Etwas zum Nachdenken

Autor: ehemaliges Mitglied

Sie werden mich heute weg bringen.
Ich habe es schon die ganze Zeit geahnt.
Eigentlich schon als sich die beiden
Menschen immer angeschrien haben.
Aber heute sprechen sie nicht einmal mehr miteinander.
Das war die anderen drei Mal, als ich weggebracht wurde, genauso.
Jetzt frühstücken sie noch und dann geht es los.
Mir haben sie einen besonders vollen Napf hingestellt,
aber ich bekomme nichts runter.
Niemand wird mich noch zu sich nehmen.
Ich habe schon siebenmal die Jahreszeiten wechseln sehen.
Ich war nie der eleganteste Hund.
Nun bin ich auch noch zu dick.
Viel Bewegung habe ich ja nicht mehr bekommen.

Ich konnte genau spüren, dass jeder Spaziergang Euch lästig fiel
und gespielt habt ihr sowieso nicht mit mir.
Früher mal ein wenig und ich bin doch immer hinter dem Ball her
gerannt und hab’ ihn geschnappt und bin losgelaufen damit ihr
hinter mir herkommt, aber dann habt ihr wieder geschimpft.
Ich habe doch so gerne gespielt.
Wenn ihr mir das Spiel doch nur erklärt hättet.

Jetzt geht es los, ich komme ja schon.
Nun sitze ich im Auto und die Zweibeiner haben etwas vergessen,
nämlich, die Näpfe und das Hundefutter einzupacken.
Den Trick kenne ich.
Man sitzt im Zuchthaus und spürt dass die eigenen Leute
in der Nähe sind und hofft dass sie einen endlich zurückholen,
aber sie bringen hur den restlichen Krempel.
Sie reden sich ein, sie tun ein gutes Werk.
Ich hatte Recht, diese Kurvenkombination ist mir bekannt.
Jetzt kommt der schlimmste Moment.
Durch die schmale Gasse zwischen den anderen Gefangenen zu gehen und sich das höhnische Gerede anhören zu müssen ist die Hölle.

Oh Gott, Balou ist immer noch da.
„Hallo Süße, habe ich dir nicht gesagt, das sind Schwächlinge,
die behalten dich nicht lange?

Ja, wirklich das hatte er damals gesagt.
Die Wärter sind nett, sie geben sich alle Mühe, aber diesen Geruch,
den Geruch nach verlorenen Seelen bekommen auch sie nicht weg.
Ich bekomme die Zelle ganz hinten. Eine Einzelzelle für ältere schwer vermittelbare Häftlinge.
Ich gehe hinein, lege mich hin und ziehe mich in mich zurück.
Ich denke an die guten Zeiten.
Wie ich im Sonnenschein über eine grüne Wiese gelaufen bin,
oder wie meine Menschen gespürt haben, dass ich Wärme brauche.
Damals..... Vorbei....... Und Tschüss


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Kommentare (4)

sissismam habe oft schon gedacht, wäre schön, wenn ein hund erzählen könnte, was er erlebt hat...
aber meistens bin ich froh, dass er es nicht kann!

wie heisst es so schön:
die hundenase ist erfreulich warm gegen
die kaltschnäuzigkeit einiger menschen!

trotz gänsehaut eine schöne geschichte
lg
akinomp Mein treuer Freund begleitete mich 15 Jahre. Nie hätte ich ihn aus irgendeinen Grund in ein Tierheim gegeben. Er war immer und überall dabei.
Für mich war er Wegbegleiter in allen Lebenslagen. Ja ich kann sagen er war mein Therapiehund.

Wie schon Hildegard von Bingen sagte:
IST DIE SEELE NICHT GESUND GIB DEM MENSCHEN EINEN HUND

akinomp(akinomp)


lieben Gruß
Monika
Landliebe Was du da sehr feinsinnig aus der Sicht eines Hundes beschreibst, geschieht wohl sehr oft, sonst wären die Tierheime nicht so überfüllt. Ganz abgesehen von echten Notfällen, jedoch denke ich auch da könnte man/frau andere Lösungen finde.
Ich freu mich über jedes Tier, das ein neues zu Hause findet. Ich denke nur mal daran, wie viel reicher das Leben mit einem Vierbeiner werden kann....und gesünder!
Ich in so einer Situation, stell ich mir grad vor, ich hätt den Mann ziehn lassen und den Hund behalten.
Mit freundlichem Gruß die Landliebe
nnamttor44 So ein armer Hund!! nnamttor44(nnamttor44)

Wuschel und Sam vertrugen sich prima!!

Ich hatte früher große Angst vor Hunden, aber als wir uns dann einen mittelhohen angeschafft hatten, kam es für mich überhaupt nicht in Frage, dieses Tier einfach ins Tierheim zu bringen, aus welchen Gründen auch immer. Er durfte 17 Jahre bei uns leben und wir hatten viel Spaß miteinander ...

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