Wie gern würd' ich noch einmal barfuß laufen
durch Wiesen rund um den See,
von Hügeln mich rollen, mit Schlammwasser taufen,
den Engel drücken in Schnee.

Ach könnt' ich mal wieder die Fluten durchreiten,
wie einstmals am Ederfluss,
um Murmeln mich mit den Freunden fast streiten,
erleben den ersten Kuss.

Mit Händen am Ufer Forellen einfangen,
will schreien, so laut, wie ich mag,
den Titel des obersten Häuptlings erlangen
für einen Gold- Ferientag.

Ich möchte von Herzen gern Ziegen hüten,
die Blaubeeren suchen im Wald,
mit Tantchen die bunten Pastillen eintüten
und lauschen, wie's Echo dumpf hallt.

Wie früher würd' ich die Kaulquappen zählen,
auch wenn es doch niemals gelingt,
bei Oma eng kuscheln und Hefte auswählen,
die zu Hause verboten mir sind.

Ach könnte ich über die Zäune springen,
Maikäfer sammeln im Glas,
die Bäume erklettern und voller Kraft singen,
oder einfach nur liegen im Gras.

Ich sitze jetzt hier, seh den Wolken still nach,
und fühle mich wunderlich frei.
Ganz leise klingt noch das Erinnerungslied -
Es war einmal und nun ist es vorbei.

floravonbistram1989



herbst(floravonbistram)





Anzeige

Kommentare (16)

Ernest Dein poetisch und mit vielen interessanten Details formulierter Text lässt mich in meine eigene Jugendzeit versinken. Chapeau! Ernst
samti sei nicht traurig. Sicher, diese schöne Zeit ist ja für uns alle schon vorbei. Aber wir haben diesen Schatz an Erinnerungen. Die heutigen Kinder erleben dieses naturnahe Spielen, Toben, Entdecken und Staunen nicht mehr. Aber ich gestehe: Ich würde auch gerne noch einmal alles so erleben. Du hast es wunderbar beschrieben. Ich habe dir irgendwann einmal geschrieben, dass ich mit dir stundenlang gehen könnte. Gleich dir, sehen hören, fühlen. Lieben Gruß. Helga
floravonbistram Dankbarkeit für schöne Erinnerungen herrscht vor, denn alles, was schlecht war, tritt immer mehr in den Hintergrund.

Herzlichst
Flo
ehemaliges Mitglied geht alles noch ganz gut. Sieh, du hast es 1989 geschrieben und dich heute daran erinnert. Die schöne Zeit der Erinnerung bleibt alle Zeit.

Liebe Grüße
traumvergessen
immergruen kann ich aus tiefstem Herzen nachvollziehen. Aber irgendwann setzten und Krankheit und Alter Grenzen und der Seufzer nach dem Unerfüllbaren wird hörbar.
Tröstet es vielleicht, zu sagen, ich konnte es erleben?
das immergruen
finchen ...jeder hat noch Träume und zum Ausleben fehlt die Kraft.
Was soll's, wir müssen damit leben und deshalb lassen wir den Kopf nicht hängen und stellen uns auf's Alter ein.
Mit zuckersüßen Grüßen
das Moni-Finchen
tilli das mein Herz berührt hat. Wie gerne würde ich wieder mal über die Wiesen laufen. Wie gerne würde ich in den Wald gehen.
Aber ich bin zufrieden, dass ich noch lebe und genieße es,
wenn ich so träumen darf.
Danke mit vielen herzlichen Grüßen Tilli
Bruno32 Mit deinem schönen Gedicht hast du meine Erinnerung geweckt.
Ich kann mich noch gut erinnern, das ich morgens um 5,00 früh
zu einer Wanderung aufgebrochen bin. Wenn ich dann mitten im Wald an eine Wiese kam, die noch mit Raureif bedeckt war, zog ich meine Schuhe aus und lief barfuß darüber.Das war sooo herrlich.
Vielen Dank für dein Gedicht mit Grüßen Bruno
indeed an dieses schöne Gedicht von dir habe ich mich sofort erinnert, denn ich hatte es vorher schon gelesen (ich glaube auf deiner eigenen Website). Es hatte mich schon damals sehr beeindruckt und auch nachdenklich werden lassen.

Das man im reiferen Alter noch einmal so unbeschwert wie früher sein möchte ist ein sehr verständlicher Wunsch. Es ist schön, wenn man gute Erinnerungen hat, die immer noch Raum geben zum Träumen . . .

Das Leben hat uns geformt und alles hat seine Zeit. Es ist was es ist (in Anlehnung an Eric Fried) aber wünschen ist immer erlaubt und schöne Erinnerungen sind ein großer Schatz, der vielleicht ab und zu mal ein wenig wehmütig werden lässt, aber auch doch ein Kraftspender ist.

