Kartenschlagen...........



...damit fing alles an.
Unsere Omi war von der Voraussehung so beseelt, daß sie jedes Jahr zu Sylvester, eine Kartenlegerin kommen ließ.
Natürlich war es jemand aus der Verwandtschaft...........sagt schon alles.
Außerdem war zu dieser Zeit eine Verpflegung Lohn genug.
Zwanzig Jahre später, holte ich meine Großtante zu Besuch zu mir in den Westen. Großtante war sehr mit Gicht geplagt...wir fuhren zu dem damaligen "Bonzen"-Arzt - Köhnlechner - ein Wunder an Heilungskraft und tatsächlich, es ging ihr besser.
Und bei dieser Gelegenheit sprach sie mich darauf an: weeßt de noch, wie's Mariechen auf die Karten pochte?
Ja, ja - ich wußte noch.
Und eines Abends, eine nette Runde von Freunden zusammen - es war Sylvester - holte ich die Karten raus.
Natürlich in voller Absicht vorher auch Tarot-Karten und das Buch dazu gekauft.
Eine etwas skurile Atmosphäre an Lichtquellen hergestellt - den runden Tisch freigemacht und die Karten auf den Tisch geschmissen.
Bedeutungsvoll noch eine Zigarette angezündet und nun ließ ich ziehen.
Jeder durfte Eine ziehen, doch nicht anschauen, was die Spannung noch erhöhte.
Mein Buch dazu lag auf meinen Knieen..........................
Einzeln ließ ich jeden die Karte aufdecken...verstohlen las ich im Büchlein nach, welche Bedeutung sie hatte.
Der "Eine" hatte einen gelben Hintergrund was soviel wie Wohlbefinden und gute Zuversicht bedeutete, der Andere war mit Schwertern geschlagen- ein Kampf sein ganzes Leben lang...etc., es war eine illustre Nacht.
Der nächste Morgen: beim Frühstück ging es schon los --Moni, du mußt mir auch nochmal die Karten legen, schließlich ist heute Neujahr.
Also gut - nun gibt es verschiede Legearten - und die Prophezeihung traf ins Schwarze.........
So langsam bekam ich vor mir selbst Angst, denn es hat sich alles bestätigt, was die Karten zeigten.
Er machte eine große Reise auf die Phillipinen, lernte dort seine heutige Deutsche Frau kennen, baute ein Haus, pflanzte einen Baum, nur das Kind fehlt noch.
Seitdem lege ich keine Karten mehr .... obwohl es manchmal im Freundeskreis reizen würde.
Außerdem fehlt der runde Tisch...den habe ich zersägt - er paßt hier in mein kleines Wohnzimmer nicht mehr rein.
Und somit läuft dieses schon nicht rund und ich bin mit einer guten Ausrede fein aus der Sache raus.
Mit lieben Hexengrüßen
Euer Moni-Finchen




Anzeige

Kommentare (1)

Traute Als ich noch Kind war, war es Gang und Gäbe, das Schicksal zu befragen.
Nun habe ich gehört und gesehen, dass sogar im TV solche Damen zu Gange sind.
Sicher haben wir auch noch die Sprüche parat. Spinne am Morgen, Katze von rechts, bringt Schlechts.
Die Karten hatte mein Vater auch gelegt, sicher von den alten Ahnen in Ostpreußen abgesehen.Im Winter wenn es zeitig dunkel wurde und weniger Arbeit da war, gab es solchen Sachen, Auch Bleigießen und Glücksgreifen. Da wurden Symbole aus Wrucken, Rüben geschnitzt und man musste sie aus einer Schale Erbsen greifen und sofort zeigen. Dann sagte der Chor der Sivesterfeierer, wie das zu deuten wäre.Ja was hat Du nun wieder alles aus der Versenkung geholt, bei mir?
Also fürchte Dich nicht, Du bist nicht allein und wer so viel erlebt hat, der kann auch den Weg eines anderen Menschen, den er kennt ganz gut voraussagen..
Ganz freundliche Grüße, und Dank für die Erinnerungen,
Traute

Anzeige