Früher, 3

Nach dem Krieg war die Erkundung der näheren Umgebung, wo man zur Schule ging und das Nötigste betrieb, im Vordergrund, der Bewegungsradius erweiterte sich erst nach und nach.
Eines der Schlüsselerlebnisse war, als ich mit meinem Vater, dem -damals- Strassenbahnfahrer eine Tour mitfahren durfte. Allein das Mitfahren kam mir vor vergleichsweis wie viel später eine Reise nach Rom. 
Besonders erinnere ich mich daran, als ich die Maximilians-Strasse hinauffuhr, die hohen "schönen" Häuser, aber auch Ruinen sah, und ganz vorne dann das Maximilaneum, ein Gebäude wie in einem Traum.

Später, so mit 12 durfte ich mal an den Tegernsee mitfahren, sah das erste mal Berge. Ich konnte mit dem Zitherclub auf die Neureuth, eine Alm, hinaufwandern und ins Tal hinuntersehen. Auch ein paar Esel hielt das Wirtspaar da oben, auch noch nie gesehen, denn der Tierpark Hellabrunn kam erst viele Jahre später dran.
Das Geld war damals so knapp, dass es eine Rolle spielte, ob man den Tarif bis oder über 14 Jahre Alter zahlen musste. Durch eine Betrugsmanöver zusammen mit einem jüngeren Freund, das zu seinen Lasten ging, kam ich um ein paar Groschen billiger hinein.

Damals waren noch besondere Ereignisse, mal eine längere Wanderung an der Isar, zum Georgenstein oder durch die Publinger Au zu machen, ohne jeden Komfort und Proviant, Getränke etc.

Die Isar war überhaupt dann auch, weil kostenlos nutzbar, der Fluss, in dem ich schwimmen lernte, in einer sog Gumpn, eine sackähnliche Struktur, die der Fluss an jedem seiner Wasserfälle ausspülte. Das Wasser der Isar ist auch im Sommer kalt, und wenn man dort taucht, hört man das Rieseln der Kieselsteine, also deren Reiben aneinander, heute vergleichbar mit meinem Dauer-Tinnitus...👷


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Kommentare (2)

Roxanna

Vergleicht man das Leben damals mit heute, könnte man denken, wie bescheiden das alles war und doch war man über diese Erlebnisse glücklich und konnte staunen und sich erfreuen. Heute muss es immer schöner, größer ...... sein und macht trotzdem nicht zufrieden. Lese ich solche Lebensgeschichten wie deine heigl, wünschte ich mir manchmal, man könnte das Rad doch noch einmal zurückdrehen.

Herzlichen Gruß
Roxanna

Syrdal


Aber bei aller damals überall notwendigen Einschränkung war es doch wunderbar, Kind zu sein und sich die Welt Stück für Stück „mühsam“ und staunend zu erobern, denn so hatte jedes auch nur kleinste Erlebnis tief beeindruckende Nachhaltigkeit, die unsere heute im Überfluss heranwachsenden Kinder kaum noch in dieser naturverbundenen Weise erleben...

...an all das erinnert sich auch zu gerne
Syrdal
 


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