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Eine Führung zu den Highlights der Hamburger Kunsthalle


Im August letzten Jahres gingen wir hier einmal hier vorbei, an der Hamburger Kunsthalle



„Da wollte ich schon immer einmal hin.“ und „Ich war schon so lange nicht mehr dort.“ Das waren die Kommentare, die ich zu hören bekam als ich vorschlug, mit den Mitgliedern des HamburgTreff dort an einer Führung teilzunehmen. „Die Highlights der Hamburger Kunsthalle“ Welche das wohl sind?

Treffpunkt war das Foyer. Hier findet, wer sie benötigt, Schließfächer (auch einige für Koffer), den Info- und Ticket-Schalter und die Möglichkeit, sich einen Audio-Guide auszuleihen, um mit seiner Hilfe zu den Ausstellungsstücken Beschreibungen und Erklärungen zu erhalten. Und was ich schon immer liebte und oft aufsuche ist der Museumsshop, der neben Postkarten und Ausstellungsführern auch schön gestaltete Bücher und sonstige Geschenke anbietet. Hier zu stöbern und nicht das eine oder andere mit nach Hause zu nehmen, ist für mich immer sehr schwierig.


Pünktlich um 11 Uhr starteten wir. Wir, das waren Antje, na-und, bombeiro, Mandra, PeSO36 und drei Gäste, Erna, Hilde und Elke. Wir folgten unserer Gästeführerin die Stufen hinauf und waren voller Erwartung.



Zuerst erzählte sie uns in wenigen Worten etwas über die Geschichte des Hauses, das heute ca. 150 Jahre alt ist und seine Grundsteinlegung dem Wunsch Hamburger Bürger und Mitgliedern des Kunstvereins zu verdanken hat. Sie hatten wohl den damaligen Stadtvätern die Notwendigkeit eines Kunstmuseums für Hamburg sehr eindringlich nahegebracht.

Heute, so wurden wir informiert, werden ca. 1.000 Ausstellungsstücke in der Sammlung ausgestellt. Aber eine mehrfache Anzahl der seit der Gründung gesammelten Objekte lagert noch im Depot der Kunsthalle. Wir dürfen gespannt sein auf die, die uns sicher noch in den unterschiedlichsten Sonderausstellungen gezeigt werden.

Unsere Führung begann in der Sammlung Alte Meister und wir standen vor den Tafeln des Thomas-Altars von Meister Francke.



Ich konnte mich nicht satt sehen und habe vor lauter Staunen nicht richtig zugehört, als über die Entwicklung der Malerei zur Zeit der Entstehung dieser Tafel berichtet wurde.



Und auch der Schmerzensmann von Meister Francke veranlasste mich, stehen zu bleiben. Es gibt so viel zu entdecken in dem Bildnis. Interessiert an dem Hintergrund zum Gemälde wurde mir mal wieder deutlich, wie sehr die Gesellschaft die Kunst und die Kunst die Gesellschaft und das soziale Leben beeinflusst.

Dr. Wolfgang Vögele sagte dazu in der Predigtreihe Passionsandachten: Die Menschwerdung Gottes bedeutet eine Anerkennung und Aufwertung des Menschen. Wenn Gott selbst am Kreuz leidet, dann nimmt er auch die Leiden und Krankheiten der Menschen ernst. Wenn Gott selbst leidet und deshalb die Leidenden, die Schwachen, die Traurigen ernst nimmt, so ist das sozial und kulturell aus dem Kirchenraum in die Lebenswelt der Menschen zu übertragen. Daraus entsteht eine Verpflichtung, sich um die Kranken, die Alten und die Leidenden zu kümmern. Aus diesem einfachen Gedanken heraus entstanden im Mittelalter und noch heute Krankenhäuser, Einrichtungen der Armenpflege, Alten- und Pflegeheime, diakonische und caritative Werke.



Es ist Alfred Lichtwark zu verdanken, dass wir uns heute in die Betrachtung dieser Tafeln versenken können. 1886 wurde er der erste Direktor der Hamburger Kunsthalle und veranlasste, dass der Depotbestand in Sammlungen erfasst wurde, die er dann systematisch ausbaute. Daneben war ihm noch ein besonderes Anliegen, das Interesse an Kunst in der Bevölkerung zu wecken.

