Ist eine ehrenamtliche Mitarbeit in einem Hospiz etwas für mich?

Autor: ehemaliges Mitglied

Schade, dass ich noch berufstätig bin und über wenig Freizeit verfüge. Sobald ich Rentner bin, werde ich mich dieser Arbeit widmen.

Ich habe mich darüber informiert und herausgefunden: Die Mitarbeit auf einer Palliativstation in einem Krankenhaus, in einem Hospiz oder ambulant bei den Hilfebedürftigen zu Hause ist etwas Besonderes.

Man wird hierfür qualifiziert in einem ca. 120 stündigen Kurs. Hier lernt man den Umgang mit dem Thema Tod und wie man todkranken Menschen helfen kann. Die Menschen, die ich hier kennen gelernt habe, sind keine Missionare mit einem Helfersyndrom, sondern solche die aufgrund von eigenen Erfahrungen im Verwandten- oder Bekanntenkreis die Arbeit dieser Institutionen kennen- und schätzen gelernt haben. Das Alter geht von einem Abiturienten, der ein soziales Jahr machen möchte bis hin zu Mitte 70-jährigen.

In dem Befähigungskurs lernt man z. B. etwas über die Phasen des Sterbens von Schwerkranken nach Kübler-Ross,

5 Phasen:

die erste Phase ist die Phase des Verneinens. Wenn man die Diagnose über die schwere Krankheit erhält glaubt man, man kann nicht gemeint sein. Die Botschaft wird ignoriert.

Die zweite Phase ist die des Zornes: Wie kann ich eine solche Krankheit bekommen, wie kann Gott das zulassen, warum ich?

Die dritte Phase ist die Phase der Verhandlung: Gott, wenn ich dieses Opfer bringe, dann werde ich doch wieder gesund; oder: wenn Gott nicht anerkannt wird, wenn ich z. B. zu einem Geistheiler gehe, dort wird mir bestimmt geholfen, usw.

Die 4. Phase ist die Phase der Depression: Alles hilft nicht. Ich muss sterben. Ich muss den Gang ganz alleine gehen. Ich muss meine Angehörigen, die mich doch sehr brauchen, alleine zurücklassen. Das geht doch nicht. Die Trauer äußert sich nicht nur in Weinen, sondern auch in furchtbaren Beklemmungen, wenn man z. B. nicht weinen kann.

Die fünfte und letzte Phase ist die Phase der Einwilligung: Man schließt mit allem ab. Man wird gelöst.

Nun ist dieses Phasenmodell nicht zwingend hintereinander geschaltet, sondern wechselt auch häufig. Es gibt auch Menschen, die den Tod bis zum letzten Atemzug negieren.

Alles das wird gelehrt. Beim späteren praktischen Umgang mit Sterbenden erhält man eine erhebliche Bereicherung des privaten Lebens. Man gewinnt Erkenntnisse, die einem sonst verborgen blieben.

Anzeige

Kommentare (2)

floravonbistram kann ich dir nur zuraten. Ich mache das schon seit 25 Jahren, Hospitzdienst und Trauerbegleitung. Seit 3 Jahren aber nur noch, wenn zu wenig Helfer da sind.
Herzlichen Gruß
Flo
indeed eine wahrhaft ehrenvolle Aufgabe - aber eben auch eine sehr schwere. Man muss schon sehr stark sein, eine besondere Einstellung mitbringen, um diese Menschen positiv begleiten zu können.

Ich bin heilfroh, dass es diese Einrichtungen gibt, die auch Raum dafür schaffen, würdevoll und in einem besonderen Rahmen Abschied nehmen zu können. Wir müßten noch viele mehr davon haben....

Ich selber habe so viel Elend gesehen. Hilflosigkeit der Angehörigen, die es nicht auf die Reihe kriegen,
vielleicht weil der Mut dazu fehlt oder auch einfach nur aus Unsicherheit, auf die Sterbenden einzugehen, zuzuhören und die Zeit des Besuches meistens auch nur sehr kurz bemessen wird.

Deine Einstellung dazu ist sehr schön. Man entwickelt durch diese Tätigkeit auch immer mehr Bewusstsein seines eigenen Seins, wie wertvoll doch das Leben ist.

Herzliche Grüße Ingrid



Anzeige