Entscheiden  2
Im Drama der letzten Tage des 2. Weltkrieges war eine Gruppe Soldaten auf der Flucht vor den Russen. Unter gefährlichem Artilleriebeschuss waren sie an einer Weggabelung angekommen und wussten nun nicht, in welche Richtung sie weiter gehen sollten. Ihnen war klar, dass diese Entscheidung von weitreichender Bedeutung sein würde, aber es blieb ihnen keine Zeit, darüber nachzudenken. So entschied sich ein Teil der Gruppe für rechts, der andere für links. Beide in der Meinung, auf diese Weise den Weg in den Westen zu finden und so den Russen zu entkommen.
Die Tragödie nahm ihren Lauf. Die Gruppe, die den rechten Weg gewählt hatte, schaffte die Flucht und kehrte nach Hause zurück. Die Soldaten der nach links abgebogenen Gruppe blieben verschollen. Für immer.
Das berichtete einer der Heimkehrer meiner Mutter, denn mein Vater hatte sich der linken Gruppe angeschlossen.
 
Durch Zufall stieß ich im Internet auf den Bericht des Sohnes eines der damals Heimgekehrten, der in etwa bestätigt, was der Mann damals meiner Mutter erzählt hat. Hier nur ein kleiner Auszug:
"Es gibt nur einen einzigen Weg, so schnell wie möglich in Richtung Westen zu entkommen. ....
Am Morgen des 21. April beginnt der Ausbruch der verbliebenen deutschen Verbände über diesen einzigen Weg.
Am Nachmittag erreichen die restlichen Soldaten die Wälder und bewegen sich in kleinen Gruppen Richtung Westen".
Und an dieser Stelle mag die erwähnte Entscheidung gefallen sein.
 
Als ich hörte, wie Mutter dies einer Nachbarin erzählte, war ich gerade mal 10 Jahre alt und verstand nicht wirklich die Zusammenhänge. Und so malte ich einen Förster und ein Mädchen im Wald an einem Scheideweg in umgekehrter Richtung.
 

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Kommentare (12)

Muscari


Und last but not least auch ein herzliches Danke an

@Boeuf

für das geschenkte  💓

Andrea

Muscari


An dieser Stelle sage ich auch Danke für die Herzchen von

@Tulpenbluete13   @Songeur   @Seija   @Jutta   @indeed   @Syrdal
 
@Rosi65    @Claudine   @Manfred36

und wünsche Euch ein geruhsames und frühlingshaftes Wochenende.
Andrea 

💓💓💓


 

Tulpenbluete13

Liebe Andrea,

sehr berührend Deine Geschichte und sie ist Geschichte....und jetzt wieder ganz aktuell.
Tragisch wenn Entscheidungen im wahrsten Sinne des Wortes über Leben und Tod entscheiden.

Deine Geschichte hat mich sehr berührt und erschüttert. 
Es war gut daß man damals als Kind nicht alles verstanden hat denke ich....

es grüßt Dich zzum Wochenende
Angelika

Muscari

@Tulpenbluete13  

Liebe Angelika,

über das Thema "Entscheidungen" könnte man stundenlang diskutieren, ohne ein Ergebnis zu erreichen.
Es gibt gute, weniger gute und falsche Entscheidungen.
Jeder Mensch wird damit seine Erfahrungen gemacht haben.
Und wie Du schon sagst, ist es gut, dass Kinder in einem gewissen Alter das alles noch nicht einschätzen können.

So danke ich Dir für Deinen Kommentar und grüße Dich lieb.
Andrea

Christine62laechel


Die Zeiten waren schlimm, liebe Andrea, Dein Bild finde ich trotzdem schön. Wir Kinder waren oft ganz komisch in furchtbare Dinge verwickelt, mit denen nicht immer die Erwachsenen selbst zurecht kommen konnten...

Mit lieben Grüßen
Christine

Muscari

@Christine62laechel  

Wie recht Du hast.
Wenn ich an diese Jahre zurückdenke, hatten die meisten Erwachsenen Todesängste, wogegen ich als junges Kind die Ereignisse nicht so schlimm empfand. Das mag an der Furchtlosigkeit meiner Mutter gelegen haben.