Auch der Ankauf des Grabower Altar von Meister Bertram von Minden, erfolgte auf seine Veranlassung hin, als ihm bekannt wurde, dass es sich um einen ehemaligen Hauptaltar der St. Petri-Kirche von Hamburg handelt.



Mein Blick streifte ihn nur im vorübergehen, denn ich eilte meiner Gruppe nach, die einige Räume weiter vor dem Bildnis einer jungen Frau stand, die auf einer Bank ruhte. Die Flora von Jan Massys.
Lange standen wir vor diesem Werk. Die Erklärungen der Mitarbeiterin des Museums waren so vielfältig. Sie wußte viel zu diesem Bild zu sagen. Sie lenkte unseren Blick auf die Perle, die auch die Vermutung nahe legen könnte, dass es sich um die Göttin Venus handeln könnte, die hier abgebildet worden ist. Ob wir es entdeckt hätten, wären wir ohne diese kompetenten Informationen geblieben?



Aber der Gedanke aus einem Artikel des Hamburger Abendblattes: Dass es hier um Erotik und die Kraft der Verführung geht, steht ebenso außer Frage wie die Tatsache, dass derartige Darstellungen im 16. Jahrhundert noch durch einen mythologischen Kontext legitimiert werden mussten. ist doch auch nicht von der Hand zu weisen. Oder?


Wenig später standen wir dann vor der Marmorbüste von Gian Lorenzo Bernini, die Kardinal Alessandro Peretti Montalto in Auftrag gegeben hatte.



Begeistert, so schien es mir, wurden wir auf den Detailreichtum, wie Faltenwurf des Gewandes, fein ausgeführte Mimik und auch die weniger schönen Dinge wie Bartstoppeln oder Gesichtsfalten hingewiesen, die die Arbeit von Bernini so unverwechselbar macht und der damaligen Weiterentwicklung in der Kunst entsprach.



Nachdenklich machte mich wenig später die bildhafte Beschreibung von der Entdeckung dieser Skulptur. Schlummerte sie doch über 70 Jahre im Depot der Kunsthalle, bis durch Recherchen bekannt wurde, welche Bedeutung sie hat. Wie viele unentdeckte Werke werden dort noch ruhen?


Genauso beeindruckend wie die Büste mit ihrem Detailreichtum ist ein Bildnis von Philipp Otto Runge. Die Hülsenbeckschen Kinder wurden vom ihm sehr realitätsnah vor der Landschaft von Eimsbüttel ins Bild gesetzt. In der Darstellung wurde dem jeweiligen Alter der Kinder Rechnung getragen, so wie auch dem Zeitgeist der damaligen antiautoritären Erziehung. Den Kindern sollte Raum für Entwicklung gegeben werden. Sie waren noch getrennt von dem geregelte Tagesablauf, der später den Werktätigen aufgezwungen wird - dargestellt durch die Fabriken im Hintergrund.





Weltweit bekannt unter Kunstinteressierten ist wohl der Wanderer über dem Nebelmeer von Caspar David Friedrich

Mein Blick wird immer wieder gefesselt von diesem Gemälde und löst in mir einen Sturm der Gefühle aus. Ein Mensch auf einer Anhöhe, der in die Landschaft schaut. Ist dort seine Wanderung zu Ende? Wird er wieder zurück gehen oder führt ihn sein Weg weiter? Was er wohl fühlt, denkt? Was sein Blick wohl sucht. Und vor allem, was hat er hinter sich gelassen, was hat er alles gesehen, bis er diesen Aussichtspunkt erreichte?

Und im gleichen Moment sehe ich die Bilder vor mir, die Friedrich Schiller in seinem Gedicht Der Spaziergang mit Worten so eindringlich gemalt hat.



Zitat aus art-magazin von 1950
"Er machte immer mehr aus der Realität." Dafür schob er Bildebenen wie Kulissen ineinander und zog mit dunklem Vordergrund den Blick in die Tiefe des Raums.

