Feuerblumen und Klassik


13.August 2011
Meine Kleine hat Karten besorgt. Karten zum Fest im Britzer Garten, zu Klassik Open Air.
Den Britzer Garten da im Süden Berlins, wer kennt ihn nicht?! Wir haben jeder für dieses Jahr eine Jahreskarte von „GrünBerlin“ gekauft. Und da ist der Britzer Garten nur ein Stück Park, das man damit eintrittfrei betreten kann. Und zu diesem Konzert unter freiem Himmel bekamen wir auch noch Rabatt auf die Konzertkarten .

Die anderen Parks haben wir heuer auch schon angesteuert. Und immer brachten wir unsere Eindrücke als Speicherplätze auf Kamera-Chips mit nach Hause. So rüsteten wir uns für den Ausflug auch für den Fall, dass der Wettergott uns genauso durchnässen könnte, wie er es doch kräftigst beim Besuch des Konzertabends in der Waldbühne geschafft hatte uns dabei das komplette Konzert aus der Hand nahm.

Die Ponchos waren im Rucksack verpackt und zu essen und zu trinken. So gegen vier Uhr nachmittags passierten wir wie viele andere einen der Eingänge in den Britzer Garten. Wir hatten nur unseren Rucksack und die Kameras zu tragen. Andere kamen mit weit mehr Gepäck, mal auf dem Buckel, mal auf Rollis, mal auf Handwägelchen. Wir gingen das erste Mal zu diesem alljährlich stattfindenden Fest, staunten also nicht wenig. Der Weg zur Festwiese war ausgeschildert und zusätzliche Beleuchtung war am Weg unfehlbar dorthin installiert.

Wir hatten zwei Sitzplätze eingekauft. Diese befanden sich in einem umzäunten Areal, zu dem man nur kontrolliert Zutritt bekam. Frage mich, wie viele Stühle das waren. Das Geviert vor der Bühne war so gewählt, dass es sachte nach hinten anstieg. Die da mit ihrem großen Gepäck hatten „Stehplätze“ eingekauft und gruppierten sich nach und nach um diesen Pferch. Und immer mehr Menschen füllten das Gelände rechts und links und hinter uns. Die Zeit verging, das Gelände innen und außen füllte sich mit Gästen.

Und auf der Bühne trafen hemdsärmelig die Musiker ein. Man probte, und der Tontechniker von „radioBerlin 88,8“ suchte nach den besten Einstellungen für die einzelnen Passagen, also erklangen schon einmal ganz prägnante Stellen, mal schwach, mal hart. Wer die im Programm angesetzten Stücke kannte, hörte auch schon einmal kritisch zu, wie sich im Dialog Dirigent, Konzertmeister und Techniker sich verständigten.

Noch war Zeit dazu. Und der Tag drehte ganz, ganz sachte die Sonne ab, das heißt: der Feuerball senkte sich in seiner elliptischen Bahn zunächst auf den links vom Platz stehenden, mächtigen Baum zu, versteckte sich dahinter und fiel dann in den hinter der Bühne liegenden See. Es blieb noch hell genug, dass alle ihre Plätze einnehmen konnten.

Das Konzert wurde um 19 Uhr gestartet, das Quintett „Hauptstadtblech“ half mit seinen vorgetragenen Stücken auch den letzten Besuchern zu ihren Plätzen. Um 20 Uhr war das Orchester umgezogen und zum Einsatz bereit. Es spielte das Orchester „Neue Elbland Philharmonie“ unter der Leitung von Christian Voß. Langsam verstummte auch das letzte Gemurmel.

Wer kennt nicht die Ofentüre zur Oper „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner?! Wer sie kennt und liebt, der weiß, wie hart es da im Einsatz zur Sache geht. Und dann wartet man die Takte durch, bis der „Ruf“ ertönt „Steuermann! Halt‘ die Wacht! Steuermann! Gib‘ gut acht“. Applaus.

Mitgerissen wird man bis zur Pause von Mendelssohn Bartholdy, Jaques Offenbach, Bedrich Smetana. Dietmar Huhn trat als sehr gut zu verstehender Sprecher auf.
Inzwischen war hinter uns die weißgelbe Scheibe des langsam abnehmenden Mondes an kaum bewölkten Himmel als Laterne aufgezogen. Eine halbe Stunde Pause – die man bei der Masse Mensch schon brauchte, um vielleicht sein Bedürfnis befriedigen zu können.

Und weiter ging es mit Wolfgang Amadeus Mozart, Carl Maria von Weber, Georges Bizet, und Peter Tschaikowski. Man schwang mit bei diesem Reigen so bekannter Musik. Die Zeit flog nur so dahin. Das Orchester wurde durch Applaus zu Zugaben verleitet.











Doch dann schob man die Rückwand des Orchester-Zeltes beiseite. Die Feuerwerksmusik von Georg Friedrich Händel erklang. Das Feuerwerk erhellte den Himmel und zwischen dem Rauch der abbrennenden Kugeln, Fontänen und und gleißenden „Wasser“-Fällen knatterten und knallten Schüsse und Böller im Einklang mit der Musik. Die Besucher belohnten manche gelungene Figur mit „Oh“- und „Ah“-Rufen.

Dann war nach drei Sätzen der Spuk zu Ende. Etwas steif geworden erhob man sich, die da draußen räumten ihre Sachen zusammen. Man wälzte sich in Kolonnen zu den Ausgängen fast im Gleichschritt durch die Dunkelheit, unüberhörbar das Rumpeln der kleinen Räder an den Rollis, da und dort hielt ein Elektrorollstuhl im Tempo mit. Es war doch ein ganz schönes Stück immer zu Ausgang.

Von den angekündigten Shuttle-Bussen war nichts zu sehen. Die BVG-Busse fuhren um diese Zeit im Halbstunden-Takt. Und bei der Masse Mensch, die da heim wollte und auf das eigene Auto verzichtet hatte, wurde der Bus zur Sardinenbüchse, so weigerte sich der Busfahrer so lange, bis er endlich Sicht zu seiner Einstiegstür bekam. Natürlich war dann wieder eine halbe Stunde Wartezeit beim Anschlussbus.

Doch was soll’s?! Ein toller Nachmittag, ein toller Abend – um Mitternacht waren wir zu Hause. Uns summte noch das eine oder andere Musikstück in den Ohren. Sollen wir wirklich am 1.Dezember schon Karten für’s nächste Konzert im Britzer Garten bestellen?

Am 23.August holen wir erst einmal das Konzert in der Waldbühne nach – hoffentlich mit ebensolchem Wetter wie wir es hier bei diesem Konzert hatten.
Die Kamerafilme vom Feuerwerk sind gut geworden!

ortwin

Anzeige

Kommentare (1)

Lierer Wenn man voll ist mit Freude dann gehen kleine unanehmlichkeiten erst mal an einem vorbei
Schön erzählt

Anzeige