Erinnerungen 2 :Advent


Vorweg: Es finden sich ja lauter gescheite und supergescheite Leute hier im Seniorentreff, so dass man direkt Minderwertigkeitskomplexe bekommt, wenn man etwas schreiben will.Aber grad extra schreib i ejtz ebbs!.Vielleicht gibts doch ein paar "normale" Menschen hier mit gesundem Hausverstand, die sich gerne an früher erinnern, gerade im Alter und die "amend" (=am Ende =vielleicht) auch ein bißchen davon erzählen.

In den ersten Nachkriegsjahren, so zwischen 1945 -50, war der Advent für uns Kinder eine ganz besondere Zeit.Das ganze Dorf (im Bayr. Wald) war damals recht "religiös" und fromm und man hielt ganz viel  auf das was man tut oder nicht tun darf.
In der Schule bekam jedes der Schulkinder einen Zettel, eine Art Plan. Darauf sollten wir täglich eintragen, welche Messe wir besucht und welche guten Taten wir an jedem Tag verrichtet hatten.
Ab dem 1. Adventsonntag wurden in der Kirche täglich die Rorate (bes. feierliche Messen) gefeiert.Früh um  halb sieben war also das Rorate-Amt und um Viertel nach sieben die Schulmesse. In eine der beiden Messen mussten wir Kinder gehen. Stockfinster wars da noch, wenn wir uns früh um kurz vor 7 oder gar schon um 6.15 Uhr, die Schultasche auf dem Buckel, auf den WEg machten. A n Straßenlaternen erinnere ich mich kaum. Finster wars und still.Oft lag auch schon etwas Schnee, der d en Weg hell ausleuchtete.Autos und andere Motorfahrzeuge gab es bei uns damals noch nicht. Nur ein paar Kinder und wenige Erwachsene stapften den Schulberg hinauf zur Kirche.
Praktischer wars für uns Kinder, wenn wir die Schulmesse besuchten, denn dann konnten wir nachher gleich runter in die Schule laufen.Aber ein besonderes Opfer war es, wenn wir uns im Rorate einfanden.Dafür gab es einen extra Strohhalm in der Schule, den wir an Hl.Abend in die Krippe in der Kirche legen durften-(und wer von uns Kindern wollte das nicht, dass das Christkind weich gebettet war?) Auch der ADVENTSPLAn
mit den Eintragungen wurde in der Christmette vor den Altar zur Krippe gelegt.

Über das Essen oder über das Plätzchenbacken usw. in der damaligen Adventszeit gäbe es noch eine Menge zu erzählen, aber ich will niemanden zu arg strapazieren.

Eine schöne, ruhige Adventszeit wünsche ich euch allen.


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Kommentare (2)

Muscari

Liebe Luiserl,

danke für Deine Erinnerungen an diese Zeit.
Obwohl meine Mutter aus einer streng katholischen Familie stammte, hatte sie sich aus verschiedenen Gründen davon entfernt.
So erinnere ich mich an die von Dir beschriebenen Gewohnheiten nur aus der Distanz.
Trotzdem ließen wir später mit unseren Kindern einiges wieder aufleben, da sie hier die Domsingschule und den Domchor besuchten.
Wie das Plätzchenbacken, gehörten Adventkranz, Tannenbaum und Weihnachtslieder dazu.
Auch ich wünsche Dir eine ruhige und schöne Adventzeit und grüße Dich herzlich.
Andrea

 

werderanerin

Lieben Dank in die Einblicke deiner Vergangenheit und den damit verbundenen Traditionen der Adventszeit im Bayrischen Wald, liebe Luiserl.
Wenn man, wie du sehr religiös und fromm aufgewachsen ist, ist das mit meinen Erinnerungen so gar nicht zu "vergleichen". 
Schön sind meine Erinnerungen dennoch..., in Berlin gab es kaum Religion, dennoch war für uns die Advents,-und Weihnachtszeit etwas wunderschönes. Ich denke gerne daran.

Kristine dankt herzlich und hab einen schönen 1. Advent !

🌲

 


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