Einmal London mit 17 Jahren erleben


Einmal London mit 17 Jahren erleben
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Mit 17 Jahren habe ich mir einen Traum erfüllt. Alleine nach London und mir Einiges ansehen.
Das Reisegeld habe ich mir beim Gärtner gegenüber in 3 Wochen verdient.

Mein Fahrrad war frisch geputzt und überholt. Mit 2 Zwischenstopps in der Eifel und in Brüssel bei einem Lehrer und Verwandten erreichte ich bald Ostende.

Dort stellte ich mein Fahrrad unter und fuhr mit der Fähre nach Dover.

Leider hatte ich keine Fahrplan-App, deshalb war die letzte Bahn weg.
So musste ich in Dover auf dem Bahnsteig übernachten und erlebte eine wunderschönen Sonnenaufgang.

Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Bus nach London.

Orientierung mit Hilfe analoger Apps.

Zur Orientierung in der großen Stadt London hatte mir ein Englischlehrer eine Trick genannt.
Als Navigations-Apps hatte ich eine Stadtkarte und eine U-Bahn-Karte.
Wenn ich irgendwohin wollte, dann sollte ich mir die U-Bahnstation merken, an der ich einsteige und dann die nächste U-Bahn nehmen.
Dann bei der nächsten Station mit der U-Bahn-Karte vergleichen, ob ich richtig gefahren bin.
Wenn nicht sollte ich die gegenüberliegende U-Bahn nehmen und zurückfahren.
Dieser Trick hat toll geklappt.

So kam ich dann auch am Youth-Hostel an.
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Leider war dieses Youth-Hostel total belegt. Aber man konnte mir eine Adresse in Tuffnelpark geben, wo noch Schlafplätze frei sein sollten.

Mit den Orientierungstipps des Lehrers klappte es dann wunderbar nach Tuffnelpark zu fahren.

Am Tuffnelpark bekam ich wirklich einen Schlafraum, den ich mir mit 2 Franzosen teilen musste.


London entdecken
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Mit den beiden Franzosen ging ich auch mal Abends in die Musikszene in einen tiefen Keller. Beim Eintritt wurde ich gefragt: „Are You eighteen?“ Mein „Yes“ genügte und ich konnte die Musik geniessen.
Für mich als Jungen vom Lande ein ganz neues Gefühl.

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In der Schule haben wir häufig vom Speakers-Corner im Englischunterricht gehört. Deshalb wollte ich die Gelegenheit nutzen, um ihn mir mal selbst anzusehen.
Für mich war es sehr beeindruckend. Die Schilder auf Brust und Rücken zu sehen.
Wie die Menschen damit umherliefen.

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Einen Redner auf einem Schemel mit einer größeren Zuhörerschaft zu erleben. Ganz ungezwungen.

Und farbige Menschen im Gespräch. Ich hatte vorher noch keine selbst gesehen.

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Natürlich war auch Downingstreet Nr. 10 auf meiner Liste der Sehenswürdigkeiten.
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Für mich als Englischschüler ein großes Erlebnis.

Natürlich war eine Wache am Schloss ein “Muss” auf meiner Tour.
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“Tradition trifft Minirock”
So habe ich das Bild unten genannt.
Damals war das für mich ein Highlight, heute ist es selbstverständlich.

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Abschied von England

Leider war meine Reisekasse bald leer. Trotzdem ich mich vorwiegend von Baguette und Butter ernährte.

Die Tour mit 17 Jahren alleine nach London hat mir sehr viel Freude gemacht und ich erinnere mich noch heute gerne daran!

Die weissen Klippen von Dover – fast im Nebel – haben mich dann verabschiedet.
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Einen bunten und lebhaften Blick auf das London 1967 können Sie erleben, wenn Sie das folgende Youtube-Video (nur in Englisch) anschauen!
 


Leider sind die Fotos ziemlich alt (1967) und nicht scharf.
Wie das bei Laien so üblich ist.

Eine Erinnerung von mir

Jürgen


 

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Kommentare (10)

ehemaliges Mitglied

Das sind tolle Fotos und es ist eine schöne Erinnerung an die Jugend, an eine mutige Reise die man auf diese Art nur in einem bestimmten Alter macht und an ein Land, das so nah bei uns liegt und doch viele nie kennenlernen.

Herzliche Grüße von
Rosenbusch

 

Juergen101

@Rosenbusch  
Es ist schön zu lesen, das andere auch solche Wünsche gehabt haben.
LG Jürgen

ehemaliges Mitglied

@Juergen101  
Oh ja, leider konnte ich als Mädchen in der damaligen Zeit nicht so abenteuerlich verreißen, aber später habe ich einiges nachgeholt,eine Reise in Marroko, allerdings in männlicher Begleitung mit den dort vorhandenen Fahrmöglichkeiten sind mir noch in lebhafter Erinnerung.

Die heutige Jugend hat es leichter, mein Enkel ist mit einem Work und Holliyday Ticket durch ganz Asien gereißt.

