Geschichten und Gedichte zur Weihnanchtzeit (Teil 1)



Früher, in der Vorweihnachts- oder Adventszeit boten sich die langen Winterabende zum Geschichten erzählen oder Gedichte vortragen an.  Die ganze Familie, Großeltern, Eltern und Kinder waren - bei Kerzenschein, prasselnden Kaminfeuer, heißem Punsch oder Tee und allerlei Gebäck - versammelt. Spannende oder auch zum Nachdenken anregende Geschichten und wunderschöne Gedichte wurden zum Besten gegeben und jedes – ob groß oder klein – kam auf seine Kosten.
Und so will auch ich Euch einiges davon noch heute und morgen vortragen.
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Das Weihnachtsgeschenk
Kurzgeschichte von Father Joe (Schulpfarrer in Amerika)

Paul bekam von seinem Bruder zu Weihnachten ein feudales Auto geschenkt.
Als Paul am Nachmittag des Heiligen abends sein Büro verließ, sah er, wie ein Junge um sein nagelneu blitzendes Auto herumschlich.
Er schien echt begeistert davon zu sein. „Ist das ihr Auto, Mister?“ fragte er.

Paul nickte. „Ja, mein Bruder hat es mir zu Weihnachten geschenkt.
Der Junge blieb wie angewurzelt stehen. “Mensch ich wünsche … “ Er zögerte. 
Natürlich wusste Paul, was der Junge sich wünschen würde. Auch so einen Bruder zu haben. 
Aber was er sagte, kam für Paul so überraschend, dass er seinen Ohren nicht traute.

„Ich wünsche mir“, fuhr der Junge fort, “ich könnte auch so ein Bruder sein.“ Paul sah den Jungen an – und fragte ihn spontan:“ Hast Du Lust auf eine kleine Spritztour mit dem neuen Auto?“

„Das wäre echt toll!“

Nachdem sie eine kurze Strecke gefahren waren, 
fragte der Junge mit glühendem Augenaufschlag: “Würde es ihnen etwas ausmachen
bis zu unserer Haustür zu fahren?“

Paul schmunzelte. Er wollte seinen Nachbarn zeigen, 
dass er in einem großen Auto nach Hause gefahren wurde. 
Paul irrte sich ein zweites Mal!

„Können sie da anhalten, wo die Stufen beginnen?“ 
Er lief die Stufen hinauf. Nach kurzer Zeit hörte er ihn.
Er kam nicht schnell gerannt.
Der Junge trug seinen behinderten kleinen Bruder.

Er setzte ihn auf der untersten Stufe ab und erzählte ihm von dem Auto.

„Eines Tages werde ich Dir auch ein Auto schenken
dann kannst Du dir all die schönen Sachen in den Schaufenstern ansehen,
von denen ich dir erzählt habe.

Paul stieg aus und hob den kleinen Burschen auf den Beifahrersitz. 
Mit glänzenden Augen setzte sich sein großer Bruder neben ihn – und die drei machten sich auf zu einem Weihnachtsausflug
den keiner von ihnen jemals vergessen würde.

An diesem Heiligabend verstand Paul, 
was Jesus gemeint hatte, als er sagte: „ Es ist seliger, zu geben … „.






Obdachlosen-Weihnacht
 
Frierend irrt er durch die Stadt,
weil er kein Zuhause hat.
Keinen Ofen, Bad und Bett,
Wünsche, was er so gern hätt.
 
Einmal Weihnacht gutes Essen,
ist solch Anspruch zu vermessen?
Vielleicht noch Geselligkeit,
nicht allein sein – Menschlichkeit!
 
Überfluss ist vieler Leben!
„Bitte – könnt ihr mir was geben?
kann Euch nur „Vergelts Gott“ sagen,
in den glaubensfrommen Tagen!“
 
Nächstenliebe, Christenpflicht?
Tugenden – wer kennt sie nicht?
Einmal lindern solches Leid,
Herz-Gefühle - Weihnachtszeit!
 

@23.12.17, Ferdinand
 
 
Anmerkung:
Früher, als wir noch Familie waren, hatten wir immer zum „Heiligen Abend“ Gäste eingeladen: Einzelstehende Bekannte, dazu in manchen Jahren auch junge amerikanische Armee-Angehörige, die zum ersten Mal Weihnachten nicht zuhause verbringen konnten und oft auch noch eine(n) Obdachlose(n) – und wir waren alle sehr glücklich und zufrieden darüber!

