Gewissenskonflikt!


10 Jahre, ja fast auf den Tag genau 10 Jahre! So lange habe ich meine Mutter nun in meinem Haus! Habe versucht ihr den Lebensabend so schön wie möglich zu gestalten, ihr ein gemütliches Zuhause zu bieten. Die ersten Jahre war es nicht so schwierig, sie konnte noch viele Tätigkeiten selbst verrichten, man konnte sie auch mal einen Tag alleine lassen, ohne dass man gleich befürchten musste, dass etwas passiert. Nun ist sie 96 Jahre alt und es wurde in den letzten Monaten von Tag zu Tag schwieriger. Mein Leben ist geprägt und zugeschnitten auf ihre Bedürfnisse. Bei jedem Geräusch in der Nacht schrecke ich hoch, 100 Kleinigkeiten, die sie betreffen, gehören zu meinem Alltag. Einkäufe und andere Termine werden zum Stress. Treffen mit Freunden und Bekannten finden nur mehr bei mir zu Hause statt. Meine Bedürfnisse treten total in den Hintergrund. Geistige Demenz und körperlicher Verfall schreiten unweigerlich fort. Jede Abwesenheit von mir muss gut organisiert werden. Und obwohl ich mich auf Tochter, Enkelin und eine Zugehfrau verlassen kann, sind meine Gedanken doch immer daheim, ich kann kaum abschalten.
Und nun habe ich es getan! Sie wird in etwa 14 Tage mein Haus verlassen und in ein Altenheim übersiedeln. In unseren Breiten ist das nicht so schwierig etwas Passendes zu finden, und ich kenne dieses Haus bereits gut. Seit ich aber den Termin fixiert habe, lässt mich mein Gewissen nicht mehr ruhig schlafen! Auf der einen Seite freue ich mich natürlich auf ein Leben ohne Einschränkungen. Auf der anderen Seite taucht die Frage auf: Schiebe ich sie ab? Kann ich das als Tochter verantworten? Werde ich damit leben können oder werde ich mir ständig Vorwürfe machen, wenn Demenz und körperlicher Verfall schneller fortschreiten? Werde ich ihrem traurigen Blick standhalten können?
Alle haben mir zugeredet, gesagt, ich müsste langsam anfangen an mich zu denken. Das ist leicht gesagt! Ich bin nie ein Egoist gewesen, alle anderen kamen vor mir! Der Gewissenskonflikt ist vorprogrammiert….

Ich schreibe nicht oft hier, lese mehr, aber vielleicht tut es mir ganz einfach gut, mir alles von der Seele zu schreiben!
Monioma

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Kommentare (16)

Monioma danke für deine Worte! Natürlich habe ich alles Erdenkliche auch in Betracht gezogen, da ich allein lebe, habe ich keine Hilfe, nur zwischendurch mal von meiner Tochter, die aber auch nur im Notfall einspringen konnte.
Heute habe ich einige Stunden bei ihr verbracht, es sind ja nur ein paar Kilometer, die ich fahren muss. alle Angestellten sind unheimlich lieb und bemühen sich um sie und ich hoffe, dass nach einer Zeit der Eingewöhnung für sie die Umstellung zu schaffen ist, und dann natürlich auch für mich alles leichter wird!
Lieben Gruß Moni
ehemaliges Mitglied Deine Mutter in die Heimpflege zu geben,weil du das verständlicherweise nicht mehr schaffst,kann jeder verstehen,der ähnliche Entscheidungen treffen mußte.

Deine innere Unruge kann ich verstehen,auch deine Entscheidung.
Aber,eine Frage stelle ich dir noch:
wäre es vielleicht möglich gewesen,eine Pflegerin ins Haus zu nehmen?
(von einer Pflegeagentur)
Deine Mutter ist 96 Jahre alt und wird mit ihrem verwirrten Sinn auf die veränderten Lebensumstände sicher nicht gut reagieren.
Alles Gute für euch!

