Enfach rin in de City


Freitagnachmittag. Was macht man nach getaner Arbeit und gerade Mann Rushhour. Einfach gegen den Strom schwimmen und los unter’s Volk!
Also sind wir mit dem Bus und der S-Bahn rein bis S-Bahnhof „Brandenburger Tor“ gefahren, haben den Ausstieg zum Pariser Platz gewählt.
Was Volk?!!

Wir haben Platz auf einer Bank gefunden und uns vom Treiben betören lassen. Herrlich, da war wirklich was los. Gerade, dass Taxen noch vor dem Tor wendeten – durch’s Tor selbst ging nichts.
Wir ließen alles um uns geschehen, sahen nur zu und dachten auch weiter nichts. Dann und wann klickten unsere Fotoapparate, wir gingen auch mal hierhin und dorthin, nur um die Motive besser einzustellen.

Ein GI, dunkelhäutig, bewegte sich kaum vor dem Eingang zur Amerikanischen Botschaft. Gegenüber vor der Französischen Botschaft stand sich ein Berliner Schupo die Beine in den Leib. In der Mitte auf der Fußgänger-Insel vor den Brandenburger Tor posierten einige Figuren in den Uniformen der drei Westmächte von einst. Ein Menschlein saß da mit Plakaten, auf denen er gegen irgendeine ihm widerfahrene Ungerechtigkeit protestierte. Fahrrad-Rickschas jede Menge, warteten auf Kundschaft. Eine mobile Musikbox quäkte über den Platz, nach der Musik zeigten junge Männekens Turnübungen immer so, dass man den Hut vor der ausgebreiteten Wolldecke nicht übersehen konnte.
Wir gingen hinüber in ein Cafe, holten uns jeder einen Eiskaffee; was wir da bekamen, war wirklich ein hauchdünner Kaffee mit viel Kühlschrank-Eis.

Genug gesehen schwangen wir uns auf und schlenderten die „Linden“ ostwärts entlang. „Mensch, det war doch der Rüttgers!“ – „Ganz ohne Personenschutz?“ – „Wozu denn noch? Denn haben doch die Damen vom Grill in D’dorf abgeschossen!“ Rüttgers wartete brav an der nächsten Ampel, einige Leutchen nickten ihm zu, er nickte zurück.
„Ach, du, das ist doch der Ströbele!“ – „Bitte, es ist Freitagnachmittag, der macht Feierabend!“ Ströbele mit hellbrauner Aktentasche, die schon kräftig in Gebrauch gewesen zu sein schien, wechselte auf die andere Seite der „Linden“.

Wir sind dann einfach mal weg von den „Linden“, so durch Höfe, sahen vieles bisher nicht gekanntes.
Wir waren wieder einmal in der Friedrichstraße, wollten zum S-Bahnhof. Aber „Lass uns mal hier lang gehen. Wir können doch auch zum nächsten S-Bahnhof gehen.“ Ganz tolle, alte Hausfassaden zogen uns an. In einer versteckte sich ein Hotel. Und so ging es weiter zu den Museen, die Spree zwang uns eben mal wieder stromaufwärts bis zu einer Brücke zu gehen.

Da war bei einem Museum ein Stück Park, wir konnten uns nicht satt sehen an diesen Skulpturen und Fassaden. Immer näher kamen wir an den Dom heran. „Da, in dem Haus wohnt die Kanzlerin, da in dem gelblichen Haus!“ – „Da, das ist der Lustgarten!“ – „Der sah früher anders aus.“ – „Früher …“.

Die nächste Station wäre doch … wir waren auf dem Weg zum S-Bahnhof „Alexanderplatz“. Dahinten winkte die Nikolai-Kirche, die ließen wir heute liegen. Immer das Wechselspiel zwischen der neuen, goldenen Spitze auf dem Dom und dem überall wiederzufindenden Fernsehturm. Die Abendsonne spielte mit gelblichem Licht an allem, was wir da sahen. Durch lockere Wolken war das ein ständiger Lichtwechsel. Und da standen wir der Marienkirche und dahinter dem Fernsehturm gegenüber. „Pass‘ mal auf, in vier Monaten ist hier wieder der Weihnachtsmarkt! Und dann bist du für ganz und gar in Berlin!“ – „Ja, dieses Mal ist das kein Gastspiel mehr für mich!“

Es war inzwischen weit über 20 Uhr geworden, als wir die S-Bahn in Friedrichstraße bestiegen. Und unsere Füße waren überhaupt nicht müde.
Bis die Tage!

ortwin

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