Erwartung
Wie viel Zeit unseres Lebens verbringen wir wohl mit Warten auf irgendetwas? Als Kind können wir es manchmal kaum erwarten, endlich erwachsen zu sein und selber entscheiden zu können. Endlos könnte man aufzählen, worauf immer wieder gewartet wird im Großen wie im Kleinen. Auf das Ende der Schulzeit, endlich einen Beruf ergreifen zu können, auf  die große Liebe und dann vielleicht auf die Ankunft eines Kindes und auf vieles andere mehr. Immerzu gibt es große und kleine Wünsche und Ziele auf deren Erfüllung wir warten. Manchmal trifft unerwartet etwas ein – Gutes oder auch Schlimmes -.  Wir nennen es Zufall oder Fügung. Erwartetes trifft aber auch manchmal nicht ein, ebenso Gutes und Schlimmes. Beim einen ist man enttäuscht, beim anderen erleichtert.

Was würde wohl passieren, wenn man aufhörte zu warten und einfach jeden Tag so lebt und nimmt wie es kommt? Es könnte bedeuten, dass wir eine große Gelassenheit erlangt und Vertrauen ins Leben haben, dass es sich so fügt, wie es gut ist. Das kann auch für das Schwere im Leben gelten.

Es gibt ein wunderbares Gedicht von Christian Morgenstern

 
Alles fügt sich

Alles fügt sich
und erfüllt sich,
musst es nur erwarten können
und dem Werden deines Glückes
Jahr und Felder reichlich gönnen.
Bis du eines Tages jenen
reinen Duft von Körnern spürst
und dich aufmachst
und die Ernte
in die tiefen Speicher fährst.

 

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Kommentare (12)

Roxanna

Lieben Dank @Marion-SHRose für das geschenkte Herzchen.

Herzliche Grüße von

Brigitte

Roxanna

Lieben Dank für die geschenkten Herzchen an
 

@FederstrichRose
@wolke07Rose
@WillyRose
@MuscariRose

Ich wünsche euch ein schönes und frohes Osterfest und grüße euch sehr herzlich

Brigitte

Federstrich

Liebe Brigitte,

ich mag die unterschiedlichen Seiten des (Er)Wartens in deinem Beitrag.

Menschen wachsen ja mit Verheißungen auf. Warum sollten sie dann nicht auch zumindest eine säkulare Heilserwartung haben und hoffen, dass sich diese Glücksversprechnungen auch irgendwann erfüllen? Morgenstern spricht von der positiven Erfüllung von Erwartetem, Gewünschtem und rät zur Geduld. Du erinnerst auch an die Erleichterung, wenn sich böse Vorahnungen nicht erfüllen. Der Mensch wird allerdings nie aufhören zu hoffen, d.h. Positives zu erwarten. Schicksalsergebenheit ist früher oder später der Endpunkt. Gelassenheit jedoch ist nicht jedem gegeben.

Diese säkulare Heilserwartung ist nicht zu vergleichen mit dem alltäglichen unproduktiven, zeitfressenden Warten auf große und kleine Dinge, die du zu Anfang erwähnst und gegen die wir nichts machen können außer diese Wartezeit produktiv zu machen, indem wir nicht nur warten sondern auch warten.

Eine interessante Sicht hast du hier skizziert. Danke dafür.
Federstrich
 

Roxanna

Lieber Federstrich,

als ich diesen Blog geschrieben habe, war mir gar nicht so bewusst, wie viele „Arten“ des Wartens und der Erwartung es gibt. Es ist ein weites Feld, wie ich jetzt feststelle. Ich stimme dir zu, es wird den Menschen immer wieder viel versprochen sei es im kirchlichen, politischen oder in vielen anderen Bereichen. Ein positiv gestimmter Mensch wird hoffen, dass sich vieles erfüllt, wird aber doch auch immer wieder Enttäuschungen erleben, wenn es eben nicht so ist.
Die Frage ist ja auch, ob es realistisch ist, was ich mir wünsche und worauf ich warte, oder ob es eher Illusionen oder Träumereien sind.


Was die Schicksalsergebenheit angeht, erleichtert sie vielleicht vieles. Meine Erfahrung ist, dass sich nur weniges, was einem das Leben zumutet, ändern lässt, manches muss einfach hingenommen werden. Das ist umso schwerer, je mehr man sich widersetzen will. Gelassenheit  wäre da schon auch hilfreich.

Du erwähnst das zeitfressende Warten, wozu wir sozusagen „verdonnert“ sind, weil wir von irgendjemandem oder irgendetwas abhängig sind. Ich denke hier auch z.B. an das Warten  beim Arzt, oder in einer Warteschlange oder, oder, oder. Diese Zeit kann man für anderes nutzen, umso schneller vergeht sie.

Vielleicht hilft auch, um nicht ständig in Erwartung von irgendetwas zu sein, mehr im hier und jetzt zu verweilen, sich auf das zu konzentrieren, was man gerade macht und es einfach laufen zu lassen. Das ist übrigens auch das, was mit Achtsamkeit gemeint ist.