Gudrun,
die ihre Mutter auch bis zum fast 93.Geburtstag (Rollstuhl) betreut und gepflegt hat.
Sie starb.wie gewünscht-in meinem Arm-

-meine Mutter durfte ihren wachen Verstand bis zuletzt behalten,dann ist diese schwere Aufgabe viel leichter zu meistern.
wir hatten oben einen leichten Rollstuhl,einen Lifter,um sie in Wanne,dusche oder Bett heben zu können und einen Treppenlift,damit sie an allem teilnehmen konnte,auch Spazierfahrten und Konzertbesuche,Stadtbummel und Enkelbesuche.
An einen Tag erinner ich mich noch sehr oft,
als ich mit ihr nach BadenBaden in den Rosengarten gefahren bin.
Sie hatte so viel Freude an den prächtigen Rosen, Kaffeetrinken im Kurpark mit Musik...
Die Trauerfeier hab ich noch geschafft,dann kam der Zusammenbruch.
vielleicht hast du doch richtig entschieden.......
Monioma ...für die letzten Kommentare und auch für die vielen Privatnachrichten, die ich erhalten habe!
Ich habe heute zu Dnanidrefs Beitrag über das Gewissen noch einen Kommentar hinzugefügt, der natürlich auch meine Situation betrifft!
Ich hoffe, ihr alle übersteht diese Hitzewelle gut und ich wünsche allen ein schönes Wochenende!
Moni
BALA gewissenskonflikt bleibt das ganzes lebens lang. es ist wie eigene schatten, immer da. nur diese konflikt beobachten und nicht davonweglaufen.

bala
ehemaligesMitglied41 Liebe Monika,

es ist eine schwierige Situation, die zuerst im Kopf bewältigt werden muss.

Deiner Mutter ist mit Nichten geholfen, wenn du physisch und psychisch am Boden bist, dann versteht sie die Welt nicht mehr.

Was dich plagt sind nicht so sehr die Ängste, ob du richtig entschieden hast, sondern deine Zweifel den anderen gegenüber, ob sie die Situation auch richtig einschätzen.

Du selbst weißt, dass es so nicht mehr weitergehen kann und du machst dir, sicherlich unbewusst, mehr Gedanken darüber, was die Nachbarn, Bekannten und Freunde so heimlich sagen.

Du hast dich im Moment auf die Stufe der Rechtfertigung gestellt und das ist nicht gut.

Es ist für dich und deine Familie nicht gut, wenn du die getroffene Entscheidung immer und immer wieder in Frage stellst.

Du bist niemand gegenüber rechenschaftspflichtig.

Ich kann dich sehr gut verstehen, denn du bist noch von der Generation, die es wie eine Schande ansehen, wenn Eltern ins Heim müssen.

Nein, es ist keine Schande, es ist das Vernünftigste, was du tun kannst.

Stell dir doch mal die Frage:

„was ist das Beste für meine Mama?“

Sicher nicht eine kranke und mit der Zeit auch überforderte Tochter.

Du kannst bei deiner Mama im Heim sein, so lange du willst, aber du musst dir später mal nicht die Gedanken machen, nicht rechtzeitig reagiert zu haben.

Dass, so glaube ich, ist die größte Verantwortung, die du hast.

Deine Familie und Freunde geben dir Kraft und Halt, nimm es dankbar an.

Liebe Monika,

ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du dich selbst davon überzeugen kannst, immer das Beste für deine Mama gewollt zu haben.

Liebe Grüße Brigitte
comeback Liebe Moni!

Ich kann deine Gewissensbisse nachvollziehen, aber sie sind total grundlos!
Vielleicht will deine Mutter sogar in ein Heim, sie kann sich nur nicht mehr äußern?
So wie es woelfin beschreibt , so ist es, vergiss nicht auf dich.
Es ist schade, wenn ein geliebter Mensch in so einer Situation sterben muss, wo es schon so schwer war mit ihr und du sie unter großen Anstrengungen gepflegt hast, und so bleibt sie dir dann in Erinnerung, das ist schrecklich!

