An einem sonnigen Frühherbsttag, entschlossen ihrer Einsamkeit zu entfliehen,
machte sich das Blumenmädchen Emilie auf den Weg um Freunde zu finden.
Nicht jeden akzeptierte sie, das Auswahlprinzip war wohldurchdacht.
Ihre Nachbarn auf der Blumenwiese waren Emilie zu einfach gestrickt, entweder waren es gelbe Blüten,
oder rote Blumen, dazu das ewige "Grün" der Wiese.
Diese Gräser wollten bewundert werden, sie überwucherten Emilie, die von kleiner Statur war.

Dieser grüne "Flower-power" liebte die permanente Abwechslung, sprunghaft im Aussehen waren sie wahre Lebenskünstler.
Ihr oberflächiger Kontakt zog an, selbst die Menschen mochten dieses Grün.
Die Gräser waren geschulte Beziehungsmanager die das Hauptaugenmerk auf sich zogen.

Die roten Blüten standen nur vereinzelt, sie bewahrten ihre Exklusivität auf Jahre.
Ihr hochdynamisches Naturell passte sich kompinationsfähig ihrem Umfeld an.

Im Hochsommer jedoch dominierte die gelbe Pracht auf der Wiese, die Seite des "süssen Schmeichlers"
die das Auge des Betrachters so gut manipulieren konnte.
Ihre Objektivität schaffte den Eindruck von einer gemeinsamen Ebene, die geschickt auf grosse Freundschaft schliessen lies.
Diese loyale Entschlossenheit des "Einheitsgelbs" auf dem Feld behauptete sich auch unter widrigsten Umständen, trotz aller Ängste und Nöte.
Das alles stimmte unsere kleine Blume Emilie, die ein blaues Blütenkleid trug traurig, sie war bisher mit all dem unzufrieden gewesen.

Nun fasste sie all ihren Mut zusammen, nachdem sie die Analyse ihrer Nachbarcharakteren beendet hatte, und diese bis ins Detail genau kannte.
So machte sie sich pünktlich zum Nachsommer, mit ordentlich und penibel gepackten Vorsätzen auf den Weg.

Sie war ja schliesslich eine introvertierte Perfektionistin, die ihresgleichen sucht.
Vielleicht hat Emilie ja Glück, und begegnet auf ihrer Reise einer Spezies ihrer Vorstellung, die sich nicht unbedingt dem Trend der Zeit anpasst.
Ihr innerer Kritiker war stark, und der Zweifel an sich selbst groß.
Wünschen wir der blauen seltenen Blume "Emilie" auf ihrer Suche viel Glück und Erfolg.
©silbrige MB

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