Am vorletzten Wochenende – ganztägig vom Freitag bis einschließlich Sonntag – hatte meine Tochter einen relativ teuren Kurs gemacht, in dem sie von den neuesten Erkenntnissen, die die so anderen – bildlichen – legasthenen Wahrnehmungen bei betroffenen Kindern ebenfalls oft genug beeinflussen (können), erfuhr.

Es sind vielerlei Reflexe, die zu nicht ausgereiften Handhabungen führen (können), wenn betroffene Kids beispielsweise schon unter der Kaiserschnitt-Geburt nicht die geburts-wichtigen Bewegungen ausführen konnten. Es scheint sehr wichtig zu sein, dass das Kind die Streck- und Beugungsbewegungen, die ihm helfen, den Geburtsweg gelingen zu lassen, erfahren! Es werden Reflexe genutzt, die im Verlauf des Heranwachsens bis zur Einschulung sich langsam wieder verflüchtigen. Doch ohne diese Reflexe genutzt zu haben, lernt so manches Kind z. B. nur sehr schwer, Stifte zu halten, zu schreiben.

Glücklicherweise ist die Forschung inzwischen so weit, dass man weiß, einzelne Reflexe mit bestimmten Übungen in wenigen Wochen wieder zu wecken. Es zeigte sich, dass eine Fünftklässlerin, die so verkrampft schrieb, dass sie einerseits fast das Papier löcherte, andererseits mehr Zeit brauchte, um Texte auf's Papier zu bringen, nach zwei Wochen bestimmter Übungen jetzt sehr glücklich leicht und flüssig Texte zu schreiben!! Es war keineswegs „nur“ eine legasthene Störung, wie zuvor vermutet. Nun kann die Elfjährige die weiteren anderen Wahrnehmungen sehr viel leichter in Angriff nehmen!

Es war so schön, die Begeisterung des Mädchens und ihrer Mutter zu erleben!

Leider ist diese Tatsache wie so viele andere noch nicht sehr verbreitet, es gibt nur ganz wenige (bislang zwei in ganz Deutschland) Trainer:innen, die davon wissen und ihr Wissen Betroffenen zugute kommen lassen können. Es wird vermutlich wieder Jahre brauchen, bis sich diese Fakten in Lernhilfegruppen und Grundschulen verbreitet haben …
 


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Kommentare (3)

Mary-Lou99

Hallo Uschi (nun weiß ich auch deinen Namen), 

gottliob blieb mir bisher ein solches Verhalten erspart. Ich muß(te) lernen, zu bitten und habe die Erfahrung gemacht, daß es doch auch noch hilfsbereite Menschen gibt.

Ein nettes Erlebnis: Kürzlich sah eine Kassiererin, wie unbeholfen ich meine Einkäufe aufs Band legte (ich habe auch taube Hände) und sie kam aus ihrer Kassiererloge heraus, um mir zu helfen. Das fand ich bemerkenswert. Und sie war nett dabei...

nnamttor44

@Mary-Lou99  
Mir scheint, liebe Mary-Lou, dass die Kassiererinnen heutzutage allgemein doch darauf schauen, ob sie einen "gehandikapten" Menschen vor sich haben.

Ich kann mein Aussehen, das meine Erkrankung zumindest erahnen lässt, nicht verbergen und daher erlebte ich es in den letzten Monaten mehrfach, dass man mir an der Supermarktkasse solche Hilfe anbot. Und Freundlichkeit scheint auch wieder zuzunehmen ...

Was das Schreiben von Hand angeht, lass ich es schon möglichst seit meinen Mittdreißigern. Damals hab ich zu viel gestrickt und gemalt, bis mir irgendwann die Rechte nach ein, zwei Minuten dieser Arbeiten einschlief, ich weder Schreiber noch Pinsel halten konnte. Hab das Malen gelassen, nie die frisch erworbene Staffel genutzt und lieber telefoniert oder am PC geschrieben. Aber auch das hat sich inzwischen durch die Chemo auf vier Finger meiner Hände reduziert.

Nun nutze ich meinen Laptop, so lange ich noch sehen kann (feuchte Makulardegeneration lässt grüßen) und hoffe, dass wenigstens das linke Ohr noch so lange zu gebrauchen ist, bis mein Verstand auch nicht mehr will ... (Tschuldigung, mein schwarzer Humor lässt grüßen).

Meine Tochter ist auf dem besten Weg, mit Fokus Verden und Bremen ihre erworbenen Kenntnisse zur Legasthenie und der Verarbeitung der fehlenden Reflexe zu verbreiten. Twistringen ist ja nicht sooo weit entfernt ... 😀 👍
 

Mary-Lou99

Dein Text gefällt mir! In dem verkrampften Schreiben habe ich mich wiedergefunden, ich leide an einer leichten Spastik seit meiner viel zu frühen Geburt. Hab auch fast das Papier gelöchert...

Gut, daß es Hilfe gibt, wenn auch viel zu wenig...


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