Kantrunde

Autor: ehemaliges Mitglied

Kant: Liebe Freunde, Gerd hat mich gebeten, etwas aus meinem Leben zu erzählen und was das beherrschende Element meiner Geistesarbeit war. Ich will es euch kurz berichten. Meine Eltern waren sehr fromm. Meine Mutter wollte, dass ich in den geistlichen Dienst trat. Durch Vermittlung kam ich an eine Pietistenschule. Dort lernte ich das formale Element der Religion kennen: Immer nur Andachten, Messen, formale Gebete. Zwänge, die mir nicht behagten. Vor allem konnte ich in den formalen Zwängen keinen Sinn erkennen. Ich habe später an der Universität studiert und wollte schon früh in wissenschaftliche Dienste eintreten. Meine Eltern waren nicht vermögend. Ich musste mir meinen Lebensunterhalt selbst verdingen. Ebenfalls war mein größtes Streben, unabhängig zu sein. Deshalb war ich Zeit meines Lebens sehr sparsam. Geizig war ich aber nie, sondern habe, wenn immer ich es konnte, versucht anderen zu helfen.

Gerd: Du hast sogar in späterer Zeit bis zu einem Drittel deines Einkommens gespendet. Hast das so gemacht, dass du keine Dankbarkeit verlangt hast, sondern das so vorsichtig gemacht, dass bei den Geholfenen kein Abhängigkeitsgefühl entstehen musste.

Kant: Davon wollen wir nicht reden. Mein Prinzip war Zeit meines Lebens: Freiheit und Humanität. In diesen Grenzen könnte das Miteinander doch wunderbar verlaufen.

Henryk: Du hast gesagt: Betrachte jeden Menschen niemals als Mittel zum Zweck, sondern stets als Selbstzweck.

Gerd: Ja, so hast du auch gelebt. Hast deine Größe nicht zu Lasten anderer bekommen. Hast bis fast zu deinem 50. Lebensjahr zurückstecken müssen. Andere Menschen hat man dir vorgezogen und trotzdem hast du nicht resigniert.

Kant: Ja, ich habe sicherlich lange warten müssen, bis ich eine ordentliche Professur an meinem Wohnort bekam. Eine hatte ich ausgeschlagen, weil mir die Dichtkunst nicht liegt. Ein Minister Friedrich des Großen hatte aber ein Auge auf mich geworfen und mich gefördert. Da hatte ich Glück.

Gerd: Ja, Immanuel, bescheiden warst du immer. Du hast an das Gute im Menschen geglaubt. Die Vernunft hast du abstrakt gesehen und ihr alles untergeordnet. Dein ganzes Denken war auf die Vernunft gerichtet.

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