Unsere Reporterin durfte den berühmte und teils gefürchtete Literaturkritiker, Herr Keif-Blasiertsky befragen, zu ein brisante Thema: Literatur und Dichtung in Internet.

Herr Keif-Blasiertsky ist bekannt, wegen seine schonungslose Verrisse, aber auch, das er mit ein positive Kritik seinerseits Autoren auf der Olymp und in € regen befördern kann.
Einfachkeits halber wir die Reporterin mit R. und Herr Keif-Blasiertsky mit K.-B. erwähnt.

R: Herr K.-B., uns würde interessieren, was sie über Dichtung in Internet halten?
K.-B.: tja…..der Internet ist aus der Alltag nicht mehr wegzudenken, und bietet sich auch als Tummelplatz für viele an, ihre Ergüsse zu offenbaren.
Die literarische Foren vermehren sich wie Karnickel, teils sind die unter alle Niveau.
Diese Entwicklung bereitet vielen sorge, etablierte Autoren sehen teilweise ein nicht mehr aufzuhaltende Gefahr, in Verbreitung von grottenschlechte Gedichte und sonstige pseudoliterarische Werke.

R.: Lesen sie gelegentlich in solche Foren?
K.-B.: ja, das mache ich. Es ist mitunter unerlässlich, da auch bekannte Autoren hin und wieder werke in netz stellen.
Heutzutage gehört es zum Guten ton, eine eigene Homepage zu haben, entweder wird es von Autor selbst betrieben, oder aber mit seine Genehmigung macht es ein verein.

R.: nennen sie uns ein Beispiel???
K.-B.: gerne, die HP von Herrn Grass wird von seine Stiftung in Bremen betrieben, genauso die Page diese gebärfreundliche, schreibende Sängerin mit ihre Hausfrauen-Glücksanleitung Bücher, wird ebenfalls von ein Verein verwaltet.

R.: Lesen sie auch Gedichte online??
K.-B.: oh ja, sehr viele sogar. Gedicht Seiten sind ja inzwischen ein wahre Pest geworden.
Es hat sich ein eigene Stil in Netz entwickelt, der so genannte *Gagaismus*

R.: *Gagaismus*? Können sie es ein wenig erleuchten? Hat das was mit der Kunstrichtung der letzte jahrhundert *Dadaismus* was gemeinsames?
K.-B.: aber nicht in Entferntesten, werte Dame. Die *Dadaismus* von Ball, Huelsenbeck und Arp gegründet, ging gezielt gegen konventioneller Kunstformen vor.
Der *Gagaismus* wiederum greift beherzt auf die alte Poesiealbum Niveau zurück, Herz-Schmerz Reime.
So bemüßigt sich beinahe jede in diese literarische Foren, entweder Herz auf Schmerz, Liebe auf Hiebe enden lassen, oder sie schreiben Geschichten, die so spannend sind, wie nichts Gutes.
Manche schaffen es sogar, von irgend mini Verlag, ihren Werk verlegen lassen und dürfen sogar Lesungen halten.
Das Problem ist, das diese *Autoren* vor nichts halt machen.
Es werden Gedichtformen auf Teufel komm raus ausprobiert, der gute alte Akrostichon muss für Nachrichten oder für Beziehungskrisen-bewältigung herhalten.
Sonetten werden geschrieben, Shakespeare und Petrarca würden sich mit grausen abwenden.

R.: Herr Keif-Blasiertsky, sind sie nicht ein wenig zu hart??? Diese Menschen haben was zu sagen, oder zum verarbeiten.
So ein Internet Plattform bietet doch an, es öffentlich zu tun, Kritiken und Beifall zu bekommen, und das konnte doch hilfreich sein????
K.-B.: ich bitte sie. Unsere Großmütter vertrauten so was ihre Tagebücher an, und schlossen es in Schublade ein. Und das war auch teilweise gut so.
Wenn sie genau in diesen Foren stöbern, werden sie lesen, das es überall Claquere gibt, die sofort zu stelle sind, und jubeln, egal, wie schlecht die Gedichte oder Novellen sind.
Damit versuchen die eine gewisse, elitäre Status zu signalisieren.
Leider sind in viele diese Foren keiner Kritik erwünscht, und so manche Betreiber gehen mit eiserne hand gegen Kritiker und anders denkende vor.
Was jammerschade ist, weil durch offene und ehrliche Kritik man manche diese Gräuelgedichte ausmerzen könnte.

