Eine wahre Weihnachtsgeschichte

Autor: ehemaliges Mitglied

um das Jahr 1962




An einem Samstag vor vielen Jahren kommen Max, Hans und Stephan aus der Schule nach Hause.

Es gab noch nicht so viele Autos wie heute und die Eltern gingen zum Einkaufen noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Der Vater war bei der Arbeit, die Mutter nicht zu Hause.

Die drei Buben gingen in die Küche und setzten sich an den großen hölzernen Tisch. „Morgen ist erster Advent“, sagt Stephan, „für unsere Eltern haben wir für Weihnachten noch gar kein Geschenk“! „Was sollen wir denn kaufen“, sagte Max. Hans der Älteste unter den Brüdern meint: „Kaufen können wir nichts, unsere Eltern sind arm und von ihnen bekommen wir kein Geld.“ Stephan sagt: „Wenn ich morgen dem Bauern beim Schafe zählen helfe, bekomme ich bestimmt ein wenig Geld, dass wir ein Geschenk kaufen können“. “Ha, ha“, sagt Hans der Ältere,“ du gehst erst in die 1. Klasse und willst schon Schafe zählen. Du kannst ja nur bis zwanzig zählen und der Bauer hat über hundert Schafe“. Stephan fängt an zu weinen, denn er weiß jetzt wirklich nicht mehr, woher er ein bisschen Geld für ein Geschenk bekommen könnte. Hans der bereits in die achte Klasse geht, sagt: „ Warum muss man denn immer ein Geschenk kaufen? Es ist doch viel schöner wenn ein Geschenk selbst gemacht ist.“ Stephan und Max reiben sich die Augen und sagen: „Ja, das ist die Lösung. Wir machen unseren Eltern zu Weihnachten eine Freude und basteln ihnen selbst ein Geschenk“.
Stephan überlegt und schaut die Brüder an, er strahlt: “Ich hab’s, wir bauen einen Blumenständer zu Weihnachten. Mutter hat so viele Blumentöpfe, dass sie bald nicht mehr weiß wo sie alle hinstellen soll“. Sofort wird die Arbeit unter den Brüdern aufgeteilt. Max geh du erst einmal zum Schreiner und hole Holz. Gutes Holz, dass der Blumenständer nicht beim ersten Topf schon zusammen bricht. Wenn der Schreiner Geld dafür möchte, sage, mit dem Holz bauen wir zu Weihnachten einen Blumenständer für unsere Eltern. Er wird dir das Holz dann bestimmt schenken. Stephan du gehst zu Kaufmann und besorgst Klebstoff. Aber keinen Uhu, richtiger Klebstoff muss es sein, denn so ein Ständer muss einiges aushalten. Stephan kramt in seiner Hose und findet tatsächlich darin 10 Pfennig. Die 10 Pfennig hat er heute Morgen von seiner Mutter bekommen, damit er sich in der Schule eine Bretzel kauft. Er aber hat vor lauter rumtollen in der Pause das ganz vergessen. Nun ist er froh, denn für 10 Pfennig bekommt er sicher ein ganzes Glas mit Klebstoff.
Hans der älteste unter den Brüdern überlegt jetzt, wie sie die ganze Sache machen können, ohne dass die Eltern bis Weihnachten etwas merken. Er geht erst einmal in den Keller und besorgt sich aus der Werkzeugkiste vom Vater eine Säge und einen Schraubenzieher. Mit einem großen Hammer und Nägeln geht er in den Schuppen, wo eine Werkbank steht. Er legt alles auf die Werkbank und wartet bis Max und Stephan das Holz und den Kleber bringen. Nach kurzer Zeit, er hat gerade ein Micky Maus Heft gelesen, stürmen die Brüder herein, Jeder hat das bei sich, das sie besorgen sollten. Max hat tatsächlich wunderbares Holz vom Schreiner geschenkt bekommen und Stephan hat ein ganz großes Glas mit Kleber mitgebracht.
„Nur 5 Pfennig hat das Glas gekosten“, strahlt er. “Die restlichen 5 Pfennig habe ich gespart, dafür kaufen wir später einen Blumentopf und holen von der Wiese eine Blume, die wir dann selbst einpflanzen.“
Hans, Max und Stephan wissen, wie ein Blumenständer aussieht und gemacht wird. Ihr Onkel zu dem sie fast jeden Sonntag gehen, hat der Tante letztes Jahr zu Weihnachten einen Blumenständer gebaut und die Buben haben damals zugesehen und sich alles gemerkt. Den ganzen Nachmittag lang wird gesägt und gehämmert. Am Abend, des wurde schon dunkel, kamen Vater und Mutter nach Hause.
Kinder, wo seit ihr, ruft die Mutter: Die Brüder zuckten zusammen und räumten in Blitzeseile Werkzeug, Holz und Kleber zusammen und versteckten es hinter einem Heuhaufen. Gerade als alles versteckt war geht die Türe auf und der Vater tritt herein. „Was macht ihr denn hier! Draußen ist es schon dunkel und Kinder müssen zu dieser Zeit in der Stube sein“, sagt er. Wir haben ein bisschen geträumt und so die ganze Zeit regelrecht verschlafen, meinten die Brüder. Sie gingen mit dem Vater ins Haus, wo die Mutter schon das Abendbrot hergerichtet hat. Es gab Brot, Schmalz und eine dicke Wurst. Zu trinken stand eine Flasche selbst gemachter Apfelsaft auf dem Tisch. Alle waren froh, nach diesem Tag etwas in den Magen zu bekommen. Denn jeder hatte sich auf seine Art und Weise das Abendbrot verdient. Nachdem alle fertig gegessen hatten, sprach der Vater das Abendgebet. Er dankte Gott, dass kein Unglück geschehen ist und alle gesund geblieben sind. Danach sagten die Kinder zu den Eltern “Gute Nacht“ und verschwanden in ihren Betten.

