Hosius Loukas und Delphi


Hosius Loukas und Delphi

Gestern Abend fanden wir ja keinen geeigneten Parkplatz, der uns Sicherheit vermittelte. Uwe fand aber einen Platz der für uns ideal war. Ein Ausweichstreifen neben der Straße. Der an der Straße und auch Richtung Felder mit dicken bambusartigen Gräsern dicht bewachsen war, dass man kaum hindurchschauen konnte. Wir versteckten uns. Heute morgen gegen halb acht sah ich einen Jungen vorbeigehen - Schulranzen auf dem Rücken. Ein sicherer Schulweg, denn der Strassenverkehr ist nicht ganz ohne Risiko.

Vormittags fuhren wir weiter bis zu einem Kloster, welches auf der Strassenkarte mit einem kleinen Stern gekennzeichnet war. Das Sternchen deutet an, dass dies eine Sehenswürdigkeit ist. Im Internet ergoogelte ich “Hosios Loukas Kloster” und “Weltkulturerbe”. Nachbildung von byzantinischer Bauweise, Kloster und diverse Kirchen befinden sich in dieser Anlage. In den diversen Andachtshäusern reich bemalte Wände, geschnitzte Betstühle. Dicke Mauern lassen wenig Licht hinein und eine der Mönchszellen die wir anschauen durften, zeugten von grosser Bescheidenheit. Ein Bett, zwei Stühle, eine Andachtsecke und ein Nagel in der Wand, der als Aufbewahrungsort für Kleidung dient. Spartanisch wie das Leben dieser orthodoxen Mönche - Heizung Fehlanzeige.

Doch in der gepflegten Anlage sah ich einen grossen Busch an welchem bereits Hortensienblüten aufbrachen. Das Kloster liegt sehr versteckt und ohne Google Maps hätten wir das vielleicht gar nicht gefunden.

In Arahova, vor Delphi kamen wir in die Bergregion. Schnee auf den Seitenstreifen, in den Bergen. Als Skigebiet ausgezeichnet. Wolken die so tief hingen, dass man die schneebedeckten Gipfel darüber sah und wieder sehr enge Strassen. Wild parkende Autos, die ein Durchkommen oft erschwerten. In diesem Ort kauften wir Käse und Tee. Pelzmützen, Pelzdecken, dicke Kleidung wurde hier angeboten. Gerade richtig für ein Skizentrum.

Nicht weit davon entfernt Delfi - oder wie es uns in der Schule eingebracht wurde: Delphi. Das Orakel von Delphi, welches den Fall Trojas voraussah. Der Platz ist berühmt, wir liefen die vielen Treppenstufen und Wege bergan. Grosse Steinsäulen, Mauerreste und auch in Mauersteinen geritzte oder gemeisselte Schriftzeichen erzählen Geschichte. Die Siegessäule die nach dem Sieg über die Perser dort errichtet wurde, reich geschmückte Kapitelle und dazwischen ein Baum, über und über voll mit weissen Blüten. Bei den kalten Temperaturen ein Wunder.

Im Museum von Delphi Kunstschätze aus vergangenen Jahrhunderten. Bronzezeit, Eisen und Gold - Schmuck und Kriegsgeräte, alles war in gesicherten Vitrinen ausgestellt und in drei Sprachen beschrieben. Zusätzlich sass in jedem Raum eine Aufsichtsperson. Die Sphinx - Überlebensgroß in einem der Säle. Die Vorderpfoten aufgestützt, Flügel die aus dem Körper herauswachsen, der Kopf stolz erhoben - ein steinernes Zeugnis der damaligen Zeit. Bei allen Steinfiguren faszinierten mich die wunderbaren Arbeiten - Faltenwürfe der Kleidung, jede Locke des Haares, Gesichtszüge fein modelliert - alles aus Stein gehauen. Reliefs, die über Torbögen angebracht waren und dann wiederum die feinen ziselierten Goldschmuckstücke. Ein Bullenkörper aus Metallstücken zusammen gesetzt sowie eine wunderschön bemalte Schale, bei der man die einzelnen Scherben sah, die in mühevoller Puzzlearbeit das Gesamtergebnis zeigten: eine sitzende Frau mit einer Harfe, die aus einem Behälter einen ihr gegenüber sitzenden Vogel füttert. Steinfiguren die mich durch ihre Natürlichkeit und Lebendigkeit bezauberten.

Nach dem Museumsbesuch sah Uwe ein Wohnmobil und erfuhr, dass dieses französische Paar über Italien nach Griechenland gekommen ist. Die nette junge Frau spielte mir auf mein Smartphone eine App auf, die Übernachtungsmöglichkeiten und Campingplätze aufzeigt. So musste ich ihr leider berichten, dass in Athen keinerlei Möglichkeit besteht, obwohl auch bei ihr der zentrale Platz angezeigt wurde.

Nach ein paar Kilometern fanden wir heute einen offenen Campingplatz. Endlich eine Dusche! Mit warmen Wasser! Warm duschen und Kopf waschen, welch ein Luxus! Strom, damit ich wieder Tablet, Smartphone und externes Ladegerät voll aufladen kann. Und hier brachte mir die acsicard das erste Mal eine Ermäßigung ein. Vor dem Abendessen kreuzte eine größere Ziegenherde den Campingplatz. Die frassen ganz beruhigt was sie fanden, obwohl der Treiber schimpfte.

Wir sind hier die einzigen Gäste - wer fährt schon im Winter mit Camper so weit….. Da der Wohnwagen heute etwas schief stand musste ich den Topf mit den Gummibändern so am Schrank  fixieren dass er mir während dem kochen nicht vom Herd rutschte. Man wird erfinderisch….

Morgen müssen wir uns um eine neue volle griechische Gasflasche kümmern, denn bei den frostigen Temperaturen brauchen wir etwas mehr Heizung. Ausserdem steht wieder Lebensmitteleinkauf an. Wie weit wir morgen fahren, werden wir sehen…...alles ergibt sich irgendwie…..
 

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Kommentare (1)

JuergenS

Toll, ähnliches, inclusive Delphi, hab ich vor 40 Jahren erlebt, wirkt bis heute nach.
😐
Griechenland, vor Ort, eine der Wiegen der jetzigen Zeit, vergisst man nie mehr.


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