Frühlingsspritzer


Frühlingsspritzer


von schneelast befreit
ein krokus schießt auf die blutbuchee
streut trockne blätter drauf

am scheunendach gab ´s ein paar schindeln
den rest dort fand eine taube
gefallen am nest

was kaum aus der wiege
stapft munter im matsch die großmutter
sonnt sich im Nachbarsklatsch.

joan

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Kommentare (16)

joan die mein Dichter- Kunstwerk gebührend ernsthaft und
umfassendd diskutiert haben. Hochst begeistert darüber und amüsiert habe ich"Gefallen" daran gefunden, wie von mir be-
wunderte "Kollegen" meinen diletantischen Versuch, ein modernes Gedicht aus einem anspruchloen Gerüst zu basteln,
kommentiert haben. Ihr habt mir Mut gemacht.Ich danke Euch noch einmal. Joan
ehemaliges Mitglied Joans gedicht umfasst nur
ganze dreimal drei verse rätsel sollten
die eigentlich nicht weiter aufgeben

In den strophen ginge einiges
herauszunehmen oder zuzufügen der Sinn
dürfte sich dabei nur nicht ändern

Ein sorgloser umgang
brächte rasch alles zu fall man wähnte indes
weiter sonnige wärme zu spüren[/indent]
[i]elbwolf, mit Dank an Joan für die Anregung;
das war's aber nun!
immergruen für die Wortwahl. "Sezieren" ist vielleicht eine zu krasse Formulierung für eine Auseinandersetzung mit einem Text.
Für Diskussionen bin ich durchaus zu haben und jemanden zu rügen, liegt mir fern. Die Großschrift ist der Tatsache geschuldet, dass joan nur noch sehr wenig klein Geschriebenes lesen kann und so überheblich, euch "Nichtverstehen" zu unterlegen, bin ich wahrlich nicht.
das immergruen
Medea Hi Elbwolf, ausgewiegt (Deine Neuschöpfung ?) ist
in jedem Falle in der Situation verständlicher als
ausgewogen, das klingt nach einem Pfund Gehacktes.

Medea.
Medea dem beuge ich mich, weil ich das, liebes Immergrün,
letztendlich auch so sehe, aber auf Anhieb die Verse
nicht verstand.
Wie Lilli schrieb, haben wir uns mit dem Gedicht auseinandergesetzt, aber keineswegs seziert. Diese
wenigen Zeilen "besingen" den Frühling auf Joans Weise.
Danke für diese Erfahrung.

Medea.
lillii ich kann mich eines leichten Schmunzelns nicht erwehren, allein das Wort "sezieren" hats in sich.

Der Sinn des Einsetzens eines Reims oder Textes ist doch, meiner Meinung nach, dass man sich mit dem Geschriebenen auseinandersetzt.

Nichts anderes fand hier statt, so wie auch Du gerade Deine Interpretation abgegeben hast.

Warum nun Deine Rüge ( große Schrift zeigt es mir) ?

Niemand hat den Stil der Schreiberin kritisiert oder habe ich doch etwas überlesen?

Ich finde es gut und sogar interessant, wie unterschiedlich so "Spritzer" aufgenommen werden können.

Also bitte, sei gnädig mit uns Nichtverstehenden.

hofft lillii
immergruen was es bringen soll, joans Text zu sezieren und wieder zusammenzusetzen.
Für mich ist ihre Aussage klar.
Der Frühling kommt mit aller Macht. Die Natur bricht sich Bahn und unter dem geschmolzenen Schnee werden die Schäden sichtbar, die der Winter verursacht hat. Er hat ein paar Schindeln zerstört und eine Taube baut jetzt da ihr Nest.
Ein kleines Wesen, kaum des Laufens mächtig, stapft durch den aufgeweichten Boden, während die Großmutter den Klatsch am Gartenzaun genießt, der über den Winter vernachlässigt wurde.
Impressionen eines Augenblicks in ein lyrisches Bild gesetzt als Frühlingsspritzer. Inhalt verstanden. Der Stil ist ganz allein die Sache der Autorin, findet
das immergruen
ehemaliges Mitglied Ich war eigentlich nicht auf Ummodelungen aus ... und meine beiden unterschiedlichen Wörter zu "Wiege" meinten im Grunde "was nicht mehr auf/in den Armen gewiegt wird" - da müsste man viel länger mit den Wörtern probieren (aber bitte nicht "das ausgewogen Ausgewiegte"). Was mich aber im dritten Strophchen wirklich stört, wäre Matsch/klatsch, was weder End- noch Binnenreim ist, aber leicht den Anschein erwecken könnte, als habe man es mit dem Reimen nicht hingekriegt (obwohl ja gar nicht beabsichtigt). Scheinbare Reimwörter an Stellen, wo sie überhaupt nichts zu suchen hätten - ja, darauf fällt jeder im Eifer des Gefechts mal rein (mir hat man es jedenfalls auch schon angekreidet).

Ich meine, wenn Joan es erlaubte, könnten wir uns ja mal an den Strophen 2+3 versuchen (ich denke - Pardon! - dass ich in 1, beim Krokus, den Vogel wohl schon abgeschossen habe...). Was schwieriger wird? Sicher eine makellose 3, das wird sehr schwierig; die 2 dagegen gar nicht. In jedem Falle müsste aber Joans Anlage des Gedichtes voll respektiert werden - das wäre unabdingbare Voraussetzung! Nun ...?
PS:
Was ist Joans konzeptionelle Idee? Im Mittelvers jeder Strophe geht der Anfangsgedanke ohne formales Trennzeichen in den Schlussgedanken über - und diese Stelle ist die empfindlichste! Diese Konzeptidee aber ist bestechend!
Medea es gibt etliche Interpretationsmöglichkeiten.