Ist es da nicht viel besser, du kannst nur angenehme Stunden bei den Besuchen im Heim mit ihr verbringen, dann bleibt diese letzte Zeit im guten Andenken an sie.
So sah ich das auch bei unserer Mutter, doch es ist nicht mehr dazugekommen!

Ich wünsche dir, dass du deine Gewissensbisse unter Kontrolle bringen kannst.

Liebe Grüße
Annemarie
lillii wirst Du selber entscheiden müssen. Die Gewissensbisse wird Dir niemand nehmen können.
Stelle Dich der Situation, überlege und dann tue das, was Dir richtig erscheint. Mir wäre es auch schwer gefallen, meine Mutter in so einem Falle wegzugeben.
So, wie Du es aber beschreibst, ist Deine Gesundheit gefährdet und Dir bleibt nur diese eine Möglichkeit.
Ich wünsche Dir die Kraft, die Du benötigst, mit deiner Lage fertig zu werden.

LG lillii
Monioma ...ich warte gespannt auf deinen Beitrag zu "Gewissensbissen"! Denn leider plagen mich diese nicht nur in dieser Situation, sondern oft auch bei anderen, manchmal sogar belanglosen Dingen! Vielleicht lerne ich dann damit besser umzugehen!
Lieben Gruß Moni
Monioma ...an alle hier für die aufbauenden Kommentare! Sie bestärken mich doch irgendwie darin, das Richtige getan zu haben. Ich nutze zur Zeit jede Gelegenheit, mit meiner Mutter zu sprechen, sobald ich merke, dass sie aufnahmefähig ist, was natürlich nicht immer der Fall ist. Damit will ich auch ihr Ängste und Bedenken nehmen und damit geht es auch mir besser! Vielleicht kann ich ja hier mal später berichten, wie es uns beiden ergangen ist!
Ganz lieben Dank nochmals an alle und einen schönen Sonntag!
Moni
nnamttor44 irgendwann kommt der Tag, an dem man das nicht mehr schaffen kann, was einem so selbstverständlich war. Das Altern und die Demenz schreiten nicht nur immer weiter fort, man sieht es auch, dass es immer schneller "bergab" geht. Das hat dann nichts mit der Pflegeeinrichtung zu tun, auch nicht, dass Du es nun zulässt, dass sie dort in guten Händen ist, denn auch Du bist doch schon lange an Deine Grenzen gegangen.

Lass keine Grübelgedanken Dir die Nachtruhe rauben, das hast Du wirklich nicht verdient, denn Du hast alles für Deine Mutter getan! Auch der jetzt notwendige Wechsel in ein Altenheim ist etwas, das Du FÜR sie tust! Sie würde sicher nicht wollen, dass Du Dich völlig für sie verausgabst ...

Herzlichen Gruß sendet Dir Uschi
Ewunia60 Genauso war auch mit mir,d.vor 14Jahren mein Mann in (Wachkoma) in Pflegeheim geben mußte,diese Entscheidung für mich schwer gefallen war.Ich auch könnte nicht ruhig schlafen und das sehr lange gedauert!ich bin Täglich b.mein Mann und fühle mich "heute "ganz anders als damals...liebe Moni Du musst kein schlechtes Gewissen haben...---das was woelfin geschrieben hat DAS IST WAHR!!! " WER ÜBER SEINE KRÄFTE HINAUS PFLEGT,WIRD SELBST ZUM PFLEGEFALL" Liebe Moni alles GUTE!!! für Dich GGGLG-Krystina
ehemaliges Mitglied Wie gut kann ich deine Situation nachfühlen. Auch ich mußte meine Mutter nach einer großen OP in ein Altenheim zur Pflege geben.
Da meine Mutter zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich klar war wurde der Umzug für sie zu einem wahren Schock. Ich ging 6 Jahre jeden Tag für ca 3 Stunden zu ihr und hatte immer ein schlechtes Gewissen obwohl ich wußte daß ich die Pflege nicht mehr machen kann (meine Mutter saß im Rollstuhl). Als meine Mutter starb hat sich das Pflegepersonal bei mir für die täglichen Besuche bedankt und das hat mir sehr geholfen mich wieder gut zu fühlen.
LG Barbara
Drachenmutter Du hast deine Mutter 10 Jahre lang gepflegt und nun geht es eben nicht mehr, weil es Deine Kräfte übersteigt.

