Hugo, mein Onkel in der Fremde II






Dies soll für immer mir Erinnerung sein:

Dein Bild, das ewig mir ins Herz gebrannt,
seit ich dich traf auf ausgebrannter Erde.
Dein Arm geschunden von französischer Kugel,
gehalten von silbrigem Draht. Ich blutjung,
du zäh und stark, zugleich zerbrechlich, warst
Vater mir, doch ich war Fremder in fremdem Land.
Einen Sohn hattest du gezeugt ohne Liebe,
die oft getrieben dich in Waldes Einsamkeit.
Nicht Bauer hattest werden wollen, sondern Künstler,
was zu dir gepasst hätte wie dein vornehmer Anzug
für die Sonntagsmesse, oder wie deine Cordhosen,
die du trugst, wenn du zur Musikprobe gingst,
wo du die Tuba bliesest, in der ich oft wie auf
dem Jahrmarkt mein verzerrtes Spiegelbild geschaut.
Stolz warst du und von schlankem Wuchs, wenn
du durch die Straßen schrittest mit erhobenem Haupt;
kurz das Haar und kräftig, blau das Leuchten deiner
Augen, darin deine Güte beheimatet, die dir hohes
Ansehen im Dorf gebracht - wie deine weißen Astern
und Chrysanthemen zu Allerheiligen, wo keine
schöneren auf den Gräbern zu finden waren.
Wenn du das Korn mähtest, die grünen Körner
des Dinkels auf der Darre wendetest, woraus der
heiße Dampf entwich, und wenn du deine Kühe
übers Land triebst, lag ein zufriedenes Lächeln
auf deinem Antlitz und ich war erfüllt vom
Wunderstaunen über dein geöffnet Herz, groß
und weit wie das alte Tor zur Scheune hin, woran
ich mich immer erinnern werde.

©Horst Ditz

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