Johresändi

Vor em Ändi dänk ech übers alte Johr no noh
ond gnüss die letschte freie Täg eifach so
ech läbe si grad us we se sech gänd
flick nüeme anene ume vor em Johresänd.

Ech ha die letschte Täg am Johresändi gern
si send em Neue nüme wichtig ond scho fern
si hanged noh als Scheme em G’hölz verusse
ond warted bes de Morge dämmeret dosse.

Ernest 1993

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Kommentare (18)

Ernest Herzlichen Dank für deine weiterführenden Gedanken und das originelle Gedicht zu "Oh, hätten wir das doch öfter!
Ja dieser Austausch hat auch mir Spass gemacht und mich bereichert, weil ich die Sprache und im speziellen Mundart mag.
Ich wünsche euch Gesundheit und viel Freude im neuen Jahr.
Ernst
Ernest danke für deine Ergänzungen. Bei uns wird im Alltag Mundart gesprochen und Dialekt schreiben ist populär und findet regen Zuspruch. Was meinen angeht so ist er mit vielen schriftdeutschen Wörtern durchsetzt und nicht originell wie z.B. der Berner, Basler oder Walliser Dialekt, die noch durchs Band ohne schriftdeutsche Wörter und sehr "farbig" daherkommen.

Auch dir wünsche ich Gesundheit und viel Freude im neuen Jahr.
Liebi Grüess. Ernst
ehemaliges Mitglied
..., dass er uns mit seinem Gedicht die Möglichkeit zu diesem interessanten Meinungsaustausch geboten hat! Oh, hätten wir das doch öfter!

Hervorhebung von mir

Es geschah aus dem off,
so zwischen den Jahren,
der elbwolf hofft,
das wir das wieder wagen!

Warum denn,´das frag' ich mal,
soll das erneut nicht glücken?
Der Sprache Zauber ist
geschaffen,
uns Menschen zu berücken.

Ein gutes Neues Jahr
wünscht Euch
Meli
lillii du hast schon recht mit der Annahme, dass dieses Plattdeutsche der holländischen Sprache ähnelt. Ich wohne nur 14 km von der Grenze entfernt,da mischt sich schon etwas.
Doch werden einzelne Gegenstände oder nehmen wir mal das "Schwein" von Ort zu Ort anders benannt.
Hier im Ort heißen Schweine "Kodden" , zwei Dörfer weiter "Puggen".
Verständigung ist trotzdem immer möglich.

Dialektsprache ist schon fast eine Minderheitssprache und wird meist nur noch von Heimatvereinen gepflegt.
Einige Schulen haben es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht, sie nicht ganz aussterben zu lassen.
Darum gefällt es mir besonders, wenn ich Mundartliches lese.

Dir ein gutes Jahr 2015 wünscht

lillii, die sich noch einmal herzlich bedankt.
Ernest Hallo Monika,
vielen Dank für deine Zeilen. Deine Bemerkung ist kurz, bündig und richtig. Mein Übersetzungsversuch "holpert" bedenklich und es bleibt beim Versuch!
Sende dir einen lieben Gruss und wünsche en guete Rutsch is Neui. Ernst
Ernest auch deine Version klingt wie die von Elbwolf und Meli inhaltlich richtig, weicht nur in Nuancen ab. Ich glaube, dass ihr alle die Sprache sehr gern habt und deshalb all diese Details kommentierten.

Ich kenne "plattdeutsch" nicht und habe deine Version genüsslich zweimal gelesen. Ich verstehe eigentlich viele Wörter und erkenne den Sinn gut. Ein ganz toller Dialekt! Hat er eine holländische Färbung?

Liebe Meli, ich brauche Dämmerung persönlich sowohl für die Abend- wie auch Morgenstimmung.

Elbwolf hat richtig erwähnt, dass der Dialekt bezüglich Fassung u. Färbung viele Interpretationen zulässt, - aber alle auf dem richtigen Weg fahren...

Das merkte ich sehr, als ich versuchte, meine Übersetzung möglichst sinngemäss zu machen. Sie "holpert" deshalb im Schriftdeutschen bedenklich stark und spricht mich überhaupt nicht an :

Am Ende denke ich über das alte Jahr noch nach
und geniesse die letzten freien Tage einfach so
ich nehme sie gerade an wie sie sich geben
lebe entspannt und locker vor dem Jahresende.

Ich mag die letzten Tage am Jahresende sehr
sie sind im Neuen nicht mehr wichtig und weit weg
sie hängen noch als Schemen draussen im Gehölz
und warten bis der Morgen dämmert draussen.

