Eskalation oder Die Polizei,Dein Freund und Nerver


Es macht Spaß, im goldenen Oktober zu Laufen – birgt aber auch so seine Tücken. Abgebrochene Äste unter den meist nassen Blättern sind wahre Stolperfallen. Deshalb suche ich nach alternativen Strecken – möglichst ohne viel Verkehr.
Es gibt da einen frisch geteerten Weg – am Kanal entlang und ausschließlich als Fahrradstraße ausgewiesen. Darunter ein weiteres Schild mit dem Piktogramm „Fahrräder frei“.

IseGrimm(IseGrimm)



Während ich noch so über die deutsche Beamtengründlichkeit nachdenke, oder ob das Bild vielleicht eher ein e-bike darstellen soll (nein, soo fortschrittlich sind die Ostfriesen doch sicher nicht), oder eine Mofa und ob dann Fußgänger bzw. Jogger hier überhaupt laufen dürfen (sind ja nicht ausdrücklich erwähnt) und ich gerade einer Pfütze ausweichen will, höre ich nahendes Motorengeräusch durch meine In-ear-Kopfhörer.
Erbost (auch, weil ich jetzt nasse Füße habe) will ich meinem Ärger Luft machen, da überholt mich ein Auto – ein Polizeiwagen, fährt schräg rechts ran und schneidet mir den Weg ab.
Dat da dat daaf !?
Hm, jetzt wird es offiziell: beide Herren steigen aus und setzen ihre Mütze auf.
Die meinen tatsächlich MICH!
Was jetzt? Bin ich zu schnell gelaufen?
Aber auf dem letzten Steckbrief hatte ich noch Haare!
Und mein letzter Banküberfall müsste doch eigentlich längst verjährt sein…..

Ob mir eigentlich bewusst wäre, wie gefährlich das Tragen von Kopfhörern im Straßenverkehr sei?
Klar, deswegen suche ich mir ja extra Parkanlagen und Radwege zum Laufen aus.
Ja, aber diese Gefahrensituation hätte doch gerade gezeigt, wie schnell etwas passieren könnte und das Tragen von Kopfhörern im Straßenverkehr solle zukünftig sowieso verboten werden…
Jetzt wird mir das aber zu blöd – dies ist schließlich ein Radweg und wenn ich das richtig sehe, sind die Herren nicht mit einem e-bike unterwegs und wenn ich das richtig erinnere, gilt auch für Polizeiwagen die Straßenverkehrsordnung wenn sie nicht im Einsatz sind..
Aber sie wären ja im Einsatz.
Ach sooo, auf Nahrungssuche und dann noch Zeit, harmlose Jogger zu belästigen?
Also, wenn ich ihnen dumm komme, möchte ich mich doch bitte erst einmal ausweisen!
Ja, schlepp ich denn beim Laufen den halben Hausstand mit mir rum?
Und überhaupt, im Einsatz bedeutet doch Blaulicht und Martinshorn – dann bitte ICH doch einmal um die Namen und Dienstnummer der Herren (ja, ich schaue auch Krimis im Fernsehen), damit ICH mich erkundigen kann, ob das so rechtens ist alles…
Das könnten wir auch gleich erledigen, ich möchte dann doch bitte zwecks Feststellung der Personalien mit auf die Wache kommen!
Haben die einen Clown gefrühstückt oder einfach Langeweile?
Mir kommen so Schlagworte wie „Ich sag’ nix ohne meine Anwältin“ und „Unverhältnismäßigkeit der Mittel“ in den Kopf, da quakt aus dem Auto die Sprechanlage. Kurzes Palaver, dann kommen sie zurück und wollen es plötzlich noch einmal bei einer Ermahnung bewenden lassen…
Sprachen es und verschwanden in einer Dieselwolke – demonstrativ mit Blaulicht. Ob die dazugelernt haben?
Mir schlotterten die Knie – allerdings nur weil ich furchtbar kalt und nass und zornig geworden bin – weniger vor Angst – echt nich .

Die Polizei, dein Freund und Nerver


Isegrimm

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Kommentare (6)

Drachenmutter Lustiger Blog.

Wie läuft man denn obrigkeitsbewusst?

Ich bitte um detailierte Erklärung, aber bitte in Beamtendeutsch.

LG,
woelfin
Rodg lieber IseGrim, ich war tatsächlich mal bei der Polizei (ist gefühlt 3 Jahrzehnte her), zwar nur für ca. 1,5 Stunden, aber immerhin. Der Amtsarzt hat mir dort eine Blutprobe entnommen.

Dein geschildertes Erlebnis mit unseren Ordnungshütern ist für mich "SATIRE LIVE". Mit blieb gar nichts anderes übrig, als in "Beamtendeutsch" (oh Graus) zu antworten.

Bleib cool,
Rüdiger
IseGrimm Deine flammende Verteidigungsrede lässt mich vermuten, dass Du selbst bei der Polizei (gewesen) bist.
Nicht zuletzt Deine intimen Kenntnisse meiner privaten Daten bestärken mich in diesem Verdacht!
George Orwell lässt grüssen (1984).
Werde zukünftig obrigkeitsbewusster laufen - versprochen.
Rodg Ein am Kanal auf einer als Fahrradweg ausgewiesenen und geteerten Strecke laufender Jogger ist immer verdächtig, zumal das Bild beweist, um welch' gefährliche Gegend es sich handelt.
Wenn dieser Jogger dann noch In-Ear-Kopfhörer trägt, wird die Sache noch komplizierter. Technisch durchaus machbar, besteht immerhin die Möglichkeit, dass auf dem linken Ohr "Heavy Metal" und auf dem rechten Ohr "Mozart" gehört worden ist. Wie der Jogger selbst zugibt, hat er unabhängig davon auch noch über die deutsche Beamtengründlichkeit nachgedacht. Erschwerend kommt hinzu, dass sich der Vorfall augenscheinlich in Ostfriesland ereignete.

Bei der gegebenen Sachlage ist der Jogger durch drei gleichzeitige mentale Tätigkeiten dermaßen abgelenkt, dass er auf einen ihn auf dem Fahrradweg verfolgenden Streifenwagen, mit oder ohne Blaulicht, nicht oder nur in unzureichender Weise reagieren kann.

Ich möchte an dieser Stelle den Beamten für ihr beherztes Eingreifen in einer unüberschaubaren Situation ausdrücklich meinen Dank aussprechen. Sicherlich haben sie Schlimmeres verhindert, zum Beispiel das Umschalten auf gute Musik.
IseGrimm Tippe mal eher auf Langeweile, aber alle meine Blogs haben sich genau so zugetragen :)
ehemaliges Mitglied ist die geschichte war? oder hatten die polizisten den schalk im nacken.
gruss helmut

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