Jahreszeiten-Sonette (2/4) – Auf den Sommer




Alfons Mucha (1860-1939): "Sommer" (Ölgemälde)
Public domain. Quelle: wikimedia

Pralles Leben – Sonett auf den Sommer

Der Sommer schenkt wie immer pralles Leben;
sein Füllhorn reicht bei ihm fürs ganze Land;
viel Buntes ziert danach des Weges Rand,
wo Blütenkelche sich zur Sonne heben.

Die Falter scheinen himmelwärts zu streben;
die Vöglein putzen zwitschernd ihr Gewand,
vom Wipfel eines Baums erklingt das Band
der Lieder, wenn sie Wunschkonzerte geben.

Wir atmen auf und werden wieder froh,
sind angeregt von all den Jubelliedern –
dank ihrer brennen Herzen lichterloh.

Wer fühlt nicht Kraft erneut in müden Gliedern?
Hält – zögernd immer noch – sich nun bereit
und wirft sich endlich in sein neues Kleid.

© lillii . (L.R.), . . Februar 2016[/indent]


Johann Nepomuk Hautmann (1820-1903; München): "Sommer (Ceres ?)" *)
Plastik im Gartenparterre von Schloss Linderhof
Foto & ©: elbwolf, 11.05.2015, 13:20

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*) Anmerkung zur Sommer-Plastik in Linderhof, zitiert nach:
[i]Rolf Kurda: "Garten- und Bau-Plastik unter König Ludwig II. Linderhof und Herrenchiemsee" (2009):

"Alle Linderhofer Steinskulpturen, mit Ausnahme der Monopteros-Venus, wurden nach Vorlagen aus Versailles geschaffen …
Beginnen wir … mit den Figuren der vier Jahreszeiten. LeBrun hielt sich mit seinen Entwürfen gerade bei diesen Figuren am wenigsten an die Angaben Cesare Ripas, der alle vier Jahreszeiten durch Frauen personifizierte … Bei LeBrun dagegen sind Winter und Herbst männliche Figuren. Ihre Gegenstücke in Linderhof sind dort die einzigen männlichen Figuren unter den Vierergruppen.
Auch bei der Figur des Sommers hielt sich LeBrun mehr an mittelalterliche Monatsdarstellungen als an die Vorgaben Ripas, der diese Jahreszeit als ein mit Kornähren bekröntes junges Mädchen beschreibt, das er mit einer brennenden Fackel versieht, um die große Hitze, die die Sonne im Sommer verbreitet, anzudeuten. Allerdings könnte man auch hier, wie beim Winter, an eine Götterdarstellung denken, nämlich an die der Ceres, die mit ihren Attributen, den Getreidegarben, wie bei den Versailler Jahreszeiten-Brunnen, als Personifikation des Sommers dienen kann. In Versailles und Linderhof ist der Sommer eine junge Frau, die eine Sichel in ihrer erhobenen Rechten hält und eine aufgestellte Korngarbe mit ihrer Linken fasst. Geringe Unterschiede weist die Faltung der hochgeschlossenen und bis zu den Füßen reichenden Kleider auf."



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Links zu den anderen drei Jahreszeiten-Sonetten:
Jahreszeiten-Sonette (1/4) – Auf den Frühling (Autorin:@clematis)
Jahreszeiten-Sonette (3/4) – Auf den Herbst (Autorin: @immergruen)
Jahreszeiten-Sonette (4/4) – Auf den Winter (Autor:@elbwolf)

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Kommentare (6)

immergruen Erst heute komme ich dazu, "unsere Gemeinschaftsproduktion" unter elbwolfs Schirmherrschaft so richtig anzuschauen, Ich war schon fast unterwegs zum 93. Geburtstag meiner Mutter und hatte andere Dinge im Kopf, als vor meinem Mac zu sitzen.
Ich finde, es sind sehr schöne Verse geworden, die zwar in ihrer Auffassung ganz unterschiedlich sind, aber doch eine große Harmonie ausstrahlen. Und das, obwohl ich von euch bis fast zum Schluss nichts wusste und ich denke, umgekehrt ist das auch so gewesen. Technisch habe ich mich schwer getan und damit vielleicht auch das Erscheinen der Sonette am Freitag Abend verhindert. Beim nächsten Mal wird alles besser, ich verspreche es und ich hoffe, dass wir noch einmal ein gemeinsames Thema finden werden.
das immergruen
lillii Euch Beiden einen lieben Gruß und ein Danke für Euren Kommentar und es freut mich natürlich.... usw.

nun erwarten wir zuerst den Frühling, wie Clematis in so reizvoller Weise beschrieb und dann hoffe ich, dass der Sommer sich auch nicht lange bitten lässt.

Lieben Gruß lillii
Sirona Ich kann nur bestätigen was Clematis bereits geschrieben hat.
Deine Verse haben in mir die Vorfreude auf den Sommer geweckt, insbesondere hat mich Vers 2 sehr angesprochen. Ich kann es kaum erwarten bis die Vögel in unserem Garten wieder ein „Wunschkonzert“ geben. Dann still unter einem Baum zu sitzen, ein Buch im Schoß und zu lauschen ist Balsam für meine Seele.
Sehr schön hast Du das ausgedrückt, liebe Lillii.

Liebe Grüße
Sirona
ehemaliges Mitglied wie gut gelungen ist Dein liebes Sonett auf den Sommer!
Hab jetzt erst die Zeit mir genommen, erst mal richtig durchzulesen.

Wir beide wissen, wieviel Wort-Spielereien dazu nötig sind, um das, was wir vermitteln wollen, auch in Worte kleiden zu können.

Du hast es meisterlich geschafft.
Hab Dank für Dein mit Dabeisein.

Clematis
ehemaliges Mitglied ... das ist nur bildlich gemeint.
Das sind die Tücken der Ungewohnheit - aber es ist eine gute Sache, einen Text, komplett mit allem drum und dran, zunächst einmal im Tagebuch zu entwickeln und am Ende, wenn alles sitzt, auf die endgültige Stelle umzukopieren. Das habe ich mir selber vor einem knappen Jahr hier auch erst zeigen lassen - und Du hast halt ein bisschen mehr Lehrgeld bezahlt.
Dass die vier Sachen (was ich besonders schön finde an den vier Sonetten: zwei sind rein romantisch, eins bissl burschikos und eins fast ein bisschen zu sachlich) alle fühlbar unterschiedlich sind!
Dass sie trotzdem zu ein und demselben Projekt gehören - daran wird doch bestimmt keiner zweifeln!
Herzlichen Gruß - elbwolf
lillii selber einen Streich gespielt oder..
das Schicksal(darüber) hat zugeschlagen....
dieses Jahreszeitensonett "Auf den Sommer"
stand bei den unteren Sonetten, ich hatte es vorher im Tagebuch gespeichert und wollte es dort löschen und habe in meiner Dusselichkeit das unter "Gedichten" stehende gelöscht.
Ich möchte den Webmaster bitten, wenn es ihm möglich ist.. es wieder an der vorigen Stelle zu platzieren... unter den Frühling...
wenn er es denn doch nur lesen wird...????

eine sich schämende,weil nicht aufgepasst, lillii grüßt.

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