Es war 2 Tage vor Weihnachten. Genau 3 Ewigkeiten war es her, als Engel Emil in den Himmel kam......eine lange Zeit. Seitdem wohnte er auf Wolke 92a.....zugegeben etwas außerhalb gelegen, aber das hatte einen Grund ….Engel Emil spielt nämlich Trompete, und zwar so gut, dass er bei himmlischen Festlichkeiten die 1. Trompete spielen durfte.Deshalb mußte er tagein, tagaus fleißig üben. Damit seine Engel-Nachbarn aber nicht gestört wurden, bat ihn Gott Vater damals, hierher zu ziehen. Für Engel Emil war das kein Problem, denn er mag es besonders gerne, mit sich und seiner Trompete allein zu sein.

3 Ewigkeiten im Himmel zu wohnen.....ja, dass ist schon ein Jubiläum wert. Alle Engel waren gekommen, um Engel Emil zu gratulieren. Der Chor hatte sogar das „Alleluja“ gesungen, und diesmal spielte Engel Waldemar die 1. Trompete. Engel Emil war gerührt, besonders als Gott Vater ihm für seinen Fleiß beim Trompetenspiel einen „Wunsch“ schenkte.

Was sollte sich Emil nur wünschen? Hier im Himmel hatte er alles, was sein Herz begehrte......es fehlte ihm an nichts.

Doch....da fiel ihm etwas ein! Wie mag es jetzt wohl nach 3 Ewigkeiten auf der Erde aussehen? Die Engel,die das Christkind zu Weihnachten zur Erde begleiteten, schwärmten alle von dem irdischen Weihnachtsfest.
Engel Emil würde gerne sehen, wie es zu Weihnachten auf der Erde zugeht …und auch, genau wie das Christkind, einige Erdenbürger beschenken.

Er trug Gott Vater seinen Wunsch vor und dieser schickte ihn sogleich mit drei Geschenken und einem dicken Wintermantel einschl. Schal und Mütze auf die Erde.

„Oh, wie das hier leuchtet und glänzt“, dachte Engel Emil, als er irdischen Boden betrat. Alle Fenster in den Häusern waren festlich geschmückt und beleuchtet, ebenso die Straßen in der Stadt. In den Schaufenstern der Geschäfte sah er Gegenstände, die er noch nie gesehen hatte. Er war überwältigt und sein Staunen wollte kein Ende nehmen......immer wieder entdeckte er etwas Neues.

Plötzlich fielen ihm die Geschenke ein, die er bei sich trug. Er wollte die Erdenbürger damit beschenken.....jedoch schien das gar nicht so einfach zu sein! Viele Menschen gab es hier, das war nicht das Problem, warum nur wirkten sie so gehetzt ?....alle liefen rastlos an ihm vorbei. Wie sollte er diese Menschenkinder nur beschenken?

Vor einem Geschäft sah er eine junge Frau auf einer Bank sitzen, umgeben von reichlich Taschen und Tüten, die sie um sich herum sortierte. Engel Emil ging zu ihr, setzte sich ebenfalls auf die Bank und schaute der jungen Frau zu. „Grüß Gott, ich möchte Ihnen gerne etwas zu Weihnachten schenken.“ sagte er zu der jungen Frau. Diese blickte ihn hochnäsig von der Seite an und sagte: „Behalten Sie Ihr Geschenk.....Sie sind absolut nicht mein Typ.“ Dann raffte sie schnell ihre Taschen zusammen und ging davon. Was war denn das? Hatte er etwas falsch gemacht? Er wollte dieser jungen Frau doch nur eine Freude bereiten.

Während er noch über diese Situation nachdachte, sah er eine alte Dame. Sie stand allein an einer Bushaltestelle. Er ging auf sie zu und sprach sie an. „Gott zum Gruße, gnädige Frau, ich würde ihnen gerne etwas zu Weihnachten schenken.“ Der Blick der Frau verfinsterte sich, und sie sah ihn böse an. „Ich kaufe nichts auf der Straße!....... oder ist das ein Trick, um mich zu bestehlen?“ rief sie so laut, dass einige vorbeigehende Menschen stehen blieben. „Nein, nein......ich geh´ ja schon wieder“, sagte Engel Emil und konnte die Welt nicht mehr verstehen. Warum waren die Menschen nur so unfreundlich. Eilig machte er sich davon.

Einmal wollte Emil es noch probieren und sah vor einem Spielzeugladen Kinder an einer Schaukel stehen. Ein kleiner Junge schaukelte langsam hin und her, und zwei größere Kinder standen dabei und schauten ihm zu. Hier könnte er bestimmt etwas Freude bereiten, dachte er sich. Lächelnd ging er auf die Kinder zu. „Hallo, und frohe Weihnachten wünsche ich Euch“, sagte Engel Emil. Die Kinder schauten ihm ebenfalls freundlich entgegen. Der Kleine sprang aus seiner Schaukel, stellte sich vor ihm hin und sagte mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck: „Aber..... heute ist doch noch kein Weihnachten.“ „Nein, aber übermorgen
ist es soweit. Dann kommt das Christkind und bringt allen braven Kindern Geschenke. Seid ihr denn auch alle brav gewesen?“, entgegnete er. Die Kinder schauten sich gegenseitig an, und das größere Mädchen antwortete mit einem langgezogenen „Joooooa“. „Na, dann habe ich auch ein Geschenk für Euch“, sagte Engel Emil, zog das erste, schön eingepackte Geschenk aus einer Tasche und gab es dem kleinen Jungen. Dieser nahm es, schaute es sich genau an und sah dann wieder auf Emil. „Gib das sofort wieder zurück“,sagte das große Mädchen, „und dann nichts wie weg hier!“ Sofort streckte er seine Arme mit dem Geschenk Engel Emil wieder entgegen. Ehe sich Emil versah, war das Geschenk wieder in seinen Händen, und die Kinder liefen so schnell sie konnten davon.

