ein Zelt, eine Freundin und Karten für die Arena......


...da saßen wir, meine Traudl und ich.
Die Planung als solches wurde zu einer Woche Urlaub umgemünzt, vorallem war die Zeit aehr knapp. Das Zelt wurde probeweise aufgebaut, die Versorgung der Kinder und Hunde geregelt und schon war alles eingesackt und wir fuhren ab - in Richtung Südtirol.
Die altbewährte Strecke und auf einmal entdeckten wir in den Obstgärten ein "Jausenstation".
Ein großes Schild wies darauf hin: "Hier gibt's Essen, wie bei Muttern zu Haus"...
und Eisbein mit Sauerkraut.
Mir fielen die Augen raus. Eine österreichische "Brotzeitstube" mit Berliner Gerichten in Südtirol!
Da mußten wir hin - und erlebten das Küchenwunder einer Italienerin.
Ein kleines Häuschen mit riesiger Terrasse, vollkommen mit Wein überwachsen, die Trauben hingen fast bis auf den Tisch.
Die Wirtin kam und brachte gleich zwei Becher
"Roten" mit. Wir gaben erst jetzt unsere Bestellung auf - natürlich das, mit Sauerkraut.
Nach dieser Pause fuhren wir gemächlich weiter, kamen in Verona an und vor der Brücke, die uns in die Altstadt führte, fingen die Därme zu rumoren an.
Genau an der richtigen Stelle, denn dort gab es einen botanischen Park und viele Parkplätze. Am Eingang mußte man bezahlen, aber dort hing auch ein Schild, wo es zu den Toilletten ging.
Schnell um die Ecke und eine Schlange von Menschen stand davor. Jeder suchte in seinen Taschen und Geldbeuteln rum und irgendwie herrschte Unruhe in der Menschentraube.
Dem ging ich auf den Grund.
Zum Klohaus hin - auf die Automaten draufgeschaut - und wieder raus. Zum Pförtner hin und Geld umgewechselt bis er pleite war und zurück. Ich stellte mich vorne an die Tür nachdem ich Traudl ein 100 Lirestück in die Hand gedrückt hatte und wechselte den anderen so gut es ging. Dafür durfte ich als erste auf's Klo.
Als Traudl endlich wiederkam, zählten wir das Geld, was ich unbewußt verdient hatte.
Zwei Campari-Orange waren locker drin und
das auf der Bra, dem edelsten Terrassenlokal.
So ganz bescheiden begannen wir unseren Arena Besuch. Das kleine Ristorante an der Etsch mit einem gemütlichen Schlückchen und was zum Essen und Trödeln durch die alten Gassen mit den Schuhläden. Traudl hatte ihre Leidenschaft entdeckt. Mir stand die Krise im Gesicht!
Aber dennoch pünktlich kamen wir bei der Arena an, und mit scusi und perfavore kamen wieder zu dem Eingang hin und fast ohne große Menschentraube. Wir sahen uns Turandot an, da wir es beide nicht kannten, hatten wir natürlich nachgelesen.
Wir stiegen wieder zu den großen Steinquadern auf und fanden uns in einer Clique von jungen Italiernern wieder, was recht lustig wurde.
Doch oben angekommen, stellten wir fest, daß wir unsere Sitzkissen im Auto vergessen hatten, das ging nicht. Ich raste zurück, schwamm gegen den Strom der Ankömmlinge bis ich endlich beim Portier angekommen war und ich ihm erklären mußte, daß ich trotz abgerissener Karte wiederkomme. Mit Händen und Füßen gelang es mir, aber unsicher, ob er das verstanden hatte.
Als ich wiederkam, stand er am Eingang und winkte mir von Weiten schon zu und lachte übers ganze Gesicht, rannte mit mir noch durch die Katakomben, bis ich in der Arena war.
Und da stand ich nun. Alles voller Menschen, nur ungefäre Richtung. Ich lief los, durch Menschen über große Stufen, nur nach oben.
Und plötzlich sah ich Kerzen und Feuerzeuge
schwenken und ich war da. Eine Horde "junger Wilder" zog mich die letzten Stufen rauf....
Traudl nahm ihr Kissen und mich in den Arm und der Kleine neben mir, nahm meine Hand
und ließ sie nicht mehr los.
Und die Vorstellumg begann...........
Rechts ein Traudl-Mädchen an der Schulter und links einen kleinen Italiener an der Hand.
Oh nee - ich fand es dann nicht mehr gemütlich und erlöste mich mit einem Ruck.
Und ich sah Turandot...........
Hin und wieder ein kleiner Stupser und es wurde ein Becher Rotwein gereicht. So ganz nebenbei, das war sehr angenehm.
Die Vorstellung war zu Ende und das Ende wie üblich nicht abzusehen. Viele Dacapos und viele Kerzen und viel Applaus, der tönte nach 30 Minuten noch immer auf. Man konnte sich nicht trennen von dieser märchenhaften Atmosphäre und stand oder saß, wie betäubt einfach nur rum. Die Arena leerte sich ganz langsam und ohne Gedränge und wir schwammen im Strom von "betäubten" Menschen mit und gingen auf die Bra. Zu dieser Terrasse um abzukühlen und wir bestellten uns natürlich einen Campari-Orange.
Der Kellner kam, wir sahen uns an, fingen zu lachen an - nein, das durfte nicht Wirklichkeit sein - es war der Kellner, der jahrelang bei uns in der Nähe in Kochel im Schwimmbad-Restaurant gearbeitet hatte. Dort waren wir sehr oft mit meinen Kindern und man kannte sich wirklich.
Unser Zelt lag noch im Auto - was soll's, wir fahren auf den Campingplatz und dann sehen wir weiter...........
das wird die nächste Geschichte, wir hatten ja Zeit.

Gruß
Moni-Finchen

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Kommentare (3)

finchen erst lockste mich mit Matjes und schon biste eifersüchtig auf den kleinen Spaghetti?
Aber niedlich war es doch! Und jetzt als alte Oma, erfreue ich mich an dem Erlebten.
Das siehst du gewiss ebenso. Ich danke Dir wie immer zu dem gelungenen Kommentar.
Ganz liebe Pfingstgrüße
Dein Moni-Finchen
Juxman Ha Finchen was haste das wieder schön bunt geschildert.Seh Dich so richtig in der Schlange stehen, mit Händen und Füßen redend und dann die Turandot, sowas furchtbares. Aber in italienisch, dann wars ja zu ertragen und den kleinenSpaghetti haste abgeschüttelt.Liebe Grüße und bis zum nächsten mal, Heiner.
lillii zu lesen, finchen,
ich komme auch gerade aus Südtirol zurück, hab zwar kein Sauerkraut mit Eisbein gefunden, doch unsere Pension hatte so ein reichhaltiges Frühstück, dass wir dachten.. wir nehmen einen Apfel mit, der reicht und bei der Wanderung.. was soll ich sagen, wir haben erst am 6. Tag den Apfel aus unserem kleinen Rucksack geholt und verzehrt... wir waren vom Frühstüch und der schönen Landschaft geättigt bis zum Abend.
liebe Grüße lillii
Meran(lillii)


auf einer Wanderung

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