Nur eines von vielen Beispielen: als Mutter mir während eines abendlichen Fliegeralarms die "Leuchtschirme" in der Ferne zeigte, die ja als Ziele für angreifende Flugzeuge galten, sah ich in meiner Fantasie nur bunte Regenschirme. Da war ich gerade mal sechs Jahre alt.

😇
So danke ich Dir für Deinen Kommentar und grüße Dich herzlich.
Andrea

Roxanna

Solche, ich nenne es mal so, Fügungen, liebe Andrea können tief erschüttern und einen Menschen sogar zum hadern bringen. So etwas ist schwer verkraftbar, aber es wirkt so, als hätte es deine Mutter geschafft.
Welch ein anrührendes und schönes Bild hast du als Kind dazu gemalt. Das Mädchen sieht aus wie Rotkäppchen.

Es ist einfach furchtbar, was der Krieg mit den Menschen macht.

Lieben Gruß
Brigitte

 

Muscari

@Roxanna  

Danke, liebe Brigitte, für Deine tiefgründigen Zeilen.
Stimmt, meine Mutter hat all dies verkraftet, weil sie seit eh und je eine realistische und resolute Frau war.
Verkraftet auch aus ganz besonderen Gründen, über die ich eine weitere Geschichte schreiben könnte.

Zwar gibt meine gemalte Wegegabelung nicht den genauen Vergleich wieder, wie dies in der Kriegssituation der Fall war, aber wie so oft, ging meine Fantasie auf Reisen ...
Immerhin hat mich das Foto von Christine an diese Situation erinnert.
Mit liebem Gruß von
Andrea

Wilfried_54

Das Bild und die Geschichte erinnern mich an ein wunderbares Gedicht von Robert Frost, das mich fasziniert, seit ich es kenne. Ich zitiere es hier:


"The Road Not Taken

Two roads diverged in a yellow wood,
And sorry I could not travel both
And be one traveler, long I stood
And looked down one as far as I could
To where it bent in the undergrowth;

Then took the other, as just as fair,
And having perhaps the better claim,
Because it was grassy and wanted wear;
Though as for that the passing there
Had worn them really about the same,

And both that morning equally lay
In leaves no step had trodden black.
Oh, I kept the first for another day!
Yet knowing how way leads on to way,
I doubted if I should ever come back.

I shall be telling this with a sigh
Somewhere ages and ages hence:
Two roads diverged in a wood, and I -
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference."
 

Muscari

@Wilfried_54  

Thank you very much for this wonderful comment.

"sorry I could not travel both -
I took the one less traveled by,
And that has made all the difference."

Zwar kenne ich Robert Frost nicht, werde mich jedoch über ihn informieren.
 
Nochmals danke und mit herzlichem Gruß,
Andrea

protes

komisch berührt es mich immer wieder
wenn ich solche dinge lese
denn erlebnisse solcher art gab es ja 
bei jeder besatzung und immer wieder bemerke ich
dass ich mich nicht gerne erinnere
ja sogar meist versuche solcher erinnerung
 aus dem weg zu gehen
weil sie sich gerade in der jetzigen zeit
 wieder nachts in meine träume schleichen
und mich nassgeschwitzt erwachen lassen

eine lieben gruß
hade
 

Muscari

@protes

Lieber Hade,

wie gut verstehe ich, dass auch Du die Erinnerungen an diese Zeit verdrängen möchtest. Besonders auch deshalb, weil sich derartige Dinge immer und immer wiederholen.
Aber wie Du weißt, werde ich gut damit fertig und bin in der Lage, dies alles beiseite zu lassen und ich mich nur an Positivem und Schönen festhalte.
Dafür bin ich sehr dankbar.
Auch wenn meine Träume den Deinen manchmal ähnlich sind, schiebe ich sie morgens wieder rasch hinein in meinen leckeren Morgenkaffee.
😉
Das wünsche ich auch Dir und grüße Dich lieb.
Andrea

 


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