Ich danke dir sehr herzlich für deinen Kommentar, wünsche dir ein schönes und frohes Osterfest und schicke dir liebe Grüße

Brigitte
 

ladybird

Liebe Roxanna,
diese, Deine Gedanken kennt man, aber.....man spricht sie nie so deutlich aus? Damit hast Du wieder einmal einen "Denkanstoss" eingebracht.
Erwartungen bzw. die Erwartungshaltung ist ganz fies, wenn sie nicht erfüllt wird, leidet man an der Enttäuschung. Also, sollte man sie schnellstens abschaffen. Das geht, ich habe es geschafft. Und wenn sie manchmal nur so "aufflackern" will, würge ich sie direkt ab.
Christian Morgenstern hat es gut ausgedrückt, schön, dass du es uns lesen ließest
auch Dir angenehme Ostern
wünscht Dir mit herzlichem Gruß
Renate

 

Roxanna

Herzlichen Dank, liebe Renate für deinen Kommentar. Erwartungen, die nicht erfüllt werden sind immer mit Enttäuschung verbunden. Vielleicht erwartet man manchmal aber auch von anderen Menschen etwas, was sie einfach nicht erfüllen können oder u.U. auch nicht wollen. Das ist ein schwieriges Kapitel. Oder man hat Vorstellungen und Wünsche sozusagen an das Leben, die sich nicht erfüllen. Vielleicht war man da nicht realistisch und hatte Illusionen. Ich glaube, man muss da unterscheiden, wo ich mich in irgendeiner Weise davon abhängig mache, ob mir jemand meine Erwartungen erfüllt oder ob es etwas ist, wo ich selber dafür sorgen kann, dass sich etwas erfüllt. Ich weiß nicht, ob du verstehst, was ich meine. Ist alles ganz schön kompliziert, lach, wie das Leben überhaupt. Auch dir, liebe Renate wünsche ich ein fröhliches und schönes Osterfest und grüße dich sehr herzlich

Brigitte

werderanerin

Liebe Brigitte, da hast du etwas Wahres geschrieben...WARTEN...auf etwas, auf Jemanden..., das ist wohl auch die Natur des Menschen, denn wir geben uns halt nicht damit ab, immer dasselbe zu tun, wollen erleben und dazu gehört nunmal vorwärts gehen, sich nie zuoft rückwärts wenden.

Dennoch sollte man ja nie zulange auf irgendetwas warten...warum auch !

Kristine
 

Roxanna

Herzlichen Dank, liebe Kristine für deinen Kommentar. Ich stimme dir zu, es gehört zur Natur des Menschen, dass er immer vorwärts strebt, sich Ziele setzt und eben immer auf etwas wartet. Sei es, dass er sich z.B. in einer Situation befindet, in der er sich nicht wohl fühlt, dann wartet er, dass sich etwas ändert. Es kommt aber auch vor, dass man gerade etwas erlebt, das so schön ist, dass man sich wünscht, die Zeit bliebe stehen. Ich glaube, das gehört zu den kurzen Momenten, in denen „Mensch“ auf nichts wartet. Kommt leider nicht so oft vor Zwinkern.

Ich wünsche dir schöne Osterfeiertage im Kreise deiner Lieben und grüße dich sehr herzlich


Brigitte

Manfred36


Ich habe den „Philosophen“ Morgenstern (wie auch Ringelnatz) immer gemocht, mit seinen Reimen über Palmström oder Korf.
null

Oder seine Kurzbemerkungen wie „Alles Denken ist Zurechtmachen“, oder „Ein Knie geht einsam durch die Welt, es ist ein Knie, sonst nichts!“.
Dieses ironisch-melancholische Auf-sich-selbst-Verweisen ist aber nicht jedermanns Sache.

Schöne Feiertage
Manfred
 

Roxanna

Herzlichen Dank, lieber Manfred für deinen Kommentar. Dieses nicht alles so ganz ernst nehmen, dass sich sowohl bei Morgenstern als auch bei Ringelnatz, den ich übrigens auch sehr gerne lese, immer wieder finden und einen zumindest schmunzeln, wenn nicht sogar manchmal laut lachen lässt, mag ich auch sehr. Es hilft über manches hinweg. Ich wünsche dir ein schönes Osterfest und grüße dich sehr herzlich

Brigitte

Muscari

Liebe Brigitte,

Deine Gedanken gefallen mir sehr.
Dazu möchte ich sagen, dass ich nach vielen Jahren diese
Gelassenheit erlangt und Vertrauen ins Leben gefunden habe.
So akzeptiere ich nun auch all das Schwere, das geschehen ist.

In diesem Sinne wünsche ich auch Dir diese Gelassenheit und vor allem sonnige Ostertage.
Andrea

Roxanna

Liebe Andrea,

es freut mich ganz besonders von dir zu lesen, dass du diese Gelassenheit erlangt und Vertrauen ins Leben gefunden hast und du somit auch all das Schwere, das geschehen ist, akzeptieren kannst. Das zeigt, dass du viel „gearbeitet“ hast, denn einfach in den Schoß fällt diese Haltung nicht. Ich danke herzlich dir für deinen Kommentar, wünsche dir auch schöne und frohe Ostertage und schicke dir liebe Grüße

Brigitte

 


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