Erben will gelernt sein...


Familienbande sind stark, doch manchmal werden sie stark strapaziert.

Eins für dich, eins für mich…


Schwiegermutter war schwer erkrankt. Sie wurde in das Krankenhaus gebracht, dort diagnostizierten die Ärzte den dritten Herzinfarkt. Es gab wenig Hoffnung.

Die Familie bangte um ihr Leben.

So ließen deren Kinder, in Sorge um die Mutter, ihre Gedanken in die Vergangenheit reisen. Sieben Kinder hatte sie geboren. Üblich in jener Zeit.
Familien waren kinderreich.

So war das Leben der Mutter nicht immer einfach.
Sie wohnte in einem kleinen, idyllischen Dorf am Niederrhein. Stets war sie aktiv am Dorfleben beteiligt. Ihre Kinder hatte sie großgezogen in einer schweren Zeit, ohne Mann und Vater. Dieser war, wie so viele Väter, im Krieg, kam allerdings Mitte der fünfziger Jahre zurück aus Russland.

Er übernahm das alte Haus der Eltern, die schon kurz nach dem Krieg verstorben sind.

Es war ein beschauliches Leben. Die Kinder hatten eine behütete, sorgenfreie Kindheit, da der Vater selbstständig war und ein geregeltes, gutes Einkommen hatte. Jedes der Kinder konnte studieren. Einige wurden Ärzte, zwei Ingenieure, sowie Techniker. Alle hatten ihr auskommen. Sie wohnten in ganz Deutschland verstreut, der älteste Bruder lebt mit seiner Familie im Ausland.

Der Vater starb schon früh, das Haus wurde den Kindern vererbt, die Ländereien der Mutter, die das Land nach und nach verkaufte, als kleines Zubrot, da sie nur eine kleine Rente erhielt.

Nun lag Mutter im Krankenhaus, doch schon bald erreichte die Kinder die Nachricht von deren Tod.

Von nah und fern kamen sie um die Mutter zu betrauern. Es war eine schwere Zeit für die Familie.

Nach der Beerdigung gingen sie noch einmal gemeinsam zum Grab.

Die älteste Schwester, sowie der älteste Bruder wollten noch einmal gedanklich Abschied nehmen in der Wohnung der Mutter, da sie sehr weit entfernt wohnten.
Dafür hatten die anderen Kinder Verständnis, wohnten sie doch alle am Niederrhein und konnten jederzeit zum Grab oder in die Wohnung der Mutter.

So gingen die beiden Geschwister in die Wohnung, ließen noch einmal in Gedanken die schöne, vergangene Zeit Revue passieren. Lange Zeit verweilten sie trauernd in der vertrauten Umgebung.

Tage später nahte der Abschied. Die Geschwister trennten sich, sie wollten die Erbschaftsangelegenheiten in Ruhe regeln.

Die Mutter hatte testamentarisch einen jüngeren Sohn dazu bestimmt als Testamentsverwalter zu fungieren.

So leitete er die notwendigen Schritte in die Wege.

Die jüngste Schwester war der Meinung, dass jeder sich noch etwas persönliches der Mutter aus der Wohnung nehmen sollte. Es war alles sehr einvernehmlich.
So gingen die hier lebenden Geschwister in die Wohnung der Mutter. Jeder hatte seinen eigenen Erinnerungen, jeder ein Teil, an dem besonders schöne Erinnerungen haften.

Bedrückt gingen sie diesen Weg in die Vergangenheit, vertraut und doch beschämt betraten sie den privaten Bereich der Mutter, sie kamen sich vor wie Eindringlinge, doch dieses Gefühl wich sehr bald einem Erstaunen und kurze Zeit später der Belustigung der Geschwister.

Die ältesten Geschwister, die die Wohnung der Mutter betreten hatten um gedanklich Abschied zu nehmen, hatten eindeutige Zeichen hinterlassen.

Fast überall klebten kleine, weiße Zettel mit deren Namen.
Auf dem wertvollen Sekretär klebte der Name des Sohnes, das gute Porzellan wurde verziert mit dem Namen der Schwester. Fast nichts haben sie ausgelassen. Alles, was irgendwie wertvoll war in ihren Augen, war besitzergreifend beklebt worden.




Zum Schluss sei anzumerken, dass es den Familienbanden nicht geschadet hat.

Im Gegenteil…..

den Geschwistern wurde kostenlos eine Anekdote geliefert, über die in der Familie noch oft gelacht wurde.


In einem kleinem Dorf am Niederrhein…





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Kommentare (4)

monja hinter dem wunderschönem Ölbild mit der Heidelandschaft, für Sandra mein Enkelkind.
Wir mußten ja ihr Häuschen leer räumen, als ich sie zu mir nahm. Das Bild hängt jetzt über ihrem Bett in ihrem Zimmer und Sandra meine Tochter wird es bekommen...ich hoffe es dauert noch lange.
Gruß Monja
marlenchen Ich kann mir vorstellen,dass so manche Träne gefallen ist,die Mutter jedoch, an alles gedacht,hat ihnen bestimmt auch ein Lächeln auf den Lippen gezaubert,lg Marlenchen
outofspain sind die persönlichen Gegenstände,die von den Eltern liebgewordenen Dinge, die man durchsuchen und in die Hand nehmen muss. Manche Träne ist geflossen dabei, viele Erinnerungen,vorallem schöne Erinnerungen kamen uns in den Sinn. Haben auch lachen können.Gut so. Wir waren immer eine fröhliche Familie.

Gruß Mo.
ehemaliges Mitglied "vertraut und doch beschämt betraten sie den Bereich der Mutter.."
genau so ist es, wenn man in die Wohnung kommt. Auch uns erging es so.
Eigentlich geht es uns nach Wochen immer noch so.
Die Beklemmung ist da, man kommt sich vor wie ein Eindringling.
Die Wohnung meiner Mutter wird jetzt nach der Renovierung bald von uns
zur Vermietung freigegeben - noch einmal ein schmerzlicher Schritt.

Karin

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