Niemals hätte er gedacht, dass es auf Erden so schwer sein würde, Geschenke zu verteilen. Na ja, aber sie wieder mitnehmen zu Gott Vater.....das wollte er auch nicht. Deshalb legte er sie in der belebten Einkaufsstraße auf eine Bank. Irgendjemand wird die 3 Geschenke wohl schon mitnehmen, dachte er sich. Er selbst stellte sich etwas abseits, um alles zu beobachten.

Es dauerte gar nicht lange, dann ging ein junger Mann auf die Bank mit den Weihnachtspäckchen zu. Er betrachtete sie von allen Seiten, schaute sich suchend um, zog ein kleines flaches Etwas aus der Tasche,hielt es ans Ohr und sprach ein paar Worte. Danach steckte er es wieder in seine Jackentasche und ging auf und ab.....immer hatte er seinen Blick auf die Päckchen gerichtet. Engel Emil wollte gerade auf den jungen Mann zugehen, als mit Sirenengeheul Polizei- und Feuerwehrwagen in die belebte Straße einbogen. Viele Männer sprangen schnell aus den Autos, ein Lautsprecher bat alle Leute, sich sofort von dieser Stelle zu entfernen. Alles wurde hektisch abgesperrt. Engel Emil bekam einen Stoß, so dass er beinahe hingefallen wäre. Er versteckte sich in einem Hauseingang, um zu sehen, was weiter geschehen würde. Dabei sah er, dass die ganze Aktion wohl mit seinen Geschenken zu tun haben musste, denn auch die Polizisten schauten auf die Bank mit den darauf liegenden Päckchen. Es dauerte eine Weile, in der nichts geschah.
Dann kamen zwei weitere Männer und er sah, dass sie mit einem riesigen Wasserstrahl genau auf seine Geschenke zielten, die dann in tausend Teilen durch die Luft flogen.

So schnell wie alles begonnen hatte, so schnell war alles auch wieder vorbei. Die Straße füllte sich wieder mit Menschen, die wie zuvor eilig hin und her liefen. Nur Engel Emil stand immer noch in dem Hauseingang,seine Beine zitterten von dem, was er gerade erlebt hatte. Seine schönen Weihnachtsgeschenke, die Freude bereiten sollten, lagen nun zerstört in einer großen Wasserlache.

Er mußte feststellen, dass die Erde sich verändert hatte. Zum Weihnachtsfest gab es zwar hell erleuchtete,schön geschmückte Häuser und Straßen, doch was war mit den Menschen geschehen? Wo war der Glanz und das Licht in ihren Herzen geblieben?

Nein, hier wollte er nicht länger bleiben. Deshalb bat er Gott Vater um einen Sonnenstrahl, damit er wieder heimkehren konnte in sein Himmelreich und zu seiner Trompete.
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Ich würde mir wünschen, dass nicht nur der Weihnachtsbraten und die Geschenke ausschlaggebend für ein gelungenes Weihnachtsfest sind, sondern dass das Gute im Menschen auch über Weihnachten hinaus unsere Herzen erfüllt.
In diesem Sinne wünsche ich allen ein friedliches Weihnachtsfest......Carla

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Kommentare (2)

Traute Ja so ist es, der Engel lebte ja inzwischen in einem abgeschirmten Kulturkreis und war der Entwicklung, die auf Erden stattfand nicht mehr gewachsen.
Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Der Volksmund sagt die Umwelt formt den Menschen.
Schön und traurig, für den, der noch andere Sitten gesehen und erlebt hat. Wer vergleicht, wertet.
Wer in diese Zeit geboren ist nimmt sie hin, als gegeben, denke ich.
Dein Märchen sollte man in den Schulen vorlesen, es trifft die Kontraste beider Seiten auf den Punkt.
Mit Ähnlichem belehrte man eine Zeit die Kinder. Es waren die Fabeln und die Tiere bekamen Charaktere mit denen die Kinder sich messen konnten und zustimmen oder abwenden.
Es war mir ein großes Vergnügen,
mit freundlichen Grüßen,
Traute
luzi Danke , für Deine wunderschöne Engelgeschichte , sie ist wahr und sie ereignet sich jeden Tag . Aber bedenke auch, das die Menschen durch die bösen Geschehnisse sehr misstrauisch geworden sind , man traut nur noch den engsten Verwandten und sonst niemanden . Ich hoffe, das Du viele Menschen triffst , denen Du trauen kannst und deren Geschenke Du mit Freude annehmen kannst
Ich wünsche Dir und Deinen Lieben ein schönes Fest und ein erfolgreiches Neues Jahr
Deine luzi

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