 

 
 
 


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Kommentare (7)

Urseli

Lieber Ferdinand,

es tut mir sehr Leid, dass auch Du Weinachten allein sein musst.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass es Dir gut geht

und Du gesund bist.

Dein Weihnachtsbaum ist schön, ich habe verschiedene Kerzen aufgestellt

und einen schönen Tannenzweig in eine Glasvase getan.

Ein wunderschönes Weihnachtsfest wünsche ich Dir

und bleibe gesund.

(Ich muss am 28. gleich wieder zum Arzt)

Liebe Grüße sendet Dir,

Ursel

Tulpenbluete13

Lieber Ferdinand,

eine berührende Geschichte und ein nachdenklich machendes Gedicht-passend genau in die letzten Tage vor Weihnachten..heuer ganz besonders wichtig, da viele Menschen Weihnachten und den Jahreswechsel allein verbringen (müssen??)

Deine Worte haben mich berührt....

ich wünsche Dir ein besinnliches Weihnachtsfest..bei dem wir - nur in Gedanken- bei unseren Lieben sind.

Herzliche Grüße
Angelika

Dnanidref

Danke, liebe Angelika, für Deine freundlichen Zeilen.

Auch ich bin "Heiligen Abend" und die Feiertage, der Situation gezollt, erstmalig alleine - aber in Gedankn bei meinen Lieben und Freunden. Und es macht mir Hoffnung, dass alles bald wieder besser wird.

Sei herzlichst gegrüßt und "Frohe Weihnachten" aus der winterlichen Rhön
Ferdinand

2a Winter in der Rhön.jpg

Syrdal


Ferdinand, mein lieber Freund, wer dich kennt, kennt auch dein großes Herz… ganz so, wie es hier beschrieben ist.

Frohe Weihnacht wünscht dir und allen Menschen mit einem so großen Herz, wie du es hast,

...mit abendlichen Grüßen
Syrdal

Dnanidref

Danke, lieber Syrdal,

für Deine Einschätzung, die ich frohen Herzens zurückgeben kann, denn ich weiß, was auch für Dich Menschlichkeit und Demut bedeuten!

Für Deine Weihnachtswünsche bedanke ich mich und nehme sie als Anlass, ebenfalls allen "ST-lern" ein gesegnetes Weihnachtsfest zu wünschen und bleinbt alle gesund!

Auch alleine kann man sich den "Heiligen Abend" und die Weihnachtsfeiertage schön gestalten und sich besinnen. Auch ich bin heuer erstmalig - der schweren Zeit gezollt - alleine.

IMG_5186.JPGMein Weihnachtsbaum 2020
 

Pan

Herz-Gefühle - Weihnachtszeit!
Sehr gut, lieber Ferdinand, weil ich so etwas immer unterstützt habe und nicht nur damals ...
Leider bleibt es oft bei den Hilfen "zur Weihnachtszeit!"
Tage später ist davon keine Rede mehr, ich habe sogar gesehen, dass die gleichen Menschen, die an den Festtagen verwöhnt wurden, aus der Stadtmitte von Hamburg vom Ordnungsamt vertrieben wurden! 
DAS ist dann die Kehrseite der Medaille, und wer dies einmal sah, glaubt nicht mehr an diese Art von  »Menschlichkeit«!
Trotzdem Danke für diese Texte ...
     sagt Dir mit besten Weihnachtsgrüßen
            Horst

Dnanidref

Lieber Horst,

danke für Deine nachdenklich stimmende Gedanken!

Wenn Menschlichkeit und Demut von den Eltern vorgelebt wurde, dann macht man sie sich selber ein Leben lang zu eigen.

Jeder hat immer wieder im Jahreskreis Gelegenheit, ein bisschen Menschlichkeit - im Kleinen - zu zeigen. Und dazu brauche ich keine Orientierung anderer.

Übrigens habe ich zu meiner BGS-Zeit in Lübeck in meiner Freizeit ehrenamtlich in Hamburg als Streetworker mitgearbeitet.

Frohe Weihnachten, lieber Horst!

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