Erste Liebe im Mai


Helles Wasser durchströmt die Maientage, welche sich in die Zeit dehnen wie ein weiches Band – wo Nächte sich wie Segel über die Tage ausbreiten, in deren Schatten ich dein Gesicht zu entdecken hoffe, wenn du lachend deinen Freundinnen erzählst von den Wundern der Liebe am Rande des Weges, über den ich oft voll geträumter Erwartungen an deinem Elternhaus vorübereile, wo ich an den Abenden die Netze meiner Sehnsucht auswerfe nach deinem leuchtenden Blick unter dem Feuer des Himmels. Aber wenn ich dir einmal begegne, bleibst du stumm, wirfst das Schweigen deiner umherwandernden Augen gleich vibrierenden Sternen - fern in die Nacht.
Wohin immer ich gehe, trage ich dein Bild in mir. Meine Haut brennt im Schatten des Silbermondes – mich dürstet nach dir in begehrendem Verlangen wie zu schmiedendes Eisen nach löschendem Wasser lechzt, und bleibe doch einsam - ein verlassenes Haus in der Stunde des Todes. Wehmut im Herzen und das Feuer erhoffter Küsse zerschellen am Portal zum Morgen, ehe sie versinken in der Leere blinder Erwartungen.
Ach wie möchte ich in deinen Armen den Morgenstern erglühen sehen, dir Rosen-mund und Augen küssen - wie oft bezwinge ich die schützenden Engel meines Schlafes, schneide die Nacht in endlose Streifen, befrage hoffnungslos meine unstete Seele nach dem Stein, den sie ohne dich zu werden droht.
Mit welch hartnäckigem Pochen durchwühlt die Sehnsucht meine Brust, wenn du mir begegnest am Hain des Hoffens - wie des Himmels Tochter, aufscheinende Sonne, wie erwachender Morgen im Mai.
Oh, du Schweigende! Stumm und geöffnet dein Mund für die Liebe, vier Kussbreiten unter deinen lockenden Augen;
deine Haarflut, Schlingengewächs in himmlischen Wassern, zu den Bergen hin geflochten;
eine Perle ist jeder deiner Zähne gleich Edelsteinen aneinander gereiht, dein Leib Haut und Samt; wie Kelche sind deine Brüste voll süßem Wein.

Dann dies: Du ruhst unter dem Silber der in festen Bahnen am Firmament kreisen-den Laternen; am Ufer des Dämmers gelehnt an einen rauen, schwarzen Pfosten harten Holzes, unter verschlossenem Tor, das groß ist und schwer wie die nackte Erde;
Donner und Blitze sind wie ominöse Anspielungen über dich hinweggezogen.
Deine Augen voll nächtlicher Schatten flehen mich an:
Übersteige die Pforte in den Sommer und befreie mich von der Lust meiner müde gewordenen Seele;
und ich stoße auf den Zugang zu deinem Herzen, worin Vögel die Sterne aufpi-cken, während die Nässe des Morgens rastlos über Wege wandert.
Meine letzte Angst verfängt sich im Duft des Flieders; trunken von den Küssen deiner bangen Augen, in denen ich so lange deine Feuerarme ersehnte und deinen Blütenschoß.





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