Heim- oder Fernweh


Eigentlich waren wir doch müde von einer Auto-/Rad-Tour nach Hause gekommen. Ich wollte ja nicht unbedingt schlafen, doch so auf dem Bett – nicht mal ausgezogen zum Schlafen – hat’s mich doch übermannt. Ja, weg war ich, bis das Telefon rappelte: Spatz wollte den täglichen „Abgesang“, das Gute-Nacht-Sagen, schon etwas früher (also auch sehr müde) loswerden. Ich tapste aus dem Schlafzimmer zum Telefon im Büro. Das genügte dann auch schon, um ganz wach zu werden.

„Gute Nacht!“ – „Gute Nacht! Es war doch ein schöner Tag heute!“ – „Ja, mir hat er auch gefallen.“

Ich wanderte – nun ganz wach – mit der Fernbedienung durch die Fernsehkanäle. Einfach nur so. Ich blieb beim RBB hängen. Da sah ich einen steinernen Löwen. War das das Konzert vom Gendarmenmarkt? Gibt es da auch Löwen?? Ich schaute dem Konzert zu – da kam eine Totale: das ist nicht Berlin, das Konzert kommt von München!

Das Orchester und der Chor waren in der Feldherrnhalle zu Gange. Also einmal in die Info schauen: Man inszenierte die Musik von Mendelssohn, den Sommernachtstraum und fügte immer nach einigen Takten Vortrag ein, es wurde scheibchenweise etwas vorgelesen. Es gefiel mir, ich lauschte und sah die Sendung bis zum endlichen Ende.

Irgendwie beseelt wechselte ich die Kleider und kroch richtig ins Bett. Ich bin dann, es war ja kurz vor zwei, wohl auch sofort eingeschlafen. Aber ich war da in München, ich war an der Isar, am Lech und an der Donau – alle die Jahre, die ich da in Bayern und Schwaben gelebt hatte, schwangen durch die Nacht.

Mit Spatz war ich schon einmal durch das Gebiet gefahren,
- das seine Südseite durch hohe Berge schützt,
- das für das reinheitsgebotene Bier den Hopfen liefert,
- das uns die Autos aus Ingolstadt …
............. und Dingolfing und und und baut,
- das eine Hauptstadt, ein München hat,
............. die lange der Ersatz für das von Deutschland
............. Gebiet „gestückelte“ Land (Ost und West)
............. die heimliche Hauptstadt war.

Ach ja, ich möchte schon bald wieder mal da hin.
Und wir fahren im nächsten Jahr einfach wieder hin, mein Heimweh zu stillen.
Heimweh, ich sollte doch keines mehr haben, wo ich doch jetzt in Berlin wieder zu Hause bin!

Nie scheint es uns so recht zu sein - also greift eben das Fernweh ein.

ortwin

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Kommentare (2)

ortwin Wie schön es mit uns ist, zeigen Spatzens Picasa-Alben:

https://picasaweb.google.com/116423083309668087977

Wenn es nicht so umständlich wäre, Bilder in die Stories einzubauen,dann täte ich das viel öfter, zu zeigen, mit was wir uns auf unseren Touren "herumschlagen". Uns macht das sehr glücklich.

Herzliche Grüße
Dieter
ortwin
Traute Da sage noch einer bei uns alten Jungen und alten Mädchen läuft alles nur noch im gewohnten Gang! Nein und dreimal nein! Du hast es bewiesen.
Müde und glücklich von den Erkundungstouren und friedlich am vorbereiten der Nacht, wirst Du auf ein Stichwort hell wach. Es hat Dich etwas angerührt, was in Deinem Herzen geborgen ist. Er war nicht Deine Heimat, es war Dein zu Hause für lange Zeit und dort war das Nest in dem Deine Familie wuchs und die Kinder groß wurden. Das geht nicht spurlos vorüber. Deine Heimat ist Deine Heimat, niemand kann sie ersetzen oder verdrängen, ich weiß es, weil es bei mir auch so ist.
In Sachsen habe ich das erlebt was mein Arbeitsleben und nun das Älter-werden betrifft.Aber meine Heimat ist Ostpreußen und ich werde, wie Du hellwach, aus dem Stand, wenn etwas von Ostpreußen gesendet wird, aber ebenso werde ich munter, wenn es um mein ZuHause Sachsen geht.
Wie verschieden wir doch alle sind und wie gleich, zu gleich?
Mit Vergnügen gelesen und mit freundlichen Grüßen,
bedankt sich Traute

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