Gerade kommt mir in den Sinn (Elbwolf) ... wie das kaum Ausgewiegte (Enkelkind) im Matsch glücklich patscht
und mir ein Zweifel kommt, ob es nicht das
KAUM AUSGEWOGENE heißen müßte?

Aber ist es dann noch dasselbe?

Medea
ehemaliges Mitglied Es ist doch völlig klar, was uns Joan sagen will und bedarf keiner Interpretation!
Um es aber eben nicht doch misszuverstehen, bedarf es mancher Anstrengung beim Herüberbringen - das habe ich versucht zu sagen!
Medea hat erkannt, dass es sonst wie bei dem bekannten Vexierbild mit den Waben zugehen könnte: mal wölben sie sich nach innen von einem weg, mal nach außen dem Betrachter entgegen - mal brüllt man vor Lachen, mal erschauert man ergriffen. Aber der Poet will von diesen beiden Möglichkeiten "genau an dieser Stelle" bestimmt nur eine - und muss daher die andere "verbannen",
ist elbwolf überzeugt.
PS:
von schneelast befreit
bricht ein krokus hervor die blutbuche
streut trockne blätter drauf

- - - - -
Man strebe danach, sich an diesen überwältigenden Schiller-Vers zu halten:
"... und mein geflügelt Werkzeug ist das Wort!"
lillii ich würde es nun mal so interpretieren..

die Blutbuche,
von der Schneelast befreit...
diese rieselt auf den Krokus und streut die trockenen Blätter der Buche darüber...(über den Krokus)

am Scheunendach gab´s ein paar Schindeln den Rest
(durch die Schneelawine etwa?)
dort fand eine Taube Gefallen am Nest
(das wurde unter Umständen zerstört)

was kaum aus der Wiege stapft
munter im Matsch
die Großmutter
sonnt sich im Nachbarsklatsch.

für mich verständlich..

liebe Joan, jetzt hast Du unsere grauen Zellen auf Trab gebracht, danke Dir
mit lieben Grüßen
lillii
Medea Ich gebe zu, Joans Gedicht leider in seiner Urform nicht
verstanden zu haben. Möglicherweise bin ich auch zu nüchtern
für diese Feinheiten? Verzeih Joan, mich deuchte, es wären
Verschreiberli - ich hatte nicht vor, derart in Dein Urgedicht einzugreifen.

Elbwolf, Deine Gedanken dazu lassen es mich nun auf andere
Weise lesen. Das ist schon komisch.

Grüße
Medea.
ehemaliges Mitglied ... unserer Joan ein wenig auf den Leim gegangen seid!
- Klar, dass auch Wortspiele hier mit von der Partie sind! Weshalb aber müssten sie einen zwingen, ZWEIMAL zu lesen, ehe man sie begriffen hat? Sie sind doch eben Wort-SPIELE, und was wäre das Spiel für ein Spiel, wenn es sich einem nicht leicht erschlösse?
- Andererseits versteht man an ein-zwei Stellen wirklich Bahnhof, wenn man nicht mehrfach liest.
Man fragt sich beim ERSTEN Lesen: Warum schießt der Krokus auf die Blutbuche?
Was müsste man tun (oder hätte tun können), um die Buche nicht diesem Krokus-Beschuss auszusetzen?
Nein, kein Satzzeichen einstellen oder den Artikel vor der Buche mit einem "großen D" schreiben.
Einfach den Krokus nicht schießen lassen! Wie das? Aber, aber - so was Einfaches werde ich doch hier nicht vorsagen...
- Und warum ist die Taube am Nest gefallen? Über die Schindeln vielleicht? Ist sie über die Schindeln HINgefallen oder eher HERgefallen - ja, das sind Fragen, die haben es in sich!
- Süß, dass die Großmutter so viel tratscht, dass sie nicht bemerkt, wie das kaum Ausgewiegte im Matsch landet - es ist vielleicht eine sehr junge Großmutter, die nicht ahnt, dass alles Entwiegte sich schnellstens einmatschen will ...

Fazit:
Man darf das alles machen, was bei Joan vorkommt. Aber je mehr an Gewohntem (Reim, Rhythmus, Gliederung, Satzstruktur, Groß/Klein/Zusammenschreibung, Indikativ/Konjunktiv, Stil/Jargon usw.) unter den Hammer kommt, desto sorgfältiger muss man das Verwendete (sozusagen "den Rest der Schindeln") auf den Prüfstand stellen, ob es genau so + genau das + genau hier auch meint, was "zum Leser hinübergebracht" werden soll.
Glückwunsch für Protes! Aber Du hast es ja auch "nochmal" gelesen.
protes ich mag diese art der wortspiele
die einem zwingen
nochmal zu lesen

herzliche grüße
hade
Medea Frühlingsspritzer

Von Schneelast befreit
ein Krokus schießt auf
die Blutbuche streut trockne Blätter drauf.

Am Scheunentor gab's paar Schindeln,
den Rest dort fand eine Taube
gefallen am Nest.

Was kaum aus der Wiege
stapft munter im Matsch.
Die Großmutter sonnt sich
im Nachbarschaftsklatsch.

Joan



Sollte ich mich geirrt haben, vermelde es bitte.
Eulenkind.
Medea Liebe Joan,
der Frühling, dieser Heißsporn, zeigt sich in
vielerlei Gestalt.Mal schickt er einen
Krokus zum Freuen, mal legt er eine Schindel von alter
Schneelast frei. Das schönste Bild ist die
dem Nachbarschaftsklatsch lauschende Großmutter
auf ihrer Bank, den matsch bedeckten Enkel
zu ihrer Füßen.

Enkel und Krokus lassen die Welt weiterdrehen.

Ich grüße Dich herzlich.

Medea.


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