Herzliche Grüße
Rosenbusch

Juergen101

@Rosenbusch  
Sowas hat meine jüngste Tochter nach ihrer Mastarbeit mit Neuseeland gemacht. Zu der gab es ein großes Erdbeben und Tsunami.
Aber ihr ist nichts passiert.
LG Jürgen

Syrdal


In jungen Jahren hatten wir sicher alle den Wunsch, andere Länder und interessante Städte kennenzulernen. London oder Paris usw. waren für mich zwar unerreichbar, dafür aber Prag, die wunderschöne Stadt an der Moldau mit den goldenen Türmen. Das Reisegeld habe ich mir – damals gerade 15 Jahre jung – im weit bekannten Meininger Theater als Komparse und ständigem Mitglied im Extrachor verdient. Immerhin gab es pro Vorstellung 15 DDR-Mark, für mich ein Vermögen… Für eine Städtereise kam da aber doch bald ein guter Betrag zusammen.
Einen Fotoapparat besaß ich freilich noch nicht, kann also mit historischen Aufnahmen nicht aufwarten. Aber es gibt bis heute viele schöne Erinnerungen an die Sommertage in der schönen Stadt, viele freundliche Begegnungen (leider auch eine weniger schöne, die aber wohl den Kriegswirren geschuldet war, für die ich ja nun wirklich nichts konnte...), sogar ein Tennisspiel habe ich dort mitmachen können und habe auch gleich eine ganz niedliche Freundin gehabt, die mir manche versteckte Ecke gezeigt hat, die ich als Fremdling wohl kaum gesehen hätte. Unvergesslich freilich die ehrwürdige Karlsbrücke, die weltbekannte astronomische Aposteluhr am alten Rathaus, der alte jüdische Friedhof mit dem Grab von Rabbi Löw und unbedingt die Prager Burg hoch auf dem Hradschin. Von dort aus hat man einen unbeschreiblich schönen Blick auf die darunter liegende Stadt.

Später habe ich Prag mehrmals besucht, freilich in etwas komfortablerer Weise. - Vielleicht fahre ich ja noch einmal hin, wer weiß…

Dein Foto-Bericht über London hat mir gut gefallen,
sagt mit abendlichen Grüßen
Syrdal
 


Diese beiden Zeichnungen sind dann Mitte der 80er Jahre in Prag entstanden…
 
Prag, Altstadt-1.JPG

Gasse in der  Prager Altstadt


Prag, Altstadt-2.JPG
Alte Bogengasse im sogenannten Judenviertel


 

Juergen101

@Syrdal  
Tolle Zeichnungen!
LG Jürgen

ladybird

“When a man is tired of London, he is tired of life; for there is in London all that life can afford." (Samuel Johnson)
Lieber   Juergen,
das wirst Du sicherlich bejahen? Dein kleiner Tripp in diese Metroplole hat mir sehr gefallen und erinnerte mich natürlich an eine meiner London-besuche. "Speaker Corner´s" war ebenfalls neu für mich, allerdings verstand ich kein Wort...
Zu meiner Zeit war gerade die "Carneby-street" besonders sehenswert, dort sah ich the" King of Pearls"

Pearly Kings and Queens, known as pearlies, are an organised charitable tradition of working-class culture in London,

Was mich sehr erstaunt, dass es 1967 bereits "Apps" gab...., sogar eine Navigations-App....
mit Gruß und Dank für Deine interessante Erinnerung
grüßt
ladybird...

Juergen101

@ladybird  
Ich habe diesen Begriff "App" gewählt, da er heute recht modern und gängig ist.
Gemeint ist eine U-Bahn Karte, eine Stadtkarte und das Wissen um ein bestimmtes hilfreiches Vorgehen.
Sollte zum Schmunzeln anregen.
LG Jürgen

Muscari

Lieber Jürgen,

Dein Beitrag und die Fotos haben mir ganz besonders gefallen, weil Du damit auch in mir viele Erinnerungen weckst.
Es war im Oktober 1955, als ich nach London kam, um dort ein Jahr als au pair zu arbeiten.
Gleichzeitig besuchte ich dort eine Abendschule zur Perfektionierung der englischen Sprache, mit anschließendem Cambridge-Examen.
Hier beim Seniorentreff hatte ich bereits zwei Geschichten aus dieser Zeit eingestellt, die ich mittlerweile gelöscht habe.
So habe ich in meinem Fotoalbum gegraben und schicke Dir hier ein paar Fotos, vor allem von Hydepark Corner mit den interessanten Rednern. Und sogar die Queen, die ich live erlebte und fotografierte.
Nochmals herzlichen Dank für Deinen Beitrag und herzliche Grüße von
AndreaIMG_6308.JPG
Queen 1956.jpg

Juergen101

@Muscari  
Vielen Dank für Deine Bilder und Deine Geschichte.
Meine jüngste Tochter (41) ist nach dem Abi auch als Au Pair nach England gegangen und hat dort auch das Cambridge Zertifikat gemacht.
Viele Grüße

Jürgen
 


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