Es ist ein wunderschöner Herbsttag, einer wie ich ihn mir als "goldenen Herbst"vorstelle.Viel zu schade um ihn daheim auf dem Balkon, oder noch schlimmer, vor dem PC zu verbringen.
Also beschliesse ich ein Stück am Rhein entlsng zu laufen.Ich hänge mir mein Stadtrucksäckchen über eine Schulter. In einer Hand 'ne Flasche kalten Tee. Und los geht's. Das steil abfallende Rheinufer war früher richtiger Wald. Heute wird kaum noch Pflege des Baumbestandes betrieben; eine Art Schutzwald heisst es.
Nun ich gehe nicht sehr schnell, und bald höre ich, dass wer hinter mir in meinem Rhytmus läuft. Das geht eine ganze Weile so. Doch dann halte ich an, um den vermeintlichen Wanderer an mir vorbei zu lassen.Ich drehe mich um---da ist niemand hinter mir!
Und plötzlich muss ich lachen, herzhaft lachen. Denn mir fällt eine Geschichte ein, die die ältere Schwester meines Vaters immer erzählte.
Es war wohl während des ersten Weltkrieges. Auch damals war das Essen knapp. Vorallem in einer Familie mit 5 Kindern , 2 Mädels und 3 Buben.Auf Rosen war man nicht gebettet. Doch es gab einen Onkel einige Dörfer weiter. Der hatte eine kleine Bäckerei und etwas Land.Dort durften sie sich ab und an Brötchen und Brot vom Vortag holen.Jeder von den Buben ging im Wechsel, und so auch Vati! durfte oder musste er? Am Nachmittag half er auf dem Acker, und abends wurde der Rucksack mit Brötchen gefüllt und es ging heimwärts.
Wie bei mir heute, ging der Weg ein ganzes Stück durch Wald. Es war schon schimmrig, Und plötzlich hörte Vati Schritte hinter sich. Sie gingen im gleichen Tempo wie er. Er lief schneller, Auch der hinter ihm vergrösserte sein Tempo. Vati fing an zu rennen und der Begleiter rannte auch.
Völlig verschwitzt und erschöpft kam er daheim an. Und dort musste er dann auch noch Spott über sich ergehen lassen. Warum? Nun es stellte sich heraus, dass die Brötchen im Rucksack im Schritt-Tempo mit gehopst waren. Kunststück wurden auch die vermeintlichen Schritte schneller.
Und heute ? bei mir?Ich hatte zwar keine Brötchen im Rucksack, aber Hustendropse in einer kleinen Dose, die mich genarrt haben

Ja man sagt ja, : es wiederholt sich alles immer und immer wieder auf die eine oder andere Art.

lerge36

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Kommentare (2)

ladybird Dein Herbstspaziergang war ganz schön spannend und mir klopfte schon mein Herz, ich bin ein Angsthase....die Pointe Deiner Geschichte war dann erlösend und amüsant und auch noch lehrreich,nett geschrieben,mit Gruß von ladybird
mellyk Liebe Annegret, ich finde Deine Geschichte rührend, ich stelle mir das so plastisch vor, klar wenn du rennst vor lauter Angst, rennt das Geräusch, verursacht von Brötchen (wie bei deinem Vater) und Drops (wie bei dir)ja mit. Als Leser kann ich darüber lachen, den Betroffenen saß sicher die Angst in der "Buchs". Trotzdem sei auch zukünftig wachsam, es könnte sich ja wirklich mal einer ranschleichen und du denkst dann es sind ja nur die Drops!

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