So hörten wir es auch bei der Führung. Dies ist kein Gemälde, das eine Landschaft wiedergibt. Aber jedes Detail im Bild ist irgendwo in einer Landschaft zu finden. Eine gemalte Collage? Und wenn schon – mich zieht es immer wieder in den Bann.


Wie enttäuscht muss er gewesen sein, Max Liebermann, über die Empörung, die sein Gemälde Der zwölfjährige Jesus im Tempel auslöste, das 1879 in der Internationalen Kunstausstellung im Münchener Glaspalast ausgestellt worden war.

Er wurde beschimpft, denn sein Jesuskind, das da im Tempel mit den Gelehrten diskutierte, entsprach nicht den Vorstellungen von einem kindlichen Sohn Gottes. Jedenfalls nicht den Vorstellungen derer, die sich der christlichen Religion in dem noch jungen Deutschland verpflichtet fühlten. Man warf ihm vor, er hätte einen „naseweisen Juden-Jungen“ zu Gottes Sohn erhoben. Er war so enttäuscht von der Kritik, dass er sich ab diesem Zeitpunkt nie mehr diesem Thema zuwandte.

Einige Jahre später übermalte er das Bild – konnte aber nicht verhindern, das er durch diesen Skandal als Künstler bekannt wurde. Auch der damalige Direktor der
Kunsthalle, Lichtwark, wurde auf ihn aufmerksam und später mit ihm befreundet.



Hätten sie das damals geahnt, die konservativen Senatoren und spendablen Pfeffersäcke in Hamburg, dass dieses Werk einmal ein Anziehungspunkt der Kunsthalle sein würde, sie hätten es bestimmt nicht Spinat mit Rührei betitelt. Lichtwark, der sich stark für die neue Kunst einsetzte, war der erste Direktor eines deutschen Museums, der ein Bild eines französischen Impressionisten ankaufte - das Früchtestillleben Trauben und Birnen von Claude Monet




Nana, von Edouard Manet, schaute uns entgegen, als wir uns ihr näherten. Der vornehme Herr, der am Bildrand zu sehen ist, nahm keine Notiz von uns, hatte nur Augen für sie, Nana, mit der er den Abend verbringen wollte.

Vielleicht hörte er aber genauso aufmerksam wie wir dieser Bildbetrachtung zu, die den Abschluss der Führung bildete.



Manet reichte es 1877 für die Ausstellung des Pariser Salons ein. Natürlich wurde es abgewiesen von der Jury. Es entsprach nicht dem Zeitgeschmack, die den Anblick entblößter Weiblichkeit nur dann dulden wollte, wenn es sich um die Darstellung von Göttinnen handelt.

Bekannt wurde es aber dennoch. Manet stellte es in ein Schaufenster eines Ladens auf dem Boulevard des Capucines – es war nun unvermeidlich, dass man darüber sprach.

Und es wurde ein Highlight der Hamburger Kunsthalle und das Ende dieser Führung.



Wir danken sehr unserer Führerin, deren Namen ich leider vergessen habe, für die lebhafte und anschauliche Bildbetrachtung. Ich bin sicher, es wird für keinem von uns die letzte gewesen sein.

An diesem Tag konnten wir aber nicht mehr viel aufnehmen. Einen Kaffee vielleicht, wenn man die Treppe hinunter geht ins Cafe Liebermann



und danach ein Rundgang durch die Sammlung Kunst der Gegenwart die uns manchmal staunend aber manchmal auch Kopf schüttelnd zurück ließ. Vielleicht geht es uns wie den Mäzen früherer Zeiten, die auch skeptisch und unverständlich neuen Kunstrichtungen gegenüberstanden.

Wer sie durchstreifen möchte: KLICK über die Sammlung-online - ebenso zu anderen Werken der Sammlung der Hamburger Kunsthalle.

Ich wünsche viel Freude – hier und später bei einem Besuche der Hamburger Kunsthalle, zu dem ich vielleicht verführen konnte.

Herzlich grüßt

Tranquilla


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