Grottenolm müsste man sein


Grottenolm müsste man sein

Nach dem Aufstehen und einem sehr ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg. Der Sturm hatte nachgelassen, es wehte zwar noch ein mittelprächtiger Wind, aber wir durften fahren. Denn die anderen Wohnmobilfahrer, die ebenfalls von der Polizei am Vorabend aus dem Verkehr gezogen wurden, hatten auch schon den Parkplatz verlassen.

Jelena hatte uns den Tipp gegeben, die Höhlen von Postojna zu besuchen, wenn wir schon den Weg über Slowenien nach Italien nehmen. Das war ihre letzte Information, denn von unseren Reiseänderungen wusste sie nichts. Aber da Postojna auch auf dem Rückweg nach Deutschland liegt, liessen wir uns eine Besichtigung nicht entgehen.

Je weiter wir nach Norden kamen um so kälter wurde es und in Slowenien hatten wir dann Schnee am Strassenrand.
Die Landschaft wie im Voralpenland Hügel, Berge flache Täler. Der erste Schneemann stand in einem Garten und wir wussten: jetzt hat uns der Norden wieder, Adria und der Süden Europas liegen hinter uns.

Wir kamen in Postojna jama an und konnten auf einem geräumten Parkplatz unser Lager aufschlagen. Uwe mass die Schneehöhe: 25 cm. Nicht jeder Parkplatz ist jetzt im Winter  geräumt, im Sommer dürfte hier wesentlich mehr los sein, obwohl es hier jetzt auch von Touristen wimmelte. Busse standen in Reih und Glied und warteten auf die Fahrgäste, die gerade einige Besichtigungen unternahmen.

Unser erster Weg ging zum Ticketverkauf. Es gab Anschlagtafeln auf denen vermerkt war, welche Besonderheiten man anschauen kann, welche Ticketkombinationen man kaufen kann und was alles kostet. Wir entschieden uns für die Kombination 1, 2 und 3 - die Expo, die Höhle von Postojna Karst, ausserdem das Vivarium mit der Ausstellung von Schmetterlingen und das wichtigste war natürlich die Tropfsteinhöhle von Postojna und Proteus Höhle.

Viel Zeit hatten wir für die ersten beiden Besichtigungen nicht, denn in der Höhle von Postojna war eine deutschsprachige Führung um 15:00 Uhr angesetzt.
Es war bereits kurz nach 13:00 Uhr als wir die Expohalle betraten. Hier waren Ausstellungsstücke aus den Urzeiten der Menschheit von Versteinerungen bis zu Bullen und Bären. Ein sehr aufwendig und lehrreich dargebotenes Erlebnis. Für diesen Rundgang benötigten wir ca eine Stunde, obwohl man sich eigentlich viel mehr Zeit für die Exponate nehmen müsste. Besonders die Versteinerungen - Tiere, Muscheln, Blattabdrücke gibt es in grosser Anzahl und sind absolut sehenswert.
Wie lebten die ersten Menschen in Höhlen, wie entstanden die Höhlen im Karst und welche Formen gibt es? Ausführliche Beschreibungen und Beispiele, Darstellungen und Informationen werden durch Schautafeln den Besuchern nahe gebracht.

Die zweite Ausstellung über die Schmetterlinge, sowie die Tiere die in den Höhlen leben, war ebenfalls mit vielen kleinen Aquarien praktisch dargestellt. Olme, Grottenolme, Spinnentiere, Fische die in tieferen Gewässern leben, Krebse und andere Winzlinge konnte man sehen, wenn man sie entdeckte. Auf einem Aquarium sah ich eine starke Lupe liegen - für interessierte Besucher ein weiteres Hilfsmittel.

Die Schmetterlingssammlung war sehr umfangreich. Vom kleinsten Falter bis zum größten Schmetterling, von unscheinbar bis farbig bunt - alles war vertreten - ein Augenschmaus für jeden Botaniker.

Dann kamen wir in den Teil des Hauses, den ich die Dunkelkammer nennen möchte. Die Tiere die in den Höhlen leben, haben keine Augen, sind sehr lichtempfindlich weil sie in ständiger Dunkelheit leben. Es hingen auch Fledermäuse an den hohen Decken - ein Schild mit der Aufschrift “psst" wies darauf hin.
Ein Grottenolm kann 100 Jahre leben, kann 7 Jahre ohne Nahrung auskommen, bewegt sich in dieser Zeit fast nicht  und hat in dieser Mangelzeit nur 2 Herzschläge pro Minute. Man stelle sich vor: sieben Jahre eine Nulldiät! Uwe meinte noch dass ein Beamter einem Grottenolm sehr nahe kommt, keine Bewegung…...usw.

Die Hauptattraktion dieser grossen Anlage ist natürlich die Tropfsteinhöhle von Postojna.
Täglich werden bis zu 10.000 Besucher aus aller Welt durchgeschleust. Die Höhlen sind bereits seit ca 200 Jahren für Touristen geöffnet. Es gibt separate Führungen in englischer, deutscher, französischer und anderen Fremdsprachen. Rings um die Höhle hat sich ein grosses Fremdenverkehrszentrum gebildet. Hotel, Kaffee, Andenkenläden, öffentliche Toiletten - alles ist reichlich vorhanden und gibt vielen Menschen der Umgebung Lohn und Brot.

