Ich suche Mitstreiter


In der Gruppe Autobiografien möchte ich auch kleinere Episoden aus dem Leben verstehen. Ich finde es gut, wenn solch ein Beitrag nicht länger als zwei DIN A4-Seiten lang ist. Nachfolgend ein Beitrag von mir:
Hilfe, unser Handy spinnt!
Zu unseren Reisevorbereitungen gehört, dass ich die Funktionsfähigkeit unseres Handys überprüfe, dass wir als Rentner im Alltag nur selten benötigen.
Bei der Reise brauchen wir es, um unsere Kinder bei der Ankunft am Reiseziel zu informieren, dass die Fahrt ordentlich verlaufen ist, oder um am Urlaubsort Hilfe herbei zu rufen, wenn es notwendig sein sollte.
Zum Prüfen des Handys wähle ich unseren Telefonapparat im Wohnzimmer an, der am Festnetz angeschlossen ist.
Bei einer solchen Kontrolle stellte ich fest, dass mein einfaches Handy, das ich in einem Fachgeschäft im Heimatort gekauft hatte, und das voll meinen Bedürfnissen genügte, plötzlich scheinbar spinnt. Erst dauerte es sehr lange, bis ich im Netz war, dann streikte es bei der Eingabe einiger Ziffern.
Klar, das Gerät spinnt. Was tun?
Ich war überzeugt, dass man mir in dem Geschäft, in dem ich es gekauft hatte, helfen würde.
Dort herrschte reger Betrieb. Alle Fachkräfte waren in Kundengespräche verwickelt. Gleich rechts waren Handys ausgelegt, davor stand eine hübsche, junge Verkäuferin im Gespräch mit einem älteren Herrn. Ich hörte ihr zu, wie sie mit großer Ruhe und viel Elan nacheinander die verschiedenen Geräte anpries: „Das ist mit Vibrationsruf, bei diesem können sie sich Spiele laden und hier wird besonders die SMS-Funktion unterstützt.“ Bevor der Herr etwas sagen konnte, wies sie auf ein anderes Modell: „Hier haben sie sogar Bildübertragung in Farbe.“ Schließlich musste die Verkäuferin auch einmal Luft holen, und der Herr, dessen Wünsche ich voll verstehen konnte, sagte: „Ich bin Rentner, ich brauche nur ein ganz einfaches Handy, das ich im Notfall auch bedienen kann.“
Beruhigend lächelnd dachte ich, der meint so eins, wie ich es habe.
„Ja, so etwas haben wir nicht!“
Nun kam ich dran, und es war mir klar, dass ich erst recht ein komplizierter Fall für sie war. Ich wünschte mir, sie hätte sich erst einmal bei einer Tasse Kaffee entspannen können.
Als ich ihr mein Handy gezeigt und mein Problem kurz skizziert hatte, schüttelte sie den Kopf. „Das ist aber ein altes Modell.“ Dabei hatte ich den Eindruck, dass sie ihre Einschätzung über die Qualität meines Handys auch auf mich übertrug.
„Nun ja“, sagte ich, „ich habe es aber erst vor etwa drei Jahren bei Ihnen gekauft.“
Sie schüttelte wiederholt den Kopf: „Da kann ich nichts tun.“ Und schon wandte sie sich den ausgelegten Modellen zu, um mir die Vorteile dieser Geräte zu erläutern.
Weil ich aber ihren Vortrag schon gehört hatte, verabschiedete ich mich schnell.
Auf dem Weg nach Hause war ich erschüttert. So schnell kann man doch nicht etwas wegwerfen, was nicht mehr ganz neu ist. Ich fragte mich, was sie wohl davon halten würde, wenn ihr Liebster sie so einfach gegen ein jüngeres Modell austauschen würde.
Zu Hause angekommen, öffnete ich voller Verzweiflung das Gerät und überlegte, ob ich es selbst reparieren könnte. Dann reinigte ich die sich gegenüber liegenden Kontakte und siehe da, es funktionierte wieder, es funktioniert noch heute!
hkasprzik

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