Wenn auch eingeschränkt mobil, dafür aber mit Talenten ausgestattet, die dich und andere bereichern.

Liebe Flo, ich wünsche dir alles erdenklich Gute und viele schöne Momente und viel Freude. Du wirst sie sicherlich nutzen, auch daraus wieder schöne Gedichte zu schreiben.

Mit lieben Grüßen
Ingrid
protes so fangen doch die märchen an (lächelvormichhin)
ja so vieles liebe Flo
war
ich bin dankbar für die guten zeiten
die es gab
gebe dir recht so manches nochmal neu erleben
oder wieder
wäre vielleicht nicht schlecht
aber irgendwie bleibt mir da das vielleicht bestehen
sicher müsste ich dann auch die anderen dinge erleben
die mir überhaupt nicht gefallen haben.

trotzdem gefällt mir was du geschrieben hast

ich sende dir liebe grüße
hade
Monioma Versuchen wir manches einfach wieder! Vieles geht noch! Wenn uns auch nicht mehr die ganz großen Luftsprünge gelingen, so manch kleiner "Hüpfer" tut's auch noch!
Dies, wünsche ich auch dir, liebe Flora!
Danke für dein schönes, tiefsinniges Gedicht!
Monioma

Das wünsch ich dir...(Monioma)
Syrdal
diese schönen Bilder, die Du in Deinem Gedicht beschrieben hast, erreichen jeden Leser auf seine eigene Weise, so wie ein jeder auch seine eigene Biografie und Lebenssituation hat. Manch einer ist von schlimmen Belastungen in seinen Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt und auch ich hatte eine ungemein schmerzhafte Zeit auf Krücken bis hin zur knapp bevorstehenden Beinamputaion, was gottlob noch abgewendet werden konnte und ich heute sogar wieder recht passabel frei laufen kann. - Aber ins duftende Gras legen und still die Wolken in ihrer Wanderschaft beobachten, ist den meisten Menschen doch möglich, wenn sie es nur wollen...
Schön, dass es bei Dir - wie Du schreibst - wieder "passt". - Dass es so bleiben möge, wünscht Dir mit einem freundlichen Lächeln
Syrdal

floravonbistram Nun Syrdal, ich schleppe mich auf Krücken in die Natur, dankbar nicht mehr im Rollstuhl zu sitzen.
Als das Gedicht entstand, hatte ich gerade eine nicht sehr positive Diagnose erhalten und dachte, das war's... doch wie man sieht, bin ich noch da aber es passt wieder
Syrdal
von einigen Dingen, die nun wirklich vorbei sind, ist aber doch noch sehr viel möglich und ich tue es auch noch immer, das Barfußlaufen durch Wiesen, auch das Hügelrollen hinunter ins duftende Heu, ebenso durch den Bach waten mit hochgekrempelten Hosenbeinen und den hallenden Schrei mit dem dadurch ausgelösten Echo aus den Bergen...
Blaubeeren gab es in diesem Jahr en masse, sie ergaben feine Marmelade und noch immer gibt es Tümpel mit lustig zappelnden, unzählbaren Kaulquappen...
Maikäfer fand ich in diesem Jahr nicht und wenn, erfreue ich mich an ihnen, aber ins Glas gelangen sie nicht, auch Bäume und Zäune erklettere ich nicht mehr, aber alles andere geht auch mit über 70 noch immer und Oma schaut vom Himmel gütig zu.

Liebe Flora, villeicht muss man einfach nur tun, was ja doch immer noch geht, zumindest aber "das Liegen im Gras", und man findet sich sogleich ungemein jung - und sei es nur für wenige, aber unvergesslich wunderbare Minuten.

Und nun sehe ich, dass dieses schöne Gedicht schon 1989 entstanden ist. Oh, da zählte ich gerade mal 47 Jahre und bitte, damals ging noch alles, wirklich alles und sogar die Oma war noch da...

Gerne habe ich dieses schöne Gedicht gelesen, aber auch als Ansporn, weiterhin auch Spielerisches zu tun... Danke sagt
Syrdal

Pan "die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können", -sagte schon Jean Paul.
Was sollte man da noch zusetzen? Vielleicht das Eine: "Das Mögliche auch noch möglich machen!"
Packen wir es doch an sagt mit besten Grüßen,

Pan~
nnamttor44 Du hast mir aus der Seele geschrieben, voll schöner Erinnerung und doch voller Wehmut, vieles davon nicht mehr zu können(?).

Danke für Dein schönes Gedicht

Uschi

Anzeige