Vielen Dank euch allen für diesen interessanten Austausch. Ich wünsche euch einen guten Rutsch und im neuen Jahr Gesundheit und Wohlergehen.
Liebe Grüsse Ernst
Ernest Du hast Frau Google betr. verusse/dosse richtig verstanden, so ist es richtig gemeint. Demnach ist deine Übersetzung mit dem "Kunstgriff" korrekt. Danke für dein Engagement mit meinen 8 Zeilen und Grüsse. Ernst
Ernest ja, bei mir hängen auch die Tage des alten Jahres im Gehölz. Ich verjage sie nicht, weil sie ja von selbst gehen. Ich werde eine Version am Schluss schreiben, es wäre aber im nicht nötig, weil alle eure Kommentare treffend und nicht abwegig sind. Nochmals, es sind versch. Deutungen möglich.

Ich danke dir, Du hast diesen interessanten Austausch der Gedanken zum Glück angezettelt und dein Fazit "Wir Disputanten fahren offenkundig vielgleisig, aber alle in die gleiche Richtung ..." kann ich nur unterstützen, weil ich mit euch fahre.

Grüsse in den Norden nach Friesland. Ernst
Ernest Weil Du so nahe an der Grenze im süddeutschen Raum lebst, verstehst Du natürlich meinen Dialekt. Vielen Dank für deinen treffenden Kommentar, genau diese beschauliche Zeit zwischen den Jahren wollte ich mit dem Gedicht irgendwie festhalten. Und, was ich jetzt merke, der Text kann und darf verschieden interpretiert werden, weil ich es selber beim übersetzen merke.

Seit letztem Jahr wollte ich im Blog einen Bericht über die Rauhnächte und das Perchtentum schreiben. Ich schaffte es noch nicht, weil ich mich zuerst schlau machen muss. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr.
Vielen Dank Meli. Ernst
mondie Danke Ernst für dieses schöne Gedicht, das in alemannischer Sprache für mich mehr Wirkung hat als im Hochdeutschen.
Obwohl ich es zweimal lesen mußte, hab ich den Text gut verstanden.
Danke für's Einstellen.
Lieber Gruß
Monika
Ernest hab Dank für deine spontanen Zeilen. Ich bin überrascht, dass mein Text diesen regen und schönen Austausch mit Meli, lillii und dir brachte. Es ist für mich einfacher, eure verschiedenen Kommentare einzeln zu beantworten, damit ich den "Faden nicht verliere".

Es ist ein schweizerisch-alemannischer Dialekt, insofern aber "unrein", weil er durch Einflüsse aus dem Aargau (Wohnort) und Zürich (ehem. Arbeitsort) verfärbt ist und relativ viele schriftdeutsche Wörter aufweist. Dies ermöglichte dir, den Inhalt gut zu verstehen.

Andere Dialekte wie z.B. der Basler oder Berner Dialekt sind viel uriger und eigenständiger gefärbt, ohne schriftdeutsche Wörter und so schwerer verständlich. Den Reim konntest Du nicht finden, Johresändi habe ich in Prosa geschrieben.

Ich werde versuchen, bei meinem letzten Kommentar an euch eine schriftdeutsche Version zu machen, wobei das auch für mich nicht so einfach ist, weil Timbre dabei verloren geht.
Ernst

PS: Die weiteren KO an Meli, lilii und dich folgen...
ehemaliges Mitglied ..., dass er uns mit seinem Gedicht die Möglichkeit zu diesem interessanten Meinungsaustausch geboten hat! Oh, hätten wir das doch öfter!
In summa summarum glaube ich konstatieren zu können, dass im Gstrüpp die alten Tage hängen und der Morgen endgültig sie verweht, verjagt; sie (still) wartend vorfindet, sie (vom Warten) erlöst - dass sie jetzt, gleich, bald perdu sind!
Wir Disputanten fahren offenkundig vielgleisig, aber alle in die gleiche Richtung ...
Ja, Meli, der vermutete Kunstgriff in der (alemannischen) Wortwahl ist sicher nicht von der Hand zu weisen.
PS: Die Version von lillii verstehe ich auf Anhieb - das machen die paar Jahre beim Rostocker Platt aus.
ehemaliges Mitglied gefällt mir gut!

Wobei ich die Morgensonne im Dialekt der Dämmerung vorziehe.
Aber das liegt wohl daran, dass Dämmerung für mich persönlich eigentlich die Abendstimmung in die Nacht beschreibt.

Lieben Gruß
Meli
lillii so würds für mich klingen..

Bevors zu Ende, denk nach ich übers alte Jahr,
genieß die letzten freien Tage einfach so.
ich leb sie aus, wie's grad sich so ergibt
füg (flick) nichts zusammen mehr vorm Jahresend .

ich mag sie gern,die letzten Tag vorm End' des Jahres,
sie sind dem Neuen nicht mehr wichtig und schon fern,
sie hängen draußen noch als Schemen im Gehölz,
und morgens von der Dämmerung erlöst.

auf plattdeutch noch..

gärn denk ick noh öwwer't End van't olle Joahr,
genüsslick nemm de lästen friehen Dage ick man so,
ick läw se ut, wie ät sick gerade so ergiw,
nix Niehes fang ick an vör't Joahresend.

