Eine Hommage an James Joyce



ja, ich will

ob ich die Sonne nur für dich scheinen ließe, wenn ich göttliche Gaben hätte, hast du damals gefragt;
an jenem Tag, wo wir über die Hügelkette oberhalb der Tauber dem Flusslauf entlang schritten, und uns der abendliche Sommerwind ein Lied sang ...
du sagtest, es mache dir nichts aus, mit mir zu kommen; und du legtest deinen Arm in meine Hüften und zogst mich zu dir hin, damit ich deine Wärme in meinen Körper hineinfließen spürte;
es fröstle dich ein wenig, sagtest du, ja; du sagtest das so dahin, obwohl uns sehr warm war;
und wir legten uns unter einen Heckenstrauch aus wildem Grün und duftenden Blüten; ich in leichter Flanellhose, und du mit deinem dünnen, geblümten Sommerkleidchen aus Seide; und du hattest nicht darauf geachtet, dass es schmutzig werden würde da droben auf dem Teufelskappenberg, wo ich dir zuerst ein Stückchen Apfelkuchen aus dem Mund aß und du sagtest: liebe mich;
und es war Erntedanksonntag, an dem du achtzehn geworden warst in diesem ersten Nachkriegsjahr;
und ich dachte: ich habe nichts und ich bin nichts, und es ist egal, wenn du mich nur liebst, und ich fürchtete, mir ginge die Luft aus von deinen Küssen; ich sagte zu dir: du bist wie eine Bergrose, wie eine, die schöner ist, als die Blumen aller Berge und Täler zusammen;
und der Duft deiner weißweichen Haut betörte mich, und nahm mir die Sinne, als ich dir in die Augen schaute; und weil dein unbändiges Begehren an meinem Körper nagte, sagte ich ja zu mir und bot dir meine ganze Lust an, und du sagtest: ja;
zuerst warst du ganz leise und schautest hinab auf das glitzernde Wasser der Tauber, und ich bettete dich in Blumen, und du fragtest mich, ob ein weißes oder besser ein rotes Kleid zu dir passe als Bergrose; und ich sagte: trage lieber ein rotes, es passt besser zu deinem schwarzen Haar und zu deinen dunklen Augen;
worauf du deine Arme um meinen Hals legtest, ruhig und heftig atmend, und mich zu dir hinab zogst, dass ich deinen warmen Leib spürte; und ich fühlte wie wild dein Herz pochte, und du fragtest mich, ob ich will, und ich sagte: ja, ich will, ja.

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Kommentare (13)

harfe ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar, über den ich mich sehr gefreut habe. Solche Worte lassen sich leicht finden beim Rückblick auf die erste Begegnung zweier junger verliebter Menschen. Erinnerungen daran sind auch eine wohltuende Befreiung. Man sollte sie jedenfalls immer mal wieder zulassen. Auch in meinem Alter mit 76 Jahren noch, hi. Zumal wenn die ersten Eindrücke zwar etwas verblasst sind, sich aber nach 56 Ehejahren kaum verändert haben, hi.
Zu diesem Erinnerungstext angeregt hatte mich das wunderschöne Liebesgedicht „Erste Liebe“ von Marlenchen.
Es grüßt dich herzlich, mit vielen guten Wünschen,
Horst
tilli Du kannst es.Bin durch deine Worte in die Erinnerung gewandert.
Jung sein, ja aber alles geht vorbei. Ich bin so beeindruckt,das du solche Worte gefunden hast.
So Liebe zu beschreiben,zärtlich.schön und voller Erwartung ist wie ein Sonnenschein nach langen Regen.
Danke Tilli
harfe Es ist mir ein großes Bedürfnis, euch für die netten und reizvollen Kommentare zu danken, über die ichi mich sehr gefreut habe.
Wenn ich euch mit dem Text in diese Welt der frühen und ersten Begegnung mit einem geliebten Menschen zurück versetzen konnte, macht es mich glücklich und ich grüße euch Tausendmal mit frohem Herzen,
Horst, die Harfe
ehemaliges Mitglied für mich ist´s nicht nur trefflich ge/beschrieben, sondern auch mutig dazu, denn ich selber wäre nicht imstande, davon so freimütig zu berichten.
Wie gut also, dass Du und andere Autoren diesen Mut besitzen, sich frei machen können vom Beklemmtsein, welches derart Schönes und Einmaliges im verborgenen Inneren ankettet, als wäre es etwas Verfehltes. Ich darf Dir gratulieren, denn hierbei wäre eine lasche Formulierung wie "das hast Du aber hübsch erzählt" ein glatte Untertreibung.
Mit freundlichem Gruß *Otmar*
ehemaliges Mitglied Selten habe ich eine so zärtlich-lyrische Erzählung der ersten großen Liebe
gelesen. Es hat mich 5O Jashre zurück versetzt und die Jugend aufstehen lassen.
Sauber und ehrliche Gefühle - so wunderschön entblättert.
Danke, daß ich das lesen durfte.

liebe Grüße Monika
marlenchen allein die wörter, ja ich will...
sind von einer deutlichkeit geprägt,
die unsere herzen singen lassen!
"wundervoll"
liebe grüße für dich vom marlenchen.
oessilady Es ist rührend,wie du deine erste große Liebe hier beschrieben hast.
Es könnte keine schönere Beschreibung geben !

Meine Hochachtung dem Romatiker harfe. Schön ,so ein inniges Gefühl erlebt zu haben !In diesen schweren Nachkriegsjahren ?
Danke ,und daß dir dieser Sinn für romatische Stunden auf ewig treu bleibt!
berta
ehemaliges Mitglied da ich vollkommen außer Atem war, habe ich ganz versäumt, Dir zu schreiben, wie wundervoll das von Dir gemalte, in die Verschmelzung eintauchende Paar, Deine Liebeserzählung einrahmt. Bezaubernd!

Herzlichst
grüßt Dich
Deine Freundin Sigrun
ehemaliges Mitglied beim Lesen bin auch ich atemlos geworden, um der Schönheit dieser Bilder, die Du, lieber Freund, in Deine äußerst zärtliche lyrische Erzählung gebettet hast. Kann man sein 'Ja, ich will' mit größerer Hingabe ausdrücken? Ich meine 'Nein'.

Vielen Dank für das Lesen einer weiteren kostbaren Perle aus Deiner Feder!

Mit lieben Grüßen
Deine Freundin Sigrun
henryk ...meine Liebe....wie schoen..wie gross...wie seelisch ...Du bist...danke ,dass du noch bei mir bist...danke Dir Gott...Henryk
ehemaliges Mitglied frage mich warum ich das nicht war, und wo war ich..?


Man Reitet durch den Text

Herzlichst der Rolf
harfe danke für deinen lieben Kommentar. Wenn ich den Text laut lese, entwickelt er sich schnell zu einem melodischen Gesang, was er sein soll. Du hast dies gehört, wofür ich dir herzlich danke.
Sei lieb gegrüßt von deinem Freund - Horst
immergruen klingt wie ein Lied und manch einer oder eine kennt die Melodie.
Selten wurde sie so schön gesungen wie von Dir.
Ein Lied, das Erinnerung wurde und dessen Worte bleibende Schätze
sind. Schätze aus Bildern Worten und Gefühlen.
Deine Freundin immergrün

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