Ich habe einmal einen sehr wahren Satz gelesen:

Wer über seine Kräfte hinaus pflegt, wird selbst zum Pflegefall.

Du musst kein schlechtes Gewissen haben. Deine Entscheidung, nun an Dich zu denken und die Mutter in gute Hände zu geben, ist richtig. Du kannst sie ja besuchen, denn sie ist nicht aus der Welt.

Denke jetzt an Dich und Deine Gesundheit und überlasse die Pflege Deiner Mutter den Menschen, die das gelernt haben und sicher auch gut machen werden.

Du hast die richtige Entscheidung getroffen.

Herzliche Grüße,
woelfin
HeCaro So wie Du Deine Situation geschildert hast, blieb Dir
gar nichts anderes übrig. Du warst an einem Punkt
angelangt an dem es so nicht mehr weiter gehen konnte.
Ich verstehe, dass Du in einem Gewissenskonflikt bist,
es ist Deine Mutter. Aber überlege einmal, was Du
Jemandem raten würdest, der am Ende seiner Kräfte, das
Obige geschrieben hat.

Es ist deutlich zu erkennen,wie schwer Dir diese
Entscheidung gefallen ist. Aber sie war richtig,
denn sehr, sehr lange hast Du eigene Bedürfnisse
aus Liebe unter geordnet. Nun fang wieder selber
an zu leben.

Ich wünsche Dir, ruhige Nächte und das gute Gewissen
das Du verdienst.

Liebe Grüße Carola
Dnanidref bewegen sicher nicht nur mich, sondern interessieren auch viele andere, die vor gleichen oder ähnlichen Situationen stehen und ist einen ausführlich beleuchtenden Beitrag und Meinungen zu solchen Situationen wert, die vermutlich nicht alle gleich sind aber doch ähnlich.

In Vergangenheit selbstbetroffen, aber auch durch jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeiten oft mit solchen Situationen konfrontiert, werde ich versuchen einen Beitrag mit Sichtweiten aber auch Erfahrungswerten in nächster Zeit zu schreiben und zu bloggen.

Jedoch Gewissensbisse in solch unzweifelhaft schwierigen Situationen sind mit Sicherheit falsche mentale Überlegungen. Es ist weder einem Pflegefall noch dem pflegenden nahen Verwandten dienlich, zusätzliche gesundheitliche Opfer zu bringen.

Vielleicht solltest Du Dich mit der Familie (Tochter, Enkelin) zusammensetzen und gemeinsam wirklich alle Vor- und Nachteile ausleuchten, schriftlich fixieren und notieren, was es für alle Betroffenen bringen würde, die Mutter weiterhin daheim zu versorgen oder eben in einem Alten- und Pflegeheim versorgen zu lassen.

Du glaubst es sicher nicht, wie "heilsam" sowas gegen Gewissensbisse ist! (Beitrag folgt!)

Ich wünsche Dir und Deinen Lieben von Herzen, dass Ihr alle Euch mit der neuen Situation anfreunden könnt, denn es ist besondes für Dich aber auch für Deine Mutter die beste Lösung,

meint grüßend Ferdinand
mygeneration38 Schon in der Bibel steht :Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.es steht nicht drin dass du den anderen mehr lieben sollst.allso halb,halb du hast danach genug Arbeit übrig.du musst dich nur halb hergeben evi

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