Mihj gefallt se good, van't Joahr de lesten Dage,
se sünt för't Nieje wichtig nich un ganz wiet weg,
wie Spöksgestalten hangt se in de Strüüke,
drupp wochtend, dat de Morgensünne se verdriw.

da spürt man, wie ein anderer Dialekt anspornt.

lillii
ehemaliges Mitglied ich habe noch einige Male Frau Google befragt.
Die Begriffe verusse und dosse stehen beide für draußen. Jedenfalls habe ich nichts anderes finden können, was aber nicht heißt, dass es so richtig ist.

Doch dadurch bedingt verstehe ich es so:

Ich hab die letzten Tage des alten Jahres gern,
sie sind im Neuen nicht mehr wichtig und schon fern.
Sie hängen noch als Schemen im Gehölz dort draußen
und warten, dass der Morgen dämmert (dr)außen (?).

Aber gut klingt das nicht.

Wenn ich es richtig sehe - und ernest wird es wohl aufklären - dann hat er hier den Kunstgriff gemacht, zwei verschieden klingende Wörter mit der gleichen Begrifflichkeit einzusetzen.

Evtl. könnte man hier übersetzt schreiben

Sie hängen noch als Schemen im Gehölz des Gartens,
wo sie das Morgengrauen still erwarten.

Für mich, muss nicht für andere gelten, ergibt dies ein passendes Bild, mit dem ich viel anfangen kann.

Danke für Euch für die Anregung.

Liebe Grüße
Meli
ehemaliges Mitglied Der Schlüssel zum poetischen Höhenflug in der 2. Strophe ist Vers-2. In Ernest's Original hängen m. E. die Tage des "alten Jahres" im Gebüsch, während es bei Meli - ich weiß nicht, die des alten oder auch schon des neuen wären: Folglich "verjage" ich sie, bei Meli werden sie aber "erwartet und gelebt", könnten beides sein.
Nun ja, ich bin ja auch nicht lediglich 60 km vom Geschehen entfernt, sondern ganze 600, und ein Friese versteht schließlich den Bayern wohl auch nur fragmentarisch (zumindest mundartlich).
Daher danke ich Meli für den Hinweis auf die Webseite zum Wortgut des Alemannischen: die war mir neu und eine Erleuchtung - Elbwolf
PS: Ernest's Verse sind hochpoetisch, und ich würde sie gern absolut richtig verstehen wollen - übernimmt's wer?
ehemaliges Mitglied das gefällt mir sehr gut, vielleicht gerade weil es mit den Worten aus dem alemannischen Sprachraum geschrieben ist.
Ich lebe ja nur 60 km von der Schweizer Grenze entfernt und bin demzufolge häufig dort.

Deine Zeilen haben für mich so einen Klang von Ruhe, Besinnlich- und Bodenständigkeit, den ich emotional sehr gut begreife.
Und das Bild der Tage, die im Gehölz auf die Morgendämmerung warten damit sie gelebt werden, können passt für mich in den Begriff des "zwischen den Jahren".
Es ist eine besondere Zeit, die auch im Alemannischen Sprachraum mit den Rauhnächten eine Besonderheit des Jahres bilden, zumal im Voralpenraum die Rauhnächte noch mit der Überwachung durch die Perchten traditionell angefüllt sind.

Wikipedia - Rauhnacht

@ elbwolf,

dies noch für Dich:

Typischa alemannische Wörter

Schönen Tag und lieben Gruß

Melik
ehemaliges Mitglied In welcher Sprache hast Du bloß Deine Verse geschrieben, sie klingen sehr schön und einige Worte erinnern sogar ans Deutsche! Davon ausgehend habe ich einen Übersetzungsversuch unternommen, aber das Reimen habe ich nicht auch noch geschafft - ist denn wenigstens der Inhalt getroffen - fragt Dich elbwolf und wünscht Dir "Guten Rutsch":
Gern denk ich übers alte Jahr vor seinem Ende nach
Genieße diese letzten freien Tage einfach so
Und leb’ sie aus, wie es sich halt geradewegs ergibt
Denn vor dem Jahresende fange ich nichts Neues an.

Ich mag sie sehr, die letzten Tage eines Jahresends
Fürs Kommende sind sie schon nicht mehr wichtig, ja schon fern
Und Schemen gleichsam hängen sie im sperrigen Gehölz
Wie darauf wartend, dass die Morgendämm’rung sie verjagt.

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