Gute alte Zeit ???? Tante Emmaläden in den 30 er Jahren....


War sie wirklich so gut ? Ich berichte hier über die Zeit in den ** dreissiger Jahren ** dam las war ich ein Bub von 6 Jahren und musste den Eltern zur Hand gehen, d.h. Einkäufe erledigen.Es gab hier in Montabaur eine Unzahl von ** KOLONIAL-WAREN ** Läden, das war die damalige Bezeichnung für Lebensmittelläden.Die Läden : klein, dunkel,beengt, eine alte Theke,darauf eine Waage mit Gewichtsteinen, das Fass mit Heringen, der Eimer mit Senf,der Sack mit Zucker das Fäss`chen mit Speiseöl, und dann die vielen Schubfächern mit Inhalt: Nudeln,Gries,Graupen,Gerstenkern, usw.
Und als Zeichen der Vielfältigkeit: Email-Schilder, die warben für ERDAL, PERSIL, IMI, KNORR, MAGGI,ECKSTEIN-Zigaretten,die gerade neu aufgekommene Margarine … ein kunterbuntes Allerlei.
Und als Lock mittel auf der Theke ein Einmachglas,gefüllt mit rosaroten
Himbeer-Bonbons, und je nach Einkaufsmenge und Lust und Laune der Verkäuferin gab es ein, oder auch mal zwei Bonbons als Zugabe für uns Kinder.
Kernseife für die grosse Wäsche wurde von einem grossen Riegel abgeschnitten,Die losen Lebensmittel wie Mehl,Zucker,Salz wurden in Spitztüten verpackt, kunstvoll verschlossen und dann im ** Einkaufsnetz** (wer kennt noch ein solches Requisit ?) heimgetragen
.Pech,wenn eine Tüte beschädigt war und Zucker oder Sonstiges leise rieselnd aus der Tüte entwich.
Vielfach standen vor den Läden aus Platz-Grüden noch Säcke mit Linsen,Erbsen,Bohnen Kartoffeln usw.-offen und Einkauf einladend.
Da gab es oben in der Kirchstrasse allein die Läden von Geschwister Kadesch,Löwenguth,Steiger, Paul Leber,Schade & Füllgrabe,Keiner, usw.
Auch zahlreiche Metzgereien luden zum Einkauf ein,ein Ereignis war immer,wenn der Metzger Karl Keiner vor dem Haus ein Wildschwein, oder einen Hirsch, oder ein Reh, noch in der Decke ( Fell) aber schon aufgebrochen, feilhielt. Herr Keiner war selber Jäger und konnte sein erlegtes Wild so vermarkten .
Wir Knirpse hatten so ein Stück Wild noch nie gesehen, und interessierten sich für diese Anschauungs-Stücke.Und im Herbst hatte er im Laden eine ganze Pyramide von Hasen (Mümmelmännern) aufgebaut.
Das war dann etwas für gehobene Kundenkreise, die breite Masse konnte sich solchen Luxus nicht erlauben.
Genauso bei den Lebensmittelläden:
Einer der damaligen Exclusivläden M++++. am Markt hielt ausgefallene Waren feil,und wenn dann die ** gnädige Frau** der gehobenen Bürgerschaft geruhte, dort einzukaufen,wurde devot gefragt,ob das Personal die gekaufte Ware vorbeibringen dürfe.
Und das Lehrmädchen trabte dann los, mit einem grossen Weidenkorb
Und lieferte das Gekaufte aus.
Generell ist festzuhalten:
Die breite Volksschicht kaufte nur das Allernotwendigste ( 30 er Jahre, noch Millionen Arbeitslose…) Man kochte selbst Gelee, hatte vorher die Beeren im Wald in Wassereimern gepflückt,pflanzte alle Gemüsesorten selbst an,Sauerkraut, saure Bohnen usw. wurden selbst eingelegt, Möhren im Rheinsand-stapel im Keller eingelagert, usw.
Und es wurde gespart, gespart, der Groschen
Zehnmal umgedreht.
Und dennoch – die Leute waren zufriedener wie heute.

Das ist interessant für unsere nachfolgende Generation,unsere Kinder und Enkelkinder,die sich dies alles nicht mehr vorstellen können im Zeichen von hochmodernen Supermärkten, überladenen Regalen und überquellenden Angeboten…



nachempfunden von Sternwart,der dieses alles noch miterlebt hat....Jahrgang 1929

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Kommentare (4)

loretta In Berlin geboren und aufgewachsen, aber im Süden Berlins am Rande der Stadt, als die Welt noch in Ordnung war und dieser Bezirk noch nicht der Nebenbezirk von Klein-Ankara war, wie es heute genannt wird.
In der kleinen Nebenstraße, dem Priesterweg, gab es einen kleinen Laden, genannt "der Kuhstall". Hinten war der Kuhstall und vorne war ein kleiner Raum von max. 9 m², in dem die Milch verkauft wurde. Wenn ich als kleene Göre mit meiner verbeulten Blechkanne ankam, wurde der Deckel eines großen Milchbehälters geöffnet, in dem ein Kelle hing. Aber damit erschöpfte sich noch nicht die Geschäftigkeit dieses Kuhstalls, nein, hier gabs auch Brennholz für Kartoffelschalen, die meine Mutter immer schön säuberlich sammelte, um dieses kleine praktische Bündel Anmachholz für den Ofen zum Tausch zu erhalten. Das war Mitte der 50-er Jahre.
Eine kleine Episode, an die ich mich gerade in diesem Zusammenhang hier gerne erinnert habe.
Macht weiter so - ich lese solche Geschichten gerne !!!
loretta
Komet danke für den schönen Bericht. Bin zwar Baujahr 1936, habe aber noch vieles so erlebt.
Eine schöne Aufnahme von Montabaur!
Gruß Ruth
omasigi Die 30er hab ich nicht erlebt. Doch in den Doerfern wars so wie Du beschrieben hast auch nach dem Krieg so.
Glaube auch,dass die Menschen zufriedener waren, mit dem was sie hatten. Warum blos?
Von der Generation meiner Grosseltern hoerte man nicht, dass gejammert wurde. Meine Oma hatte am Stadtrand noch einen Schrebergarten, dort holten wir vieles fuer die Kueche und auch Beeren fuer die Marmelade. Oma und wir Kinder gingen dorthin zu Fuss. Es gingen die Eltern mit uns in den nahen Schwarzwald um Heidelbeeren zu pfluecken. Das war ein Ausflug, durfte man doch anschliessen in einem Wiesenbaechlein baden. Das mitgebrachte Picknick schmeckte auf dem Grasboden sitzend doppelt so gut wie zu hause.
Danke fuer Deinen Bericht
gruessle
omasigi
schilderjagd Sehr interessante Abhandlung über alte Läden, wir sammlen unter schilderjagd.de jegliche alte Reklame und berichten über neuste Funde und Schilder. Emailschilder

Viele Grüße

Jens

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