R.: wie sehen sie die weitere Entwicklung von Literatur und Dichtung in Netz?
K.-B.: mit Sorgen. Gelegentlich findet man Perlen auch, leider viel zu selten.
Es werden Dichter Schulungen von möchtergern Dichter angeboten, und die haben einen regen Zulauf, mit anschließende Veröffentlichung in Form gebrachte Schauderhaftigkeiten.
Es werden Geschichten präsentiert, die nicht einmal mein Hund aufregen und interessieren würden.
Aber es ist, (leider) nicht aufzuhalten.
Es gibt auch gelegentlich Foren, die gegen die Vergewaltigung von Wort und Schrift rebellieren, die dann von den schöngeistigen Foren wiederum bekämpft werden.
Es ist auffallend in viele Foren, das eine gewisse Typ Frau überall omnipräsent ist.

R.: was meinen sie damit?
K.-B.: nun, großteil diese Claquere sind Damen, die kritiklos alles, aber auch alles bejubeln. Sie schielen immer dabei auf konkurrierende Foren. Es soll den anderen signalisieren, *schaut her, was für weltbewegende Gedanken hier niedergeschrieben werden*, und übersehen oft, das man in andere Foren sich die Bäuche hält von Amüsement.
Sowieso überwiegen weibliche Dichtung und Erzählung in Netz.
Die Damen haben eine Lücke entdeckt, wo sie, hinter einen Pseudoname endlich ihre Schmerz und Leid, Glück und Liebe über die Leser ergießen können.
Ohne Rücksicht auf Verluste.
Oder aber, sie spielen ein Mata Hari in Kittelschürze, intrigieren und mischen auf, bewerten und jubeln, und machen sich vollends unglaubwürdig und lächerlich.

R.: das sind harte Worte, was die schreibende Damenwelt angeht….haben sie es so erfahren?
K.-B.: aber ja, ich beobachte einige Foren regelmäßig. Ab und an gibt es Gedichte, die in Ansatz eine gewisse Talent erkennen lassen, aber wenn ich dann Sachen lese, wie: changierende Himmel, Nektar triefende Blüten oder Routenplaner zum happyness…...da muss ich mich schon sehr zurückhalten.

R.: sind sie auch Mitglied in eine diese Foren???
K.-B.: gottbewahre nein. Mich würde man alle Wahrscheinlichkeit nach, sofort nach meinem ersten Beitrag in 90% diese Foren hinauskomplimentieren. Leider sind diese Plattformen gegen Kritik, auch wenn es ehrlich und produktiv ist, hochgradig allergisch. Man stört die Wolkenkuckucksheim-Mentalität und die rosa Brillen bekommen einen riss.
Aber warten wir es ab, wie diese ganze Medium sich weiter entwickelt, und üben uns in geduld.

R.: Herr Keif-Blasiertsky, wir danken für dieses Gespräch.


P.S.

Unsere Reporterin outete sich noch in Interview, dass sie gelegentlich auch schreibt in Netz.
allerdings ohne ansprüche auf ein Pulitzer oder Bachmann Preis.
Herr Keif-Blasiertsky honorierte diese Outing mit ein wohlwollende Schmunzeln.

© J.B. alias eleonore

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Kommentare (5)

marianne wie recht du hast...
Manchmal ist es wirklich "zum Auswachsen"...

Im Gästebuch lösche ich kommentarlos den größten Kitsch.
Vermutlich ist- natürlich aus anderen Gründen-

dies Forum doch das beste aller Foren!
....ich freu mich, bis du zurück bist....
ironimo das ist hart aber oftmals ist die wahrheit die einzige wahre hilfe zu besseren texten.
wie sollen wir lernen als von der kritik wo die eigene oft eine schönfärberei oder ein
selbstbetrug ist. So bin ich eher dankbar für diese verrisse und die beleidigten werden daraus
leider nicht viel lernen und weiter ihren holler schreiben und andere langweilen. so sind
wir aufgerufen an uns zu arbeiten und wer kann sagen er wäre gut oder gar sehr gut. der
hat noch nie was von der schule des lebens gehört und ob wir da fortschreiten werden die
texte werden es beweisen. einen schönen abend noch...
ehemaliges Mitglied
Welche Wertevorstellungen oder moralische hat Eleonore durch ihr Posting missachtet? Das schreibt man ja dem Zynismus zu. Lediglich ironisch-satirisch die teilweise recht „eigenen“ Bemühungen vieler „DichterInnen“ wurden aufs Korn und auf die Schippe genommen. Dabei von Resignation keine Spur(auch ein Attribut des Zynismus).
Aber gut, jeder Mensch hat ein individuelles Empfinden – jeder liest und versteht anders. So braucht es nicht unbedingt Erklärungen, wie was gemeint ist. Ich lese das „Interview“ z. B. als Satire, gespickt mit Ironie und davon nicht zu knapp.

LG, Caja

kolli wie die Faust auf's Auge!
kolli
sissismam ..was man im ST alles lernen kann!
ich hätte deinen beitrag nie für satiere gehalten, sondern für
überheblichen zynismus.
danke für die freundliche aufklärung.

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