Herbstahnung


Glitzernde Spinngewebe ohne Zahl,
auf buntem Laub ein Sonnenstrahl,
die letzten Blumen grüßen
als wollten sie auf ihre Weise
für meine lange Reise
den Abschied mir versüssen.

Weisse Nebelschleier über dem Fluss.
In breitem Keil ziehn wie ein Gruss
noch wilde Schwäne durch die Nacht.
Der Duft von Moos an einem Baum
betäubt die Sinne und wie im Traum
erahne ich des Herbstes Macht.

Durch Wolkenfetzen schimmern Sterne.
Schwarzblauer Himmel, in der Ferne
schreit auf ihrem Streifzug eine Eule.
Mir ist, als spürt ich Ihren Flügelschlag.
Langsam weicht die Dunkelheit dem Tag
nur noch eine kleine Weile.


©by HCG Lux
 


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Kommentare (4)

Syrdal


...wie im Traum
erahne ich des Herbstes Macht


Lieber Horst, erst wir, die wir mit Freude und Dankbarkeit auf ein langes Leben zurückschauen dürfen, sind aus Erfahrung philosophisch sinnhaft in der Lage (und freilich nun auch berechtigt), das unaufhaltsame Zeit- und Lebensgeschehen in solch transponierender Weise zu betrachten, wie es dein Gedicht in hintergründig metaphernhaften Bildern beschreibt.
 
Langsam weicht die Dunkelheit dem Tage
nur noch eine kleine Weile.

Von Worten und Gedanken berührt grüßt
Syrdal

Pan

Diese tiefsinnige Beurteilung meines Textes
hat mich sehr berührt! Dafür sei Dir Dank gesagt.
    Als diese Worte entstanden, war ich gefangen -
in einer tiefen »Selbsbemitleidungsphase«!
Ist schon einige Jahre her - dennoch zählt auch
diese Zeit zu meinen Lebensjahren, die ich
wirklich nicht missen möchte!

Ich wünsche Dir einen Guten Sonntag!
Horst

ehemaliges Mitglied

👍 (statt vieler Worte...)

Rispe

Lieber Pan,
ich habe lange nicht in den Blogs gelesen. Dein Gedicht gefällt mir sehr gut. Und gerade vorgestern habe ich nach langer Zeit auch ein Herbstgedicht "gebastelt", weil mich der Herbstwald, den ich so liebe, plötzlich wieder kreativ gemacht hat.😉
Ich stelle es dann auch gleich ein und hoffe, dass es nicht als "Konkurrenz´" begriffen wird. 😉
Viele Grüße
Rispe


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