In den nächsten Tagen arbeiteten die Kinder wie besessen an ihrem Blumenständer. Endlich zwei Tage vor Heilig Abend war der Blumenständer fertig. Sie bestaunten ihn von allen Seiten und freuten sich, dass es ein wirklich schönes Stück geworden ist.
Der Heilige Abend naht. Vater schmückt den Weihnachtsbaum und die Kinder sind in der Badewanne, denn zu Weihnachten wir auch aus dem größten Dreckspatz ein sauberer Bub. Die Mutter steht in der Küche und bereitet das Abendessen zu. Heiliger Abend ist immer etwas Besonderes. Deshalb hat Vater heute eine seiner fünf Hühner geschlachtet. Das brutzelt jetzt im Ofen. Nur einmal im Jahr gibt es solch ein tolles Essen und die Familie ist froh, denn viele andere können sich zu Weihnachten nicht so satt essen. Als die Kinder fertig gebadet hatten, schleichen sie hinaus in den Schuppen. Der Blumenständer, der auch noch schön verpackt ist, wird auf die Schultern gehoben und ins Haus getragen. Sie stellen ihn unter den Weihnachtsbaum und warten bis die Eltern hereinkommen.
„Frohe Weihnacht“ rufen sie im Chor. „Schaut was für ein tolles Geschenk wir für euch gebastelt haben“. Die Eltern kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was für einfallsreiche und kluge Kinder sie doch haben.“ Vielen Dank, Hans, Max und Stephan, dies ist das schönste Weihnachtsgeschenk das wir je erhalten haben. Ein solches Geschenk wird uns immer an euch erinnern, auch wenn ihr einmal groß seit und nicht mehr bei uns zu hause lebt.“
Es wurde gespielt und musiziert, gesungen und Gedichte vorgesagt. Jedoch verging der Abend viel zu schnell. Als sie zusammen ins Bett gingen waren alle glücklich. „Selbst gemachte Geschenke sind viel schöner als gekaufte“, sagte die Mutter. „Nochmals vielen Dank.“

Sie schliefen ein und wussten, nächstes Jahr zu Weihnachten wird wieder etwas
gebastelt.


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