Ein Mann in meinem Alter sollte verheiratet sein. Dieser Meinung war nicht nur meine Mutter aber sie tut dies bei jeder Gelegenheit kund.
Es stört sie keinesfalls, dass ich ihr regelmäßig meine Hemden zum waschen und bügeln bringe. Es stört sie auch nicht, dass sie manchemal in meiner Wohnung irgendwo so kleine Spitzenhöschen findet. Sie wundert sich nur, dass diese besagten kleinen Dinger den Damen nicht abgehen, wenn sie wieder weggehen. Sie versteht nur nicht, dass ich nach zwei Wochen, nachdem sie sie irgendwo zwischen den Polstern der Sitzbank oder unter meinem Bett findet, nicht mehr sagen kann, wem sie denn nun gehören und sie lieber wegwerfe, statt alle meine weiblichen Bekannten danach zu fragen. Nach eingehenden Recherchen und um die Fragen meiner Mutter zu beantworten, habe ich erfahren, dass manche junge Damen eben ein Ersatzhöschen besitzen. Für alle Fälle. Tja, man lernt eben nie aus. Nur kann ich das meiner Mutter nicht erzählen. Sie würde das vielleicht nicht verstehen.

Es störte sie nur, dass eben ihr Sohn unverheiratet ist, kein „geregeltes“ Leben führt. Was immer sie darunter auch versteht. Dabei ist bei mir alles geregelt. Ich stehe immer sofort auf, wenn ich den Wecker frühmorgens höre. Mit jenen Ausnahmen natürlich, wo ich ihn eben nicht höre. Den Kaffe trinke ich immer im Stehen und das Brötchen kaufe ich mir im Vorbeilaufen beim Bäcker und esse es im Büro zum ersten Bürokaffee so zwischen zwei Telefonaten. Zu Mittag bringt mir die Blonde aus dem ersten Stock ein Sandvich vom Automaten mit viel Ketchup. Es ist die mit dem Supermini und den kleinen schwarzen Unterhöschen, die man immer sehen kann, wenn sie sich setzt.
Naja und abends, tja, da durchforste ich schon so um 16.ooh beginnend mein Telefonbuch und finde immer regelmäßig eine nette willige Begleiterin für ein Abendessen oder einen Discobesuch. Alles geregelt.

Allerdings, das muß ich zugeben, wäre es natürlich nicht unangenehm, wenn man so nach dem Büro nach Haus kommt und ein liebend Weib erwartet einen, mit der Zeitung in der einen Hand, meinen Hauspantoffeln in der anderen, den Mund zugespitzt zu einem Kuß und wunderbaren Gerüchen von gekochtem Essen aus der Küche. Ein netter Abend am Kamin, hausgemachtes Knabbergebäck und einen guten Rotwein im Glas......

Ich schlage mein Telefonbuch auf.

Da wäre Iris. Ein wunderbares Geschöpf. Schlank, dunkelhaarig, sehr rassig und gebildet, mit drei Fremdsprachen. Würde wunderbar zu meinem Kamin passen.
„Hallo Iris, wie geht es dir?“
„Oh, Frank, ich freue mich. Ich habe schon zwei Wochen nichts von dir gehört!“
„Ich war verreist“ Ist natürlich gelogen. „Sag kannst du kochen? Wie wäre es am Samstag. Ich kaufe ein und hole dich dann...“ Oh, hat aufgelegt. Kann scheinbar nicht kochen.

Ja, Helga werde ich anrufen. Sie ist so ein mütterlicher Typ, sieht man schon an ihrer Oberweite.
„Hallo Helga, ich bin es, Frank!“
„Oh Frank, ich habe gerade an dich gedacht. Ich würde gerne Samstag in die Oper gehen. Besorgst du die Karten?“
„Ja, natürlich!“ Stottere ich, will aber eigentlich nicht in die Oper gehen. „Ja gut, und nach der Oper gehen wir nach Hause und du bereitest uns einen kleinen Imbiß, wir legen uns vor den Kamin und träumen.“
„Ich glaube, du träumst jetzt schon, ich koche nie und schon gar nicht nach einem Opernbesuch. Und überhaupt, wozu gibt es Party-Service!“ Diesmal lege ich auf.

Oh, ja! Da habe ich die Nummer von Gerti. Hat die nicht unlängst von einer Ente Orange geschwärmt?
„Gertilein, hallo! Ich habe heute eine Ente vom Land bekommen und gleich an dich gedacht. Ich hole dich Morgen vom Friseur ab. Morgen ist doch dein Friseurtag, oder? Und dann gehen wir zu mir nach Hause und du machst uns Ente Orange!“
„Bist du verrückt! Wer kocht denn heute noch selbst und dann gleich so was! Da gehen wir zu Francois, der macht das wunderbar. Und du brauchst nachher auch kein Geschirr abzuwaschen. Also ich warte auf deinen Anruf, ob du einen Tisch bekommen hast!“ Sie legt auf.

Man soll nicht den Mut verlieren.

Barbara stammt vom Lande, hat sie mir selbst erzählt. Die wird sicher mit Begeisterung kochen!
„Barbara, Hallo meine Liebe. Sag hast du nicht Lust ein wenig Hausfrau zu spielen? Ich würde so gerne mit dir zusammen was Gutes kochen. Wir machen uns ein gemütliches Wochenende, so mit Frühstück im Bett und nachher stürzen wir uns in die Küche! Was meinst du zu Ente Orange?“
„Was, du hast eine Küche? Habe ich noch gar nicht bemerkt. Und wer ist noch da und macht das Frühstück? Hast du neuerdings eine Haushälterin? Ich finde das toll, ich bin ja allergisch gegen Kochen oder so was. Betrete nie eine Küche!“
„Naja, dann nicht, ich rufe dich wieder an.“ Ich lege auf.

Aber Ente Orange? Wäre nicht schlecht.
„Mama, Hallo! Ich komme am Sonntag essen. Machst du mir Ente Orange?“ Dieses Telefonat war erfolgreich.

Im Laufe der vergangenen Woche habe ich vier Kochbücher und ein Opernprogramm per Post bekommen.



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