Herz und Verstand
© 2006 Gedicht von W. S. v. Grafenberg

Die Zwillingskinder, Herz und Verstand,
die sind so grundverschieden,
das eine hüpft, das andere bremst
und warnt sich zu verlieben.

Jedoch das Herz, ein töricht Ding,
es wärmt sich, schlägt gern Kapriolen,
manchmal, da verschenkts sich selbst
und möcht' ein anderes Herz sich holen.

Doch der Verstand, der gar so kühle,
er warnt vor Liebe, mahnt zur Bedacht,
er will kein Wagnis bei Gefühlen,
sagt, Übermut nur Kummer macht.

Doch unser Herz, das seltsam Wesen,
mal klopft es laut und manchmal leise,
es macht fast immer was es will,
oft geht es auf die Reise.

Dann fliegt es über Täler, Berge,
hinauf, - auf seine Weise,
ist liebevoll, mal wild, mal frech,
dann wieder still und leise.

Jedoch die Zeit, sie geht dahin,
die Sonne kann nicht immer scheinen,
es schleicht sich Kummer in das Herz
und manchmal muss es weinen.

Kommt der Verstand, der neunmalkluge,
er triumphiert nun, sagt, ich wußt',
ich warnte dich doch vor der Lieb'
sie bringt meist Kummer nur und Frust.

Das Herz jedoch, es fängt, es fasst sich,
denkt gern zurück, auch wenn es schmerzt,
möcht' niemals auf Verstand nur hören,
weil's Leben dann nicht lebenswert.

katerignotus

 
Geändert von katerignotus 19. Januar 2019 um 18:43 Uhr

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Kommentare (1)

ehemaliges Mitglied

Wer hört schon nur auf den Verstand? Aber was das Herz sich merkt, ist auch nicht immer nur Wonne.


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