Vom Eingang aus fährt man mit einem kleinen - aber sehr langen - Zug ungefähr sieben Minuten in das Berginnere. Vorbei an Stalakmiten, Stalaktiten, durch kleine Gewölbe, Gänge und durch ein grosses Gewölbe welches mit Kristallleuchtern taghell erleuchtet wird. Diese unterirdische Landschaft ist berauschend schön.
Dann der Halt, alles aussteigen, die Gruppen werden nach Sprache zusammengehalten. Unsere deutschsprachige Gruppe besteht dieses Mal aus sieben Personen. Eine fünfköpfige österreichische Familie aus Villach, Uwe und mir. Als wir gefragt werden woher wir kommen sagten wir 200 km von Frankfurt entfernt, denn Frankfurt ist ein Begriff. Daraufhin meinte unser Fremdenführer….Richtung Giessen?

Bei der Führung sehen wir so viele verschiedene Formen und Farben von rotbraun durch eisenhaltiges  Wasser bis zu schneeweissen Stalakmiten.
Wir hören wie viele Jahrtausende es braucht, bis Stalakmiten und Stalaktiten zusammenwachsen und erhalten auch Erklärungen über Größe und Länge der berühmtesten touristischen Grotte der Welt. Länge ist 24 km wovon die Besucher aber nur 5 km besichtigen. Die Wege sind gut ausgebaut. Der tiefste Punkt der Höhle liegt genau 6 m über einem Fluss, welcher unter der Höhle durchfließt.

Nachdem wir an dem Endpunkt der Führung angelangt sind können wir in einem grossen Gewölbe noch in einem Geschäft Andenken kaufen (oder nicht) und besteigen wieder den Zug, der uns zum Ausgang bringt. Hier kann man den breiten Fluss sehen.
In der Tropfsteinhöhle herrscht eine konstante Temperatur von ungefähr 12 Grad und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit von 95 % Wir hätten wirklich etwas verpasst, wenn wir hier keinen Stopp eingelegt hätten. Es ist ein unvergessliches und wunderbares Erlebnis: die Attraktion Postojnska Jama.

Leider haben wir für die größte Höhlenburg der Welt - die Burg Predjama und ihre früheren Besitzer keine Zeit mehr. Aber sie steht im Guinnessbuch der Rekorde.
Morgen früh müssen wir an die Weiterfahrt denken.
 


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Kommentare (3)

ehemaliges Mitglied


Tja, und was wäre am Leben eines Höhlenolms oder eines Beamten denn so wünschenswert?
Möchte beides nicht sein - Wäre auch immer an den Platz gebunden und an beiden scheint wohl wenig Sonne.

Beamte:
Bei uns gibt es wohl kaum noch welche, sind alles Angestellte, erzählte man mir.
Die "kompetentesten" Angestellten habe ich bei der Rentenversicherung kennengelernt. Obwohl alle Zahlen, alle Fakten, alle Bescheide seit Jahren vorlagen, lief dort monatelang gar nichts. Man durfte angeblich nicht nachsehen, wegen Datenschutz. Hust!

Die gaben auch nicht Bescheid, wenn was fehlte - da geschah dann erst mal gar nichts!
Wie sagte ein Abteilungsleiter: Einen Beamten bewerte ich dann mit "ausreichend" und der muss dann gehen. Dem hilft dann kein Gericht!
Eine Angestellte mit der Gewerkschaft im Rücken die ist definitiv unkündbar.

Vor Jahren hatte ich noch einen bayr. Finanzbeamten als Sachbearbeiter, einen Inspektor mit mehrjähriger Ausbildung. Seine Kompetenz aber auch die der dann folgenden Inspektorin die musste man anerkennen.
Ich hatte keine Probleme mit beiden.

Heute habe man eben diese Ansprechpartner nicht/kaum noch .... Beneidet habe ich beide nicht.
Heute hat man auf vielen Behörden das Gefühl mit Hausfrauen mit Schnellbleiche als Halbtagskräfte zu tun zu haben ....
Unter den Lehrern, da habe ich solche erlebt, die A... nicht bewegt und andere die sich aufgerieben haben und während wir den Urlaub dann machten, wenn wenig unterwegs waren machten die Urlaub wenn alles überfüllt und teuer war - und das ein Leben lang.
usw.
Robert






 

pippa

Danke für diesen Bericht, den ich sehr gern gelesen habe, war ich doch vor vielen Jahren auch in dieser Grotte. Damals konnte man die Olme noch in der Höhe bestaunen. (Muss so Ende der 60er Jahre gewesen sein.)

Da ich grundsätzlich keine Höhlen mag und mich unter Tage sehr unwohl fühle, hatte ich zuerst ein wenig gezögert, aber vermutlich hätte ich es mir nie verziehen, wenn ich auf den Besuch verzichtet hätte. Mein Unwohlsein hatte ich auch schnell vergessen, weil die Grotte ja so riesig ist.

Bekommt man denn immer noch so einen urigen Lodenumhang gegen die Nässe?.

Harzliche Grüße
Pippa

johanna

@pippa  nein den bekamen wir nicht. Aber wir hatten ja warme und naesseabweisende Kleidung an. 


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