Für's Vaterland starben ...

Autor: ehemaliges Mitglied

Für's Vaterland starben ...
Kein Kriegerdenkmal, kein "Heldengedenken" ... nur eine schlichte Tafel an der kleinen Kirche unseres Nachbardorfs. Ob sie auch alle mit Begeisterung in den Krieg gezogen sind, wie man es auf alten Bildern oft sieht ...?

Heute weiß man, dass die Kriegsbegeisterung zu Beginn des 1. Weltkriegs nicht so allgemein war wie es von den Medien damals verbreitet wurde. Hauptsächlich erfasste sie das Bildungsbürgertum, Studenten, die oberen Schichten der größeren Städte, während bei der arbeitenden Bevölkerung Ablehnung und Zukunftssorgen vorherrschten.

Besonders hart traf es die Bauern. Wer sollte die Tiere versorgen, die Felder bestellen? Mussten zunächst nur einzelne Söhne der Bauern in den ungeliebten Krieg ziehen, mit der Hoffnung auf ein baldiges Ende, fehlten doch bald überall auch die Brüder, die Väter ... und zu Hause lag die Last allein auf den Frauen. Und die Listen der Gefallenen wurden immer länger, die Zahl der Verwundeten und Kriegsinvaliden immer größer …

Von der Kirche fühlten sich die Menschen in diesen schlimmen Zeiten oft in Stich gelassen, wandten sich ab. Im Pfarrarchiv der kleinen ländlichen Kirchengemeinde ist einiges darüber zu finden ...
Große Teile der Kirchen hatten den Krieg begrüßt ... hatten nicht Frieden gepredigt, sondern über Ehre und Pflicht gegenüber Gott und dem Vaterland. Und Pfarrer segneten die Kanonen, auf beiden Seiten der Front, im Namen des gleichen Gottes ... was für ein Irrsinn …

Etwas mehr als 100 Jahre ist das nun her. November 1918 war dieser furchtbare Krieg endlich zu Ende. 17 Millionen Menschen hatten sterben müssen. Aber nichts hat man gelernt aus der Geschichte … viele der Überlebenden mussten noch ein zweites Mal in einen Weltkrieg ziehen ... und wie es heute aussieht in der Welt, wird es nicht der letzte gewesen sein …

Horst

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Kommentare (6)

Der-Waldler

Danke, Horst, dass Du an diesen Krieg erinnerst. Seltsamerweise hatte man Jahrzehnte lang das Gefühl, der erste WK sei der "harmlosere" von den beiden Jahrhundertkriegen gewesen. Ich habe mich Ende der 1990er Jahre mal damit beschäftigt und las immer wieder voller Erstaunen, dass nicht wenige Historiker der Überzeugung sind, dass der erste WK mindestens genauso schlimm, grausam, schrecklich wie der zweite war, sofern man da überhaupt Vergleiche machen kann und sollte.

ehemaliges Mitglied

@Der-Waldler

Besonders schlimm war wohl das erstmals im großen Stil stattfindende "maschinelle" Töten - das mörderische Artilleriefeuer (indirekt ohne den Gegner überhaupt zu sehen), die ersten Flugzeuge (erst nur als Beobachter für die Artillerie, aber sehr schnell auch als Kampfflugzeuge und Bomber), die ersten Panzer ... gegen die man zum Teil noch total veraltete Regimenter mit oft nur leichter Bewaffnung schickte, wie z. b. die Ulanen ... ursprünglich leichte Lanzenreiter, dann mit einfachen Karabinern bewaffnet, und als "berittene Artillerie" ... mein Großvater war einer von ihnen.

Der-Waldler

@Blues-Opa  

Und nicht zu vergessen: An diesen Krieg (bzw. schon in der Endphase) schloss sich die Spanische Grippe an, eine Pandemie, die heute fast vergessen ist, aber gegen die "Corona" ein Kinderspiel ist! Ich begreife bis heute nicht, dass und wie diese Grippe fast gänzlich aus dem Weltbewußtsein verschwinden konnte...

ahle-koelsche-jung

Ja diese sinnlosen Kriege, was die so Alles zunichte gemacht haben.
Nicht nur der materielle Schaden, den man noch ersetzen kann; nein die Schäden in der Bevölkerung die ein Leben lang bestehen.
Meine Großmutter (väterlicher Seits) hat ihren ersten Mann im ersten Weltkrieg verloren, im zweiten Weltkrieg dann den zweiten Mann und einen Sohn. Ereignisse die man nie vergisst.

Und ganz ehrlich, für die Erinnerungen und das Gedenken braucht´s da auch keinen Feier- oder "Ehren"tag.

Danke für deine Ausführung
VG Wolfgang

Der-Waldler

@ahle-koelsche-jung  

Das Schicksal Deiner Großmutter erschüttert mich gerade. Wie hält man so etwas aus? Vor allem bei so etwas sinnlosem wie einem Krieg?

ahle-koelsche-jung

@Der-Waldler  

Ja das waren schon harte Schläge für sie. Aber sie hat sich durchgekämpft und hat noch ein stattliches Alter erreicht. 

a-k-J


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