Fortsetzung der geliebetn Franzosen : vom R4 "Scotty" zu 2CV "dem Quakerich


nach Jahren der R4's, die ich schon durch ihre Fahrsicherheit im Winter schätzen gelernt hatte, mußte wieder ein Vorderradantriebler her - also: ein geliebter Franzose. Was lief mir über den Weg? Eine Ente, mein Quakerich. Und das war Liebe auf den zweiten Blick. Quakerich sah etwas runtergekommen oder zerfleddert aus, war aber günstig zu erwerben. Mit dem Schrottwagen-Händler wurde ich handelseinig: 2 Wochenenden auf dem Schrottplatz arbeiten und die Ente für 100.-DM erwerben. Meine hinterlistigen Gedanken dabei, konnte der gute Mann nicht ahnen. Gesagt, getan, an den "Quakerich" kam keiner mehr ran -ich listete fleißig ausgebaute Ersatzteile für die Kartei auf und freute mich auf den Tag an dem ich eine komplette Auspuffanlage für meine
Ente zusammen hatte. Und es klappte! 100.-DM bezahlt, vielen Dank gesagt, mein Fahrrad kreuzverquer in den "Quakerich" verladen und ab nach Hause. Meine Söhne waren begeistert. Jetzt wurde erstmal der Inhalt der Ente ausgeladen. Oh Wunder, eine Auspuffanlage in Einzelteilen und ein ganzes Fahrrad. Es war wie Weihnachten im Hochsommer und die Schrauberei fing endlich an. Zum Glück war das Gefährt ja ziemlich hochbeinig, sodaß ich mir keine Rampe bauen mußte. Die Arbeit ging flott von der Hand, sehr gebraucherfreundlich konstruiert und was nicht paßte, wurde passend gemacht. Nochmal TÜV fahren, das klappte auch ohne Beanstandung und dann kamen die inneren Werte, welches eine reine Spielerei war und der "Quakerich" stand in voller Schönheit vor der Tür. Anfassen war nun nicht mehr erlaubt.
Eines Tages bekam ich eine Einladung von einer befreundeten Familie, die einem Auto-Ralley-Club angehörten. Einmal im Sommer wurde eine Gaudi-Ralley ausgerichtet! Eine Spaß-Ralley, bei der es nicht auf Geschwindigkeit ankam, sondern um Geschicklichkeit, Fahren nach Zahlen, Orte und Örtlichkeiten suchen und die Kontrollposten möglichst pünktlich zu vorgegebenen Zeiten mit gelösten Aufgaben zu erreichen. Kurzentschlossen überredete ich eine Arbeitskollegin, da vier Augen mehr sehen, mitzufahren. Okay, Essen und Trinken verstaut, das Klappdach nach hinten gerollt, den aufgespannten Sonnenschirm von oben durchs Dach, wegen der Sonne - noch Turnschuhe auf die Hörnchen der Stoßstange gestülpt und so ging's los. Wir wurden mit einem riesigen Halloooo von den BMW's, Ford's und Konsorten empfangen. Das war eine einzige Kampfansage.
Und dann ging es los: rechts und links eine Stange und obenauf eine Querlatte. Schätzen sie ein, mit welcher minimalen Höhe und Breite ihr Fahrzeug durch diesen Start fahren kann. Aussteigen war erlaubt. Ich schätze und vergaß auch nicht die Schmutzfänger an den vorderen Kotflügeln und den Huppel am Verdeck. Das wurde der Knüller der Veranstaltung. 3 mm rechts und links und oben war es nicht mehr meßbar, aber die Latte blieb liegen. Stolz, wie die Spanier fuhren wir den nächsten Aufgaben entgegen. Mein "laufender Meter" neben mir, meine Kollegin mit 150 cm Körpergröße bekam schon rote Ohren, weil sie nicht mehr wußte, wo wir eigentlich waren. Wir fuhren nach einem sogenannten "Chinesen". Ein "Chinese" besteht aus Strichen und Zahlenangaben einer Straßenvorgabe, bei denen ein Richtungswechsel vorzunehmen oder irgendwas zu suchen war. Ortsnamen kamen darin nicht vor. Wir lagen knapp in der Schlußzeit, aber schafften es. Die Siegerehrung fand in einem Gasthaus statt und da wir als letzte auftauchten, war die Belächelung und der hönische Beifall unser Preis - aber nur bis zum Endergebnis. Die Plätze wurden von hinten aufwärts verkündet und wir saßen und dachten, nachdem man schon beim 4-ten Platz war, daß man uns überhaupt nicht mehr gewertet hatte. Nichts 3, nichts 2 ---tief Luft holen. Wir haben den Damen-Pokal, den ersten Platz gewonnen !!
Das Chaos brach los. Eine Ente gegen BMW und Konsorten! Mein "laufender Meter" brach in sich zusammen und ich stand da und juxste vor Vergnügen. Die örtliche Presse war vor Ort und wir standen mit dem "Quakerich" in allen Regional-Zeitungen. Diese Ente wurde für mich noch wertvoller. Und sie hielt mir die Treue über viele, viele Jahre. Immer mal wieder was auswechseln und streicheln, das hat geholfen, aber irgendwann kam auch der TÜV und mußte unsere Liebe trennen. Ein Trauertag.
In memoriam
Finchen

Anzeige

Kommentare (5)

Juxman Es ist schon erstaunlich was Du mit dem Quakerich erreicht hast. Aber wie ich schon mal schrieb, Liebe zu Autos. Das sind Voraussetzungen dafür , ausserdem Deine blumige Schreibe, für solche Berichte. Für die anderen nehm ich mir Zeit. Liebe Grüße, heiner.
finchen wären es sonst 666 Tage geworden?
mit 'nem Knuddler
Moni-Finchen
paddel ...... aber von meiner "Lotte", ein VW Käfer,
die erste Ausgabe mit einem kleinen, ungeteilten Rückfenster.
Ein Dauerversager im Winter, meine Frau musste morgens den Wagen anschieben
damit ich pünktlich in die Firma kam...

Schön hast du deine Geschichte geschrieben.
Hoffentlich erträgst du uns als Freunde genauu so lange wie deine "Ente",
wenn möglich noch länger

Liebe Grüße an das Monilein
von Herbert.
finchen nun stelle Dir vor, ich wohne in Oberbayern. Die kleinen Flügel klapperten sowieso. Die Autobahn gen München oder Garmisch war immer eine Herausforderung. Die nächste Steigung war landschaftsbedingt. Ein LKW oder Bus mußte zum "Hochziehen" her. Schnell im Sog des Windschattens fahren und hoffen, daß der da vorne keinen Mist baut. Aber herrlich war's, ein Abenteuer ohne Ende.
Ach, "Quakerich", ich vermisse Dich. Wein, wein.
Danke für den einfühlsamen Kommentar und frohe Festtage
dat Moni-Finchen
ladybird Mit Deiner Geschichte hast du die Erinnerungen an meine "Enten-Zeit", erweckt, so war es immer lustig, wenn wir auf der Autobahn fuhren, dann flogen die beiden vorderen Fensterscheiben, beim Fahrer und beim Beifahrer, automatisch hoch.....oder wir "ernteten" die mitleidigen Blicke der Mecedesfahrer (mit Hut),die an uns vorbei rauschten.Für unser Ente hatte ich Gardinen mit Pompoms genäht,das Richtige für "flower-power" War schön, Deine Geschichte zu lesen,mit Gruß von ladybirdeine schöne Erinnerung

Anzeige