die Umklammerung wäre zu heftig.....lach....

Danke für Deinen Bericht, mit herzlichen Grüßen
von Deiner Ruth.
indeed es in sich hat. Ein ganz besonderes Erlebnis, nein viele "Ersterlebnisse" auf der ersten großen Route ins Mittelmeer. . .
Dein Mann hätte sicherlich gar zu gern eine wasserdichte Kamera dabei gehabt. . .
Danke Velo, dass du uns eure Erlebnisse hier so plastisch geschildert hast.
